Beschreibung
Alles beginnt mit einer Tombola. Die kleine Zuppi hat nämlich ein Ferkel gewonnen. Papa macht ein finsteres Gesicht, und noch weniger freut sich der Vermieter Herr Buselmeier. "Raus!", brüllt er und setzt die Familie samt Schwein vor die Tür. Sie ziehen in ein Haus am Rande eines Fußballfelds. Papa wird Platzwart und Schwein Rudi ein erfolgreiches Maskottchen, bis ihm der Schiedsrichter die rote Karte zeigt. Das erfolgreichste Schwein, seit es Wettrennen gibt!
Autorenportrait
Uwe Timm, 1940 in Hamburg geboren, machte zunächst eine Kürschnerlehre, später studierte er Philosophie und Germanistik in München und Paris. Er war Mitherausgeber der AutorenEdition. Für Rennschwein Rudi Rüssel erhielt er den Deutschen Jugendliteraturpreis, das Buch wurde für das Kino verfilmt und in 19 Sprachen übersetzt. Uwe Timm wohnt mit seiner Familie in München und schreibt Bücher für Erwachsene und Kinder.
Leseprobe
Wir haben zu Hause ein Schwein. Ich meine damit nicht meine kleine Schwester, sondern ein richtiges Schwein, das auf den Namen Rudi Rüssel hört. Wie wir zu dem Schwein gekommen sind? Das ist eine lange Geschichte. Zwei Jahre ist das her, da fuhren wir an einem Sonntag aufs Land. Wir, das sind meine Mutter, mein Vater, meine Schwester Betti, die nur ein Jahr jünger ist als ich, und Zuppi, meine kleine Schwester. Wir fuhren in die Lüneburger Heide und dann begann das, was wir Kinder überhaupt nicht mögen - es wurde gewandert. Fürchterlich. Wir latschten durch die Gegend und Vater und Mutter sagten alle naslang: "Guckt mal da, wie schön." Sie blieben dann jedes Mal stehen und zeigten auf irgendeinen Hügel oder einen Baum. Sie erwarteten, dass wir staunten. Aber was soll man schon zu einem Hügel sagen? Und weil wir dann immer sagten, wir wol- len eine Limo, wurde Mutter langsam böse und meinte, wir sollten gefälligst erst mal etwas laufen. Dabei taten uns schon die Beine weh und Zuppi quengelte, sie könne nicht mehr laufen. Daraufhin nahm Vater sie auf die Schultern und stapfte durch die sandigen Wege, schwitzte und redete nicht mehr von der Schönheit der Landschaft. Endlich kamen wir nach Hörpel, einem kleinen Dorf. In einem Gasthof wurde gerade ein Fest gefeiert. Die Dorffeuerwehr hatte ihr 50jähriges Jubiläum. Unter den Kastanienbäumen saßen die Leute an langen Holztischen, tranken Bier und aßen Bratwürstchen. Auf einem Podium spielte eine Blaskapelle. Wir konnten uns endlich hinsetzen und bekamen unsere Limo. Irgendwann hörte die Kapelle auf zu spielen und ein Mann in Feuerwehruniform ging zum Mikrofon und sagte: "Jetzt beginnt unsere Tombola. Jeder, der ein Los kauft, hilft damit, dass wir uns einen neuen Hochdruckschlauch kaufen können. Es gibt viele kleine und einen sehr nahrhaften Hauptpreis." Dann kam ein Mann an unseren Tisch mit einem kleinen Eimer in der Hand und darin waren die Lose. Jeder von uns durfte sich eins kaufen. Mein Los war eine Niete. Betti bekam einen Trostpreis, einen Fahrradwimpel mit der Aufschrift: Freiwillige Feuerwehr Hörpel. Zuppi zog eine rote Nummer. Als die Lose verkauft waren, rannte sie damit nach vorn, zum Podium. Der Feuerwehrmann ließ sich das Los zeigen und rief: "Die Nummer 33! Hier ist die Gewinnerin des Hauptpreises! Wie alt bist du?" "Sechs." "Gehst du schon zur Schule?" "Nein. Ich bin erst vor zwei Wochen sechs geworden." "Weißt du, was du gewonnen hast?" "Nein." "Du hast Schwein. Du hast nämlich ein kleines Schwein gewonnen." Und dann hob der Mann ein Ferkel aus einer Kiste und drückte es Zuppi in die Arme. Die Leute klatschten und lachten. Zuppi schleppte breit grinsend das Ferkel zu unserem Tisch und setzte es Mutter auf den Schoß. Es war ein sauberes rosiges Tier, mit einer dicken Schnauze, kleinen flinken Äuglein und großen Schlappohren. Es sah wirklich niedlich aus, trotzdem machte Vater ein finsteres Gesicht. Als ein Bauer, der an unserem Tisch saß, uns zu dem Ferkel gratulierte, lächelte Vater gequält. Man muss wissen, Vater mag keine Haustiere. Tiere gehören nicht ins Haus, sagt er immer. Und jetzt hatte Mutter dieses Ferkel auf dem Schoß und kraulte ihm das eine Schlappohr. Leseprobe