Beschreibung
Jeder kennt das Sprichwort "in vino veritas" (Im Wein liegt Wahrheit). Aber welche Wahrheit ist damit gemeint? Der renommierte Philosophieprofessor Roger Scruton ist dieser Frage in seinem neuen Buch nachgegangen. Wein - in der richtigen Stimmung und Dosis zelebriert - ist nicht nur eine Wohltat für die Seele, sondern auch ein Stimulans für freies Denken. Die alten Griechen wussten nur zu gut um diesen Zusammenhang. Guter Wein ist ein Elixier für gute Gespräche. Kein Geringerer als Platon hat es eindrucksvoll beschrieben: Wein versetzt den Menschen in einen Zustand der Offenheit und Selbstgewissheit, den ihm nüchtern wohl nie zuteil würde. Ein Lobpreis des Rebsaftes und obendrein die Geschichte jener ewigen Liaison zwischen Denkern und Flaschen - von den dionysischen Hellenen bis zum badischen Tiefgeist Martin Heidegger.
Autorenportrait
Roger Scruton, Jahrgang 1944, ist Publizist und Philosoph mit Lehraufträgen an der Blackfriars Hall in Oxford, dem American Enterprise Institute in Washington D.C. sowie der Universität St. Andrews. Bei Diederichs erschienen bereits Ich trinke, also bin ich - Eine philosophische Verführung zum Wein sowie Schönheit - Eine Ästhetik. Mit seiner Familie lebt Scruton im ländlichen Wiltshire.
Leseprobe
Dieses Buch ist kein Weinführer. Es handelt vom Denken, vom Nachdenken über Wein. Von einem Anhänger des Glücks den sinnlichen Genüssen gewidmet, stellt es eine Verteidigungsschrift dar, gerichtet gegen das Laster und votierend für die Tugend. Es wendet sich an Gläubige wie Atheisten, an Christen gleichermaßen wie an Juden, Hindus und Moslems, an alle denkenden Menschen, die ob der Freuden der Meditation den körperlichen Genüssen nicht abhold sind. Ich werde mit den Gesundheitsfanatikern ins Gericht gehen, mit den verrückten Mullahs und all jenen, deren Horizont ein engstirniger Standpunkt ist. Ich will versuchen, die Plato zugeschriebene Einsicht zu verteidigen, dass 'die Götter den Menschen nie etwas Wertvolleres und Besseres zukommen ließen als den Wein'. Und ich bin der festen Überzeugung, dass jeder, der sich diesem unschuldigen Unternehmen entgegenstellt, damit den Beweis seiner eigenen Bedeutungslosigkeit erbringt. Chris Morrissey, Bob Grant, Barry Smith und Fiona Ellis haben frühere Fassungen des Texts gelesen und ihre Kritik hat mir sehr geholfen. Aus einem Fass getrunken habe ich darüber hinaus mit Ewa Atanassow und Thomas Bartscherer, die, soweit ich mich erinnern kann, auch wichtige Anmerkungen gemacht haben. Zu besonderem Dank bin ich meiner Frau Sophie verpflichtet, die zwölf Jahre lang meine Forschungsarbeiten ertragen hat, deren Ergebnisse hier ihren Niederschlag gefunden haben. Einen Teil meiner Recherchen habe ich seinerzeit im Auftrag des New Statesman durchgeführt. Die Geduld der Redaktion war vorbildlich, wenn man bedenkt, dass ich mich in dieser angesehen linksliberalen Londoner Zeitschrift in meiner Kolumne mit Themen wie Tradition, Familie, Hierarchie, Jagd und Gott beschäftigt habe - immer bemüht um Anregungen, wie man sich dieser unerträglichen Themen am besten entledigt. Ich habe viel Spaß mit dieser Kolumne gehabt und darin viel von dem verarbeitet, was mir alltäglich widerfahren ist. Auf den folgenden Seiten habe ich auf andere bereits veröffentlichte Texte zurückgegriffen, insbesondere auf ein Kapitel mit der Überschrift 'Die Philosophie des Weins', das ich für den von Barry Smith herausgegebenen Sammelband mit dem Titel Geschmacksfragen: Die Philosophie des Weins verfasst habe. Dieser Text bildet die Grundlage für das Kapitel 'Der Sinn des Weins' des hier vorliegenden Buchs. Ferner habe ich mich zweier Texte aus Festschriften bedient, einen für meinen Lehrer Laurence Picken, verfasst für einen jüngst erschienen Band, der dem Jesus College in Cambridge gewidmet ist, und einen für ein Buch zu Ehren von David Watkin, herausgegeben anlässlich seiner Emeritierung.Teile des Kapitels 'Sein und Bewusstsein' verwenden Texte, die ich in Technology Review einer online publizierten Zeitschrift des MIT veröffentlicht habe. Seit den ersten historischen Aufzeichnungen wissen wir, dass sich die Menschheit das Leben durch die Einnahme von Rauschmitteln erträglich gestaltet. Zwar gibt es deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Kulturen hinsichtlich der tolerierten, geförderten und verbotenen Substanzen, aber in einem Punkt scheinen sich alle einig zu sein: egal was man sich zuführt, es sollte die öffentliche Ordnung dadurch nicht gestört werden. Die Friedenspfeife der amerikanischen Ureinwohner steht wie die Wasserpfeife im Mittleren Osten für eine Form sozial akzeptierter Bedröhnung, bei der, unter Einhaltung gepflegter Umgangsformen, harmlose Empfindungen und heitere Gedanken aus den Schwaden des geteilten Tabakgenusses emporsteigen. Manche würden auch Cannabis hierunter einordnen, wiewohl neurologische Befunde hier eine etwas andere Interpretation nahelegen. Der eigentlich problematische Fall ist jedoch nicht Cannabis, sondern Alkohol, der einen unmittelbaren Effekt auf die körperliche Koordinationsfähigkeit, das Verhalten, die Gefühle und die intellektuelle Leistung entwickelt. Ein Besucher von einem anderen Planeten, der vom Wodka berauschte Russen, Tschechen im Würgegriff des Slivo