Beschreibung
"Ein unverzichtbares Lexikon." Käfer-Zeitung "Mit dem Lexikon der Lebensart bewegt man sich souverän auf jedem Parkett." Sternklasse "Amüsant zu lesen sind die Erklärungen von A bis Z rund um Stil, Luxus und Lebensart. Ob Hermès, Herrenhüte oder Heroin Chic - das Werk umfasst trendmäßig viele Epochen und Facetten." Öko-Test
Autorenportrait
Andreas Odenwald, Studium der Psychologie, ist seit über 30 Jahren Journalist. Er war Reporter, Musikkritiker und Chefredakteur bei namhaften Blättern und Pressechef eines Theaters. Heute arbeitet er für das Hamburger Gesellschaftsmagazin "Park Avenue" un
Leseprobe
Der Wunsch abzunehmen, »abzuspecken«, schlanker zu werden, ist einer der größten gemeinsamen Nenner in der erwachsenen Bevölkerung. Es passiert zwar immer mal wieder, dass eine mit schwellenden Formen gesegnete prominente Film oder Theaterschauspielerin den übergewichtigen Frauen im Publikum wenigstens vorübergehend die Komplexe vertreibt. Und ein wohlbeleibter Bonvivant strahlt nach wie vor mehr Lebensfreude und Genialität aus als ein spindeldürrer, asketischer Marathonläufer. Doch der Trend lässt sich wohl nicht mehr umkehren: Die Schlankheit ist das dominierende Körperideal. Und das bei beiden Geschlechtern. Barocke Formen werden heute allenfalls noch auf einem Gemälde von Peter Paul Rubens (1577-1640) oder bei der Wiederaufführung von Marco Ferreris berühmter Filmsatire »Das große Fressen« (1973) als reizvoll oder zumindest amüsant empfunden. Von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen, gelten solide Leibesfülle und mollige Figur beinahe schon als ungehörig, anstößig. Wonnekörper und Waschbrettbäuche wohin man auch blickt, schlanke Gestalten: Die Filmschönheiten aus Hollywood und Babelsberg. Die Sportler und die Models sowieso. Die Fernsehprominenz auf allen Kanälen. Die zarten verhuschten Rocksängerinnen und deren männliche Kollegen nebst dazugehörigen Musikanten, die oft derart abgemagert sind, dass man ihnen am liebsten ein Butterbrot zustecken möchte. Die fröhlichen Zeitgenossen, die man in der Bar oder in der Diskothek sieht. Die atemberaubenden Stromlinienkörper in den Annoncen der Lifestyleblätter. Die Waschbrettbäuche und die Wespentaillen, die in den Fitnessstudios um die Wette strampeln. Die Banker und Manager, die zum Frühstück im Speisewagen ein Knäckebrot und ein Glas Wasser bestellen. Und die Operndiven sind auch nicht mehr, was sie mal waren. Irgendwann ist es dann so weit. Man mag sich selber nicht mehr. Man möchte auch so gertenschlank sein, leicht und ohne aus der Puste zu kommen die Treppen hinaufschweben. Wie erreicht man nun möglichst schnell dieses Ziel? Die Crux an der Sache ist die, dass es nicht von heute auf morgen funktioniert. Es kann Monate dauern, manchmal sogar Jahre. Ungeduld verbietet sich also. Doch vertrackterweise ist gerade dieser Wesenszug bei allen »Abnehmern« besonders ausgeprägt. Jeden Tag mehrmals auf die Waage und bei jedem Gang am Wandspiegel vorbei der prüfende Blick: Schlabbert er schon ein bisschen, der früher eng anliegende Pulli? FdH oder Sport? Der Methoden gibt es viele: hunderte Diätvarianten, wie religiöse Lehren angepriesene Fastenkuren, Selbstkasteiungen. Manche schwören darauf, die Speisemenge zu halbieren, was unter dem Kürzel »FdH« (»Friss die Hälfte!«) in den Sprachschatz eingegangen ist. Andere empfehlen regelmäßigen Sport bis an die Grenze der Erschöpfung, damit möglichst viele Kalorien »verbrennen«. Den Appetit mit starkem Tabakgenuss zu dämpfen, wie das früher unter klammen Studenten üblich war, ist völlig aus der Mode gekommen. Zwei ernsthafte Empfehlungen. Erstens: Wer es wirklich tun will (wir reden hier nicht von drei oder vier Kilogramm), möge sich vorher schlau machen über die Vorgänge und Gesetzmäßigkeiten der Ernährung im Allgemeinen und die Gegebenheiten des eigenen Körpers im Besonderen. Sich mit einem Fachmann im weißen Kittel zu beraten bringt dabei erheblich mehr, als den 43. »todsicheren Tipp zum A.« zu befolgen. Zweitens: Man lässt es. Adel Soziologisch gesehen birgt unsere Gesellschaft kaum noch Rätsel. So gut wie jeder Bereich ist vermessen, ausgezählt, abgefragt. Nur eine einzige Gruppe existiert noch, über der zumindest der Schleier eines Geheimnisses liegt: der Adel. Das ist eigentlich paradox, denn die öffentliche Neugier ist gerade, was diese Gruppe betrifft, besonders groß. Doch das Gros der Bevölkerung weiß über den A. wenig, hat allenfalls einige verschwommene Vorstellungen. Man kennt vielleicht jemanden mit einem »von« im Namen, ist aber bereits bei der Frage überfordert, wie ein Graf korrekt anzusprechen ist. So ist es k