Beschreibung
Benedikt und die Kunst, den rechten Weg zu finden 'Der Weg allein ist nicht das Ziel. Nur unterwegs zu sein, ohne das Ziel zu kennen, füllt den Menschen nicht aus.' Der Benediktinerabt Odilo Lechner schöpft aus seinem reichen Erfahrungsschatz als Mönch und erzählt davon, wie man das Glück und den richtigen Weg im Leben finden kann. Anhand von Bildern, Gleichnissen und Geschichten lehrt er, die Welt immer wieder in einem neuen Licht zu sehen und sich selbst und anderen zu begegnen. Die Frage nach dem richtigen Weg im Leben beschäftigt Menschen jeden Alters und jeder Zeit. Schon die ersten Christen wurden 'Menschen, die auf dem Weg sind' genannt. Für Abt Odilo verbildlicht das Kreuz als Symbol des Christentums die inneren und äußeren Wege, die der Mensch in seinem Leben beschreiten kann. Diese Wege gilt es mit allen Sinnen wahrzunehmen, ohne dabei das Ziel aus den Augen zu verlieren. Anleitungen dafür gibt die 1500 Jahre alte Klosterregel des heiligen Benedikt. Mit weisem Humor und feinsinnigem Widerspruch verdeutlicht Abt Odilo, dass der Mensch nicht vor sich selbst oder schwierigen Situationen fliehen kann, sondern sein Glück nur findet, wenn er sich dem Leben stellt. In einfachen Meditationen und Geschichten zeigt der Benediktinerabt, dass dabei der Weg zu sich selbst genauso wichtig ist wie der Weg zu seinem Nächsten.
Autorenportrait
Dr. Odilo Lechner OSB, geb. 1931 in München, leitete von 1964 bis 2003 die Klöster Sankt Bonifaz in München und Andechs. In seiner Amtszeit wurde die kriegszerstörte Basilika Sankt Bonifaz wieder aufgebaut. Als Altabt ist Odilo Lechner heuteals Kolumnist, Buchautor, Firmspender und Referent tätig.
Leseprobe
Vorwort "Oft suche ich die Wege, die ich gegangen bin, die alten Wanderwege, die Straßen und die Stege, und gehe sie noch einmal in meinem Sinn." FRITZ GRASSHOFF Dieses Buch soll Sie einladen, Wege Ihres Lebens zu betrachten und zu bedenken. Denn seine Wege zu bedenken ist gut nicht nur für den Einzelnen. Im Buch Deuteronomium lesen wir das als eine Mahnung an das ganze Volk Israel: "Gedenke des ganzen Weges, den dich der Herr, dein Gott geleitet hat." Ich selbst blicke zurück auf einen Weg, der mich mit 21 Jahren ins Kloster geführt hat, um den Weg zu gehen, den die Regel des heiligen Benedikt aus dem 6. Jahrhundert entwirft. Sie gab mir die tröstliche Gewissheit, dass schon viele Menschen diesen Weg gegangen sind. In jedem Jahrhundert ein wenig anders, in jedem Kloster ein wenig anders und ein jeder Einzelne ein wenig anders. Ich habe eigentlich nie bereut, diesen Weg eingeschlagen zu haben, auch wenn ich oft nicht recht sah, wie dieser Weg in den Erschütterungen des 20. und den Ungewissheiten des 21. Jahrhunderts weitergehen soll. Es ist gut zu wissen, dass man nicht allein ist, dass man nicht allein den Weg geht. Es ist ebenso notwendig zu wissen, dass keiner den Weg eines anderen nachahmen kann, dass jeder seinen eigenen Wege finden muss. Aber hilfreich ist es, aus den Wegen zu lernen, die andere gegangen sind, und die Zuversicht zu haben, dass kein Weg in den Abgrund führen muss. Dankbar bin ich allen, die meinen Weg begleitet haben, auch wenn ich immer wieder einen Weg ganz für mich allein suchen muss. Albrecht Goes, ein evangelischer Dichter und Theologe des 20. Jahrhunderts, beginnt ein Gedicht mit dem schlichten Vers: "Klein ist, mein Kind, dein erster Schritt, klein wird dein letzter sein. Den ersten gehen Vater und Mutter mit, den letzten gehst du allein." Das ist für mich tröstlich: Auch große Wege beginnen und enden mit kleinen Schritten. Wir dürfen immer wieder gemeinsame Wege gehen. Wo sich Wege trennen, wo wir ganz allein einen Weg weitergehen müssen, dürfen wir daran glauben: All die vielen Wege, die Menschen gehen, führen auch wieder zusammen, haben ein gemeinsames Ziel. So lautet die letzte Strophe des Gedichts: "Geh kühnen Schritt, tu tapfren Tritt. Groß ist die Welt und dein. Wir werden, mein Kind, nach dem letzten Schritt wieder beisammen sein." Der deutsche Papst, der am 19. April 2005 den Namen Benedikt XVI. annahm, hat seinen letzten Vortrag als Kardinal Ratzinger außerhalb Roms in Subiaco gehalten, wo der heilige Benedikt sein klösterliches Leben begann. Am Ende dieses Vortrags sagte er: "Wir brauchen Menschen, die den Blick geradewegs auf Gott richten und von dort her das wahre Wesen des Menschen begreifen. Wir brauchen Menschen wie Benedikt von Nursia." Er gibt in seiner Regel "Weisungen, die auch uns den Weg zeigen, der nach oben führt, heraus aus der Krise und aus den Trümmern". Die Landkarte der Seele DAS FERNROHR Als Kind habe ich immer geglaubt, dass da, wo mein Blick endet und sich Himmel und Erde berühren, die Welt aufhört. Doch als ich dem Horizont entgegengelaufen bin, habe ich gemerkt, es geht da immer weiter und weiter. Es gehört zur Natur des Menschen, immer weiterzugehen und die Grenzen der Erfahrung und des Wissens zu verschieben. Sosehr wir den Baum bewundern, weil er fest verwurzelt ist und unverrückbar steht, so können wir doch nur leben, indem wir uns bewegen. Wir dringen in unbekanntes Terrain vor und ergehen uns einen Ort nach dem anderen. Selbst als der Mensch die Erde noch nicht verlassen konnte, hat er sich in Gedanken ausgemalt, was es hinter dem Sichtbaren, jenseits der Milchstraße, noch zu entdecken gibt. Erfindungen wie das Fernrohr sind ein Sinnbild für die Sehnsucht des Menschen, Unbekanntes zu erkunden und in Vertrautes zu verwandeln. DER NAVIGATOR Der Mensch ist ein Homo viator, einer der wandert, unterwegs ist, einen Weg geht. Wer sich aber auf einen Weg zu einem Ziel macht, braucht Orientierung. Leseprobe