Beschreibung
Adrian Mole meldet sich wieder zu Wort. Und das zu jedem erdenklichen Thema. Ob postmoderne Katzengedichte, die Wohnungseinrichtung von Mahatma Gandhi oder das Liebesleben der Schwäne - unser aller Lieblingsintellektueller hat sich schon tiefgründige Gedanken darüber gemacht. Adrian Mole ist inzwischen 34 3/4. Der großer Tony-Blair-Fan ist dabei, sich ein Loft in Ashby-de-la-Zouch zu kaufen. Aus Angst vor den Massenvernichtungswaffen des Irak, die laut Blair innerhalb von einer Stunde Zypern erreichen können, möchte er seinen Urlaub auf der Insel stornieren. Doch um seine Kaution vom Reisebüro zurückzuerhalten, benötigt er Beweise. Darum bittet er den Premier um eine kurze Notiz ('handschriftlich reicht völlig aus') mit der geforderten Bestätigung. Außerdem lernt er Marigold, die leidenschaftlich gerne Puppenhäuser baut, und deren zu 100 Prozent organisch-selbstgestrickte Eltern kennen. Dann lernt er auch noch Marigolds Schwester kennen, die im Gegensatz zu ihr ganz und gar nicht verklemmt und altjüngferlich ist. Auch sonst läuft erwartungsgemäß alles nicht so ganz rund in Adrians Leben: Die neueste Schrulle seiner Eltern ist es, alte Häuser zu renovieren, seine Schwester ist immer noch mit ihrem drogensüchtigen Freund zusammen, und Adrian selbst versucht sich mit weniger als mäßigem Erfolg in der Schriftstellerei.
Leseprobe
Wisteria Walk Ashby-de-la-Zouch Leicestershire Persönlich und vertraulich Herrn Premierminister Tony Blair Downing Street 10 Whitehall London SW1A 29. September 2002 Sehr geehrter Herr Premierminister, wie Sie sich vielleicht noch erinnern, haben wir uns 1999 im Unterhaus bei einem Empfang der norwegischen Lederindustrie kennen gelernt. Pandora Braithwaite, gegenwärtig Staatssekretärin für Altlastensanierung, war so freundlich, uns bei dieser Gelegenheit einander vorzustellen. Wir unterhielten uns ein wenig über die BBC, wobei ich mir erlaubte, auf die unverschämte Haltung der Fernsehanstalt gegenüber Drehbuchautoren aus der Provinz hinzuweisen. Leider wurden Sie in diesem Augenblick wegen einer dringenden Angelegenheit ans andere Ende des Saals gerufen. Ich möchte Ihnen mit diesem Brief meinen ausdrücklichen Dank dafür aussprechen, dass Sie mich vor der unmittelbaren Bedrohung Zyperns durch die Massenvernichtungswaffen Saddam Husseins gewarnt haben. Ich habe nämlich eben erst für mich und meinen ältesten Sohn einen einwöchigen Urlaub Anfang November auf Zypern, in den Athena Apartments in Paphos, gebucht, zum Gesamtpreis von 571£, inklusive Flughafengebühren. Johnny Bond vom Reisebüro Latesun Ltd. verlangte hierfür eine Anzahlung von 57,10£, die ich am 23. September entrichtete. Sie können sich sicherlich vorstellen, wie entsetzt ich war, als ich tags darauf im Fernsehen Ihre Rede im Unterhaus hörte, in der Sie das Parlament in Kenntnis setzten, dass Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen binnen fünfundvierzig Minuten Zypern erreichen können! Selbstverständlich rief ich daraufhin sofort Johnny Bond an und stornierte den Urlaub. (Bei nur fünfundvierzig Minuten Vorwarnzeit ist mir das Risiko zu groß, am Strand zu sitzen und damit außer Hörweite einer eventuellen Warnung des Auswärtigen Amts zu sein.) Allerdings stehe ich nun vor folgendem Problem: Latesun Ltd. weigert sich, mir meine Anzahlung zurückzuerstatten, sofern ich nicht einen schriftlichen Beweis beibringe, aus dem hervorgeht, dass a) Saddam Hussein Massenvernichtungswaffen besitzt, b) er sie binnen fünfundvierzig Minuten zum Einsatz bringen kann und c) diese Waffen Zypern erreichen können. Johnny Bond, der nach Auskunft seiner Kollegen gestern 'außer Haus' war (ich vermute, er war auf der Antikriegsdemonstration), wagt es also, Ihre vor dem Unterhaus getroffenen Aussagen zu diesem Thema in Zweifel zu ziehen! Wäre es Ihnen wohl möglich, mir eine handschriftliche Erklärung zuzusenden, in der Sie bestätigen, dass die Bedrohung für Zypern tatsächlich besteht? Ich könnte Ihr Schreiben dann Johnny Bond vorlegen und meine Anzahlung zurückerhalten. Einen Verlust von 57,10£ kann ich im Moment nur schwer verschmerzen. Damit verbleibe ich mit vorzüglicher Hochachtung Ihr Adrian Mole PS: Könnten Sie vielleicht Ihre Frau Cherie fragen, ob sie eventuell gewillt wäre, bei der diesjährigen Weihnachtsfeier unserer Schreibgruppe am 23. Dezember als Gastrednerin aufzutreten? Will Self hat abgelehnt - ziemlich unverblümt, ehrlich gesagt. Leider können wir kein Honorar bezahlen oder Unkosten erstatten, aber bestimmt würde sie an unserem aufgeweckten und anregenden Grüppchen ihre helle Freude haben. Und ansonsten, Herr Premierminister, machen Sie weiter so! Gute Arbeit! Samstag, 5. Oktober 2002 Habe mir heute eine Loftwohnung in der ehemaligen Batteriefabrik am Rat Wharf in den Docks angesehen. Laut Mark B'astard, dem Immobilienmakler, sind die Apartments mit Kanalblick bei der jung-dynamischen Yuppie-Klientel heiß begehrt und gehen weg wie warme Semmeln. Die Lage ist großartig, nur fünf Minuten zu Fuß bis zur Buchhandlung, in der ich arbeite, immer am Kanal entlang. Die Wohnung besteht aus einem großen Raum plus Bad aus Glasbausteinen. Als Mark B'astard Pinkeln ging, konnte ich seine verschwommenen Umrisse erkennen. Falls ich die Wohnung kaufe, werde ich meine Mutter bitten, mir Vorhänge zu nähen. Vom Balkon aus, so einer Leseprobe