Beschreibung
Ein verwunschenes Jagdschloss in den Bergen Siziliens. Eine Schar von Bäuerinnen, die sich voller Leidenschaft der regionalen Küche hingibt. Und eine schöne Herrin mit einer rätselhaften Aura und einer faszinierenden Vergangenheit. Nicht nur die Amerikanerin Marlena und ihr venezianischer Mann Fernando zieht die Mystik dieses Ortes in ihren Bann.
Autorenportrait
Marlena de Blasi, geboren 1956 in New York, war in Amerika Küchenchefin, Journalistin und Restaurantkritikerin und hat zwei Kochbücher über die regionale italienische Küche verfaßt. Sie und ihr Mann Fernando leben heute in Orvieto und veranstalten Feinschmeckerreisen durch die Toskana und Umbrien. Nach »Tausend Tage in Venedig« setzte sie ihre Romanze in »Tausend Tage in der Toskana«, »Tausend Tage in Orvieto« und »Tausend Tage in Sizilien« fort.
Leseprobe
Prolog Die folgende Geschichte kann nur von Sizilien handeln. Und Sizilien kann nur eine Insel sein, weniger durch die Launen der Natur bedingt, als vielmehr durch ihre eigene Überheblichkeit. Als hätte sie sich von Italien gelöst, wenn sie nicht ohnehin schon vom Festland getrennt gewesen wäre. Dennoch ist dies keine Geschichte nur über die Insel, sondern über einen Weiler in der Mitte der Insel. Oben auf der Insel. Ein Weiler, der aus angehäuften Steinen besteht und sich in die Spalte eines einsiedlerischen Berges unterhalb von Tempelruinen schmiegt. Über dem Weiler liegt ein Hochplateau, auf dem fast ausschließlich Weizen angebaut wird. Schafe und Ziegen grasen auf verdorrten Weiden. Das einzige Wasser in der Gegend ist ein metallisch schimmernder Fleck an der Stelle, wo der weiße Himmel auf die gelbe Erde trifft und nur der Weizen wogt, seine zitternden goldenen Halme rauschen wie das Meer und neigen sich in den von der Göttin gesandten Winden. Steinzeitliches Gewirr aus Myrte, Ginster, wildem Majoran und wildem Thymian klammert sich an die steilen Abhänge, und das einzige Geräusch in der lastenden Stille ist das garstige Wispern des Scirocco. Hier kann das Leben, das vor drei Jahrtausenden gelebt wurde, oder in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, oder, wie in diesem Fall, vor etwa siebzig Jahren, im Kern noch genauso aussehen wie das, was den Ereignissen von vorgestern zugrunde liegt. Nichts ist verloren gegangen, man hat nichts vergessen oder schleifen lassen, sodass hier noch immer ein verblüffendes Stammesdenken vorherrscht. Die ferne Vergangenheit, die nahe Vergangenheit und die Gegenwart sammeln sich und existieren in dieser Beständigkeit fort. Und wäre da nicht die augenscheinliche Vorliebe für moderne Waren und Ideen, käme man in arge Bedrängnis, wollte man einen bestimmten historischen Augenblick an der Art erkennen, wie er hier aussieht, sich anfühlt und klingt. Das gilt insbesondere für einen Abendspaziergang durch die Ruinen des Demetertempels. Zwischen den großen, gerieften Säulen, die hingestreckt im Mondschein glänzen, streifen unsere Stiefel über wilden Thymian, und verdorrtes Geäst zerreißt mein Kleid. Ein Stück weißes Leinen an einer Zistrose. Hier in diesen Bergen wandelte einst die griechische dreifache Muttergöttin, zuständig für Getreide, Fruchtbarkeit und Jahreszeiten. Und sie wandelt noch immer, werden Ihnen die Einheimischen erzählen. Demeter hat Licht in das Mysterium der Aussaat von Samen unter die Erde gebracht, wie man sie schützt, nährt und zur Reife bringt. Widerhall des Weiblichen, von anderen Samen, die in die dunklen, samtenen Winkel eines Leibes gepflanzt werden. Unter Demeters Willenskraft gediehen die Ernten der ortsansässigen Stämme, da die Göttin die Sonne, den Regen und den Wind zu ihren Gunsten beschwor. Die Einheimischen ihrerseits ehrten die Göttin mit großen Feuern unter strahlendem Vollmond und den rituellen Opfergaben von Brot und Wein. Alles war Elysium bis zu dem Tag, als Pluto sich Demeters Tochter Persephone bemächtigte. Das Kind hatte am See von Pergusa vor den Stadtmauern von Enna Blumen gepflückt, als der Gott der Unterwelt sie erblickte. Er war von ihr wie verzaubert und wollte sie zur Braut haben. Pluto trug das Kind zu Hades, lockte es mit den Samen eines Granatapfels und bekam von Zeus die Erlaubnis, Persephone zu behalten. Demeter verbannte die Sonne, hüllte die Bergdörfer und die fruchtbaren Felder - und somit die Erde selbst - in Dunkelheit, bis sie mit Zeus einen Pakt schloss: Jedes Jahr sollte ihre Tochter für sechs Monate ihr gehören. Nachdem Persephone wieder an ihrer Seite war, entzündete die Göttin die Sonne und ließ den warmen Regen auf die Erde fallen, um beides erneut außer Kraft zu setzen, sobald ihr Kind zu Hades zurückkehrte. Die Dorfbewohner und Bauern hier erzählen die Geschichte von Demeter und Persephone so verwundert und gequält, als wäre sie erst gestern geschehen. Sie erzählen sie genauso wie die Geschichte von Maria und Jesus. Sie gl
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Eine kulinarische Reise - Sizilien für alle Sinne