Beschreibung
Rumänien im Jahr von Tschernobyl, 1986. Ein Elfjähriger wird Zeuge, wie Beamte des Geheimdiensts seinen Vater abholen. Von Monat zu Monat schwindet die Hoffnung, ihn wiederzusehen. Mit rührender Aufmerksamkeit versucht der Junge, der tapferen, als Jüdin und "Dissidentin" geächteten Mutter den Vater zu ersetzen, während er ihr die Schikanen in der Schule verschweigt. Er begleitet sie zum "Genossen Botschafter", von dem sie sich Hilfe erhofft, sinnt auf eigene Wege, um den Vater aus dem Arbeitslager am "Donaukanal" freizubekommen. Im Turnlehrer, der die Kinder bei Radioaktivitätsalarm zum Fußballspiel zwingt, in den verrohten Jugendlichen, die vor keiner Gewalttat zurückschrecken, in den Bauarbeitern, die behaupten, seinen Vater gesehen zu haben - überall begegnet ihm das zynische Spiel mit Angst und Hoffnung, Erpressung und Verrat. Doch er führt seinen Krieg, wehrt sich gegen die Unmenschlichkeit, und in einem grandiosen Finale kämpft er um seinen Vater - gegen die ganze Welt. Konsequent aus der Sicht eines Kindes schildert György Dragomán die Amoralität einer politisch terrorisierten Gesellschaft. Sein suggestiver Stil nimmt vom ersten Satz an gefangen. Die traumwandlerische Leichtigkeit und Schönheit der Sprache, in der souverän von menschlicher Größe und Niedertracht erzählt wird, machen die Lektüre unvergeßlich.
Autorenportrait
György Dragomán, 1973 in Marosvásárhely (Târgu-Mures) / Siebenbürgen geboren, übersiedelte 1988 mit seiner Familie nach Ungarn. 2002 erschien sein preisgekrönter erster Roman, A pusztítas könyve (Das Buch der Zerstörung). Er hat über Beckett promoviert, übersetzt aus dem Englischen und arbeitet als Webdesigner. Der weiße König (2005; dt. 2008) ist in dreißig Ländern erschienen. Dragomán lebt in Budapest.
Leseprobe
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