Beschreibung
Von der Verbreitung und Wirkungsgeschichte her ist die Bibel ohne Zweifel das bedeutendste Buch der Menschheit. In direkter und indirekter Weise prägt sie mehr als die Hälfte der heute lebenden Menschen, nämlich Christen, Juden und Moslems. Ihre Entstehungsgeschichte erstreckt sich auf rund 800 Jahre. Sie verbindet nicht nur die Weltdeutung zweier großer Kulturräume, den semitischen und den indo-europäischen, in ihr fließen auch die Weltdeutungen der jüdischen und der griechischen Kultur zusammen. Überdies lassen sich deutliche Spuren der ägyptischen, babylonischen, persischen, kanaanäischen und der römischen Kultur finden. Sie ist zunächst das Ergebnis eines komplexen Prozesses der Abgrenzung gegenüber fremden Weltdeutungen und Religionsformen.Die Beiträger dieses Bandes, ausgewiesene Theologen und Religionswissenschaftler, betrachten die Bibel vor allem unter den Aspekten der Kulturgeschichte und der Kulturanthropologie. Einer Spiegelung von Lebenswelten und Kulturstufen gleich, wird sie auf die verschiedenen Kulturformen, auf die soziale Schichtung, das Verhältnis der Geschlechter, die Rollenverteilung, Herrschaftsformen und Kulturtechniken, auf Formen der Weltdeutung und der moralischen Orientierung hin befragt. Das Buch zeigt, dass sich Glaubenssysteme voneinander abgrenzen, aber auch füreinander öffnen. Die Lebenswerte und Daseinsorientierungen, die die Bibel widerspiegelt, gehören zu den Überlebensbedingungen moderner und postmoderner Zivilisationen. Wir sind heute in einem Prozess der 'Transformation' (J. Derrida) begriffen, in dem bisherige Orientierungen und Vorstellungen neue Formen erhalten und veränderte Gestalt annehmen. An diesem intra- und interkulturellen Lernprozess beteiligt sich auch eine kreative Hermeneutik der Bibel. Ihn möchte das vorliegende Buch mit seinen Beiträgen von Anton Grabner-Haider (Graz), Peter Heider (Innsbruck), Johann Maier (Köln), Karl Prenner (Graz) und Karl Matthäus Woschitz (Graz) unterstützen.