Beschreibung
"'Nijura' ist ein Jugendroman, weil die Protagonisten alle im jugendlichen Alter sind - mit den entsprechenden Problemen. Aber Erwachsene können ihn ebenso lesen, denn manchmal sind die Probleme Jugendlicher und Erwachsener ja sehr ähnlich ..." Jenny-Mai Nuyen im Börsenblatt "Der Debütroman der 18-jährigen Jenny-Mai Nuyen überzeugt auf ganzer Linie." Associated Press / Bettina Schwoch "Jenny-Mai Nuyen arbeitet mit Fantasy-Klischees - Elfen, machtgierige Menschen, Kriege, böse Könige - ohne diese zu ernst zu nehmen. Auf jeder Seite wartet eine neue kleine Überraschung auf den Leser (
). Wie sich ein Charakter entwickeln wird, weiß man bei 'Nijura' nicht vorherzusagen, Gut und Böse liegen nah beieinander. Packend ist das Buch bis zur letzten Seite - auch für Leser, die 'Herr der Ringe' oder 'Eragon' gleich beiseite gelegt haben." Süddeutsche Zeitung
Autorenportrait
Jenny-Mai Nuyen wurde 1988 als Tochter deutsch-vietnamesischer Eltern in München geboren. Geschichten schreibt sie, seit sie fünf ist, und mit dreizehn verfasste sie ihren ersten Roman. Als großer Fantasy-Fan hat Jenny-Mai Nuyen alles verschlungen, was es an literarischen Vorbildern gab: von Lloyd Alexander über Michael Ende bis zu Jonathan Stroud und Christopher Paolini. Seit ihrem literarischen Debüt Nijura Das Erbe der Elfenkrone wird sie als eine der aufregendsten Entdeckungen der letzten Jahre gefeiert. Nach einem Filmstudium an der New York University lebt Jenny-Mai Nuyen heute in Berlin und widmet sich ganz dem Schreiben.
Leseprobe
Seit Stunden hing Dämmerlicht über den Marschen von Korr. Nebel zogen durch die Sümpfe und Moore und hüllten das Land in düstere Farblosigkeit. Hinter den Dunstschleiern schwamm bereits der Vollmond am Himmel, bleich und wässrig im nieselnden Regen. Wegen der dichten Nebelschwaden entdeckten ihn die Späher der Moorelfen nicht, bis er unmittelbar an den Grenzen ihres Dorfes angekommen war. Die dumpfen Rufe ihrer Hörner hallten über die Dächer der Hütten hinweg, die geduckt und zusammengedrängt wie ängstliche Kinder im grauen Land hockten. Doch es gab keinen Grund zur Beunruhigung, denn der Fremde, der aus dem Moor geschritten kam, hob die Hände zum Zeichen des Friedens. Man ließ den Mann ins Dorf ein. Er trug einen ausgefransten Mantel und Stiefel, die von Morastkrusten überzogen waren. Sein Gesicht, nicht weniger schmutzig, verschwand beinahe ganz unter der Kapuze. Wassertropfen hingen am durchnässten Stoff. 'Was führt dich her, Bruder? Wer bist du?', fragten ihn die Späher. Der Mann hielt den Kopf gesenkt. 'Ich bin ein Gesandter der Freien Elfen. Mein Weg hat mich aus den Dunklen Wäldern in die Marschen von Korr geführt. Ich habe eine Botschaft an euren König, den König der Moorelfen.' Der Fremde redete gebrochen in der Elfensprache und ohne den breiten Akzent der Marschen - doch schließlich gab er vor, ein Freier Elf der Dunklen Wälder zu sein. Dort mochte man die Worte anders aussprechen als hier. 'Welche Botschaft?', fragte einer der Späher misstrauisch. Das Gesicht hob sich ein wenig und kurz erhaschten die Späher einen Blick auf die Augen des Fremden: Kalte, blanke Augen waren es, die dort im schmutzigen Gesicht saßen wie Kieselsteine in einem Tümpel. 'Sie ist geheim und darf nur vom König gehört werden', erwiderte er leise, kaum verständlich. Die Späher warfen sich Blicke zu. Aber ein Gesandter der Freien Elfen war erwartet worden - es ging wahrscheinlich um ein neues Friedensabkommen - und so geleiteten sie den Fremden durch das Dorf. Die aus Ranken geflochtenen Türvorhänge der Hütten waren zugezogen, die Fensterläden geschlossen, nichts regte sich; nur der Rauch der Herdfeuer sickerte hier und da durch eine Kaminöffnung. Irgendwo hinter den Nebeln krähten Raben. Bald hielten die Späher vor einem Haus an, das auf einem Felsplateau errichtet worden war. Es war das größte im ganzen Dorf und trug ein bizarres, spitzes Dach, aber es blieb doch eine Hütte aus Ranken und Moos, wild wie eine Moorhexe. 'Nun kannst du zum König gehen', sagten die Späher ohne Bedenken. Dem König konnte ja nichts geschehen. Er trug die Krone Elrysjar, die ihren Besitzer unverwundbar machte und alle mit dem Tod bestrafte, die sie unrechtmäßig erlangen wollten. Nie war ein Elfenkönig verletzt oder gar getötet worden: Die Krone wurde stets friedlich überreicht, war das Lebensende eines Königs nah. Der Fremde ging auf das Haus zu, stieg über die glitschigen Felsstufen und verschwand hinter dem Türvorhang aus Moos. Der Fremde blieb lange im Haus des Königs. Die schummrige Dämmerung, das feine Flimmern des Regens schienen ewig zu dauern. Es war, als stehe die Zeit still. Und umso heftiger kam das Beben, das die Zeiten verändern sollte. Ein jäher Wind brauste auf und brachte die Nebel zum Erzittern. Kreischende Rabenscharen erhoben sich zu schwarzen Strudeln in den Himmel. Jeder Moorelf spürte es in diesem Augenblick - das rasende Aufbäumen, das durch die Erde, das brackige Wasser, die Dunstschwaden, die Wolken schnitt wie ein Messer: Die Krone Elrysjar hatte ihren Besitzer gewechselt. Aus allen Häusern liefen die Männer, Frauen und Kinder in den Regen. Zitternd näherten sich die Moorelfen der Hütte ihres Königs. Das Wasser glänzte auf ihrer grauen Haut und ließ sie wie Wesen aus Stein erscheinen. Und sie erstarrten, als ihr König aus der Hütte trat. Der Regen, der jetzt stärker in die Pfützen trommelte, zog Rinnsale über seinen verdreckten Mantel. Einen Augenblick lang stand der neue König reglos vor den Moorelfen. Dann hob er die Händ Leseprobe