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Die Brücke von Istanbul

Eine Reise zwischen Orient und Okzident

Erschienen am 01.10.2007
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783570550403
Sprache: Deutsch
Umfang: 126 S.
Format (T/L/B): 1.2 x 20 x 12.9 cm
Einband: Englische Broschur

Beschreibung

Das neue Buch von Geert Mak: die Brücke zwischen Abendland und Morgenland Nach seinem Bestseller In Europa widmet sich Geert Mak in seinem neuen Buch Geschichte und Gegenwart der Stadt Istanbul. Hier verläuft die Grenze zwischen Europa und Asien, hier berühren sich Orient und Okzident. Indem Mak die berühmte Galatabrücke überquert, macht er sich auf die Suche nach dem Innersten der türkischen Metropole. Eine glänzende Schilderung von Vergangenheit und Gegenwart Istanbuls, der faszinierenden Stadt am Bosporus.Wollte man ein Bauwerk auswählen, um die Geschichte Istanbuls, der einzigen Metropole, die auf zwei Kontinenten liegt, zu erzählen, dann müsste es die Galatabrücke sein. Seit eineinhalb Jahrhunderten ist sie der eigentliche Lebensnerv der Stadt, mit ihr verbindet sich das alte und das neue Istanbul, hier berühren sich Abend- und Morgenland. Sie ist ein Bauwerk, an dem sich Gegensätze verbinden und historische Ereignisse verdichten. So werden die Anlegestellen der Fähren zur Inspirationsquelle der Dichter, die Bars im Untergeschoss der Brücke zum Treffpunkt der besten Taschendiebe Europas. In seinem Buch kommt Geert Mak, der große europäische Geschichtsschreiber und Reiseschriftsteller, mit den Straßenhändlern und Zigarettenjungen, den Teehändlern und flanierenden Touristen ins Gespräch. Er beschreitet die 484 Meter dieser Brücke und erzählt dabei auf seine unnachahmliche Art von kleinen Geschichten und großer Geschichte im wechselvollen Leben einer großartigen Stadt.

Autorenportrait

Geert Mak, geboren 1946, ist einer der bekanntesten Publizisten der Niederlande und gehört nach drei großen Bestsellern zu den wichtigsten Sachbuchautoren des Landes. Zu seinen bekanntesten Veröffentlichungen zählen 'Amsterdam' (1997), 'Das Jahrhundert meines Vaters' (2003) und 'In Europa' (2005). Zuletzt erschienen 'Amerika! Auf der Suche nach dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten' (2013) sowie 'Die vielen Leben des Jan Six' (2016). Für sein Werk erhielt Geert Mak 2008 den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung. Seine Bücher sind internationale Bestseller und wurden in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt.

Leseprobe

I SCHWARZER WIND Auf der Brücke rechnet man nur in Millionen. 'Gestern hab ich für zwanzig Millionen gefangen, lauter Sardinen.' 'Drei Millionen für das schönste Foto Ihres Lebens!' 'Zwei Tee, das macht dann eine halbe Million, vielen Dank.' 'Ich steh' hier schon seit dem frühen Morgen; vier Millionen, wann kommt endlich mal wieder Geld über die Brücke?' 'Echtes Chanel, fünf Millionen!' Die hohe Stimme der Losverkäuferin schallt durch die Ladenpassage: 'Wer spielt mit um hundert Milliarden? Wer spielt mit?' In dem Schaufenster hinter ihr warten Zeus-, Super-, Kral2000-Magnum- und Blue-Compact-Pistolen auf Käufer, nicht zu vergessen die kleineren Damenpistolen, die elegante Geax und die Class-mini. Schon für zehn Raten zu je fünfundzwanzig Millionen hat man die Macht über Leben und Tod in der Tasche. Die Brücke bietet alles, was der Mensch so braucht: Kämme, Gesundheitssandalen, Zigaretten, tanzende Mädchenpuppen, Gucci-Tassen und Rolex-Uhren für lächerliche zwanzig Millionen, Nokia-Handys von fragwürdiger Herkunft, Regenschirme, mit üppigen Blumenwiesen bedruckt, Rasierpinsel, Kondome und endlos vorwärtsrobbende Infanteristen aus graugrünem Plastik, die alle zehn Sekunden eine Salve herunterrattern. Eine Million ist ungefähr einen halben Euro wert. Eigentlich ist es altes Geld aus der Zeit vor der großen Währungsreform, aber die Brücke hat ihre eigene Währung. Und den Fisch gibt es als Zugabe, als Geschenk der Brücke. Immer hängen Angeln über dem Geländer. Heute ist der Tag der dicken Sardinen. Es ist ein Rätsel, woher sie so plötzlich kommen, aber unter der Brücke müssen sich gerade gewaltige Schwärme aufhalten - nächste Woche beißen dann wieder nur ein paar magere Fischlein an. Eine resolute Dame zieht Fisch um Fisch aus dem Wasser, während Ausflugsboote und rostige Schlepper unter der Brücke herbrummen und Straßenbahnen die Gehwege erzittern lassen. Früher war sie Krankenschwester, ist dann in Rente gegangen, arbeitet jetzt im Computerhandel. Seit zehn Jahren angelt sie hier schon, innerhalb weniger Stunden fischt sie das Abendessen für ihre Familie zusammen. 'Für mich ist das eine Form von Meditation.' Sie zündet sich eine Zigarette an und reicht mir ihre riesige Angel. 'Fühlen Sie mal, es entspannt.' In der Ferne schieben sich Tanker vorbei, rote Schüttgutfrachter auf dem Weg von der Krim nach Europa, weiße amerikanische Kreuzfahrtschiffe. So wie manche Regionen ein gutes Dutzend Wörter für Regen, Schnee oder Nebel kennen, so unterscheidet diese Stadt fast zwanzig Arten von Wind, und die Fischer haben jeder dieser Arten ihren eigenen Namen gegeben. Wenn der Angenehme Sturm, der Sturm der Amseln oder der Sturm der Kuckucke von Westen kommt, wird das Frühjahr mild und trocken. Östliche Winde wie der Fischsturm bringen mit ihrem Morgennebel in der Hitze des Sommers Abkühlung und zu allen Jahreszeiten Regen. Der Boreas, aus Nordost, treibt im Winter den Schnee in die Stadt. Jetzt warten alle auf die Frühjahrsstürme, die Stürme der Schwalben und der Schwäne. Die Stadt hat schon eine Tourismuskampagne gestartet. Drei Millionen Tulpen sind gepflanzt worden: Wo man hinschaut Tulpen, sogar oben auf den Hubtürmen der Brücke wiegen sie sich in der kalten Luft, dicke Blasen aus rotem und gelbem Kunststoff. Aber vorerst kommt das Wetter noch vom Schwarzen Meer, der Schwarze Wind weht und bringt mit schöner Regelmäßigkeit heftige Schauer. Die Angler haben sich in Plastik, Segeltuch und alte Kunstdüngersäcke gehüllt. Fähren pendeln durchs Grau, Möwen fliegen vorbei, glänzend schwarze Schirme schaukeln über die Brücke, das andere Ufer versteckt sich in weißem Nebel. Am Nordkai werden die schweren Motoren der Prof. Dr. Aykut Barka und der Mehmet Akif Ersoy angelassen, ihre Schornsteine spucken fettigen, schwarzen Qualm, eine rasante Drehung, und die beiden Fährschiffe brausen davon. Auf den Fernsehschirmen der Cafés unter der Brücke schwimmen den lieben langen Tag Korallenfische hin und her, und sie bleiben heute auc Leseprobe
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