Beschreibung
InhaltsangabeVorwort zur Neuausgabe Einleitung Die Anfänge der formalen Ästhetik: Robert Zimmermann (1824-1898) 1. Die formale Logik als Vorbild der formalen Ästhetik Der Verlust des Werks und seine Reflexion 27 Die Strömung der nichtspekulativen Ästhetik im 19. Jahrhundert 30 Das vergessene Programm von Robert Zimmermann 34 Das Programm: eine Strukturtheorie der Bildoberfläche Formalismus und Herbartianismus 36 Formalismus versus Idealismus 37 Formale Ästhetik: die Betrachtung der sichtbaren Form 40 Der relationale Formbegriff des Herbartianismus 44 3. Perspektiven und Probleme des Herbartianismus Vorbemerkung 47 Die Perspektive: ein nicht-idealistischer Werkbegriff 47 Das Problem der Anfänge: der Objektivismus der Schönheit 51 Die Gefahr des Logizismus 53 Formale Ästhetik und RelationenLogik: Alois Riegl (1858-1905) 1. Die Übergänge auf der Bildoberfläche Vorbemerkung 57 "Stil" statt "Schönheit" 58 Malerisch und haptisch 60 Grenzen für Darstellungsweisen 64 2. Kunstwollen: das Gleichsetzen des Nichtgleichen Die Doppelerscheinung aller Naturdinge 67 Sichtbarkeit und Kunstwollen 72 Phänomenologie der Relationen 76 Sichtbarkeit vorbegrifflicher Rationalität 77 3. Intensionale und extensionale Relationenlogik Vorbemerkung 80 Die Relationenlogik und ihr Ergänzungsbedarf 80 Sinn und Bedeutung bei Bildern 83 Typen der Relationenlogik 87 Ästhetische Fundierung der Relationenlogik 89 Die Logik der Sichtweisen: Heinrich Wölfflin (1864-1945) 1. Die Relationenlogik des Bildes Vorbemerkung 95 Fläche - Tiefe 96 Die Abstraktionsgrenzen des Bildes 97 Geschlossene Form - offene Form 99 Vielheit - Einheit 100 Klarheit-Unklarheit 101 Relationenlogische Bildgesetze 102 Kunstgeschichtliche Grundbegriffspaare als Regler eines Computers 105 Grundbegriffe der Farbrelationen: Farbkontrast-Farbangleichung 111 2. Formale und transzendentale Ästhetik Vorbemerkung 117 Die Identität von Darstellungs- und Anschauungsformen 118 Die relationale Struktur der Anschauung 121 Die Raumanschauungsform 123 3. Die Zuständlichkeit der Anschauung Interessenunterschiede 126 Lebendige Spiegel 127 Die Zustände des Auges 131 Lebensphilosophische Interessen 133 Ästhesiologie 136 Die Emanzipation der nutzlosen Anschauung 138 Von der Sichtweise zur Sichtbarkeit: Konrad Fiedler (1841-1895) 1. Die Paradigmen der formalen Ästhetik Vorbemerkung 145 Von der Schönheit zur Sichtweise 146 Darstellung von Sichtweisen 149 Erfindung von Sichtweisen 151 Von der Sichtweise zur reinen Sichtbarkeit 154 Reine Sichtbarkeit versus anhängende Sichtbarkeit 160 Reine Sichtbarkeit und Ornament 164 2. Die technisch produzierten Bilder: "nur um ihrer Sichtbarkeit willen" Vorbemerkung 168 Avantgardistische Experimente zur reinen Sichtbarkeit 169 Vom Stummfilm zum Videoclip 171 Der Videoclip 172 Vier Formen reiner Sichtbarkeit: das Tafelbild, der Film, das digitale Bild und die Simulation 174 Die Zwischenstellung der Fotografie 181 Medienwollen 183 Virtuelle Realität und Cyberspace 186 Nicht-symbolische Kommunikation 190 3. Das Schwinden künstlerischer Wahrheitsansprüche Vorbemerkung 193 Probleme bildnerischer Wahrheit 194 adaequatio imaginis ad rem perceptam 195 Information statt Ausdruck 197 Künstlerische Wahrheit als Oberflächenstimmigkeit 199 Künstlerische Wahrheit als rhetorischer Erfolg 202 Das Fehlen der Möglichkeit, wahr zu sein 204 Phänomenologische Reduktion und Bildliche Abstraktion: Maurice Merleau-Ponty (1908-1961) 1. Formale Ästhetik und Reduktion Vorbemerkung 209 Phänomenologische Reduktion 210 Das Bild als Objekt einer phänomenologischen Reduktion 211 Die Oberfläche des Bildes 214 2. Sichtbarkeit als Eigentlichkeit Das Problem der phänomenologischen Reduktion 219 Zwischen Subjekt und Objekt: die Bildoberfläche 222 Intra-ontologie 223 3. Das abstrakte Bild Vorbemerkung 228 Das Brandopfer aus Gegenständen 229 Das abstrakte Bild: der Teil eines abwesenden Ganzen 233 Von der Formel zum Formativen Diskurs: Charles William
Autorenportrait
Lambert Wiesing ist Professor für Vergleichende Bildtheorie an der Universität Jena.
Leseprobe
Aus heutiger Sicht ist es für mich fast unverständlich: In der Sichtbarkeit des Bildes verwende ich gerade zwei Mal den Ausdruck "Bildtheorie" - ganz beiläufig und ohne ihn in irgendeiner Form zu thematisieren (S. 30 und 229); von einer Theorie des Bildes spreche ich ebenso nur zwei Mal (S. 59 und 169). Die kaum vorhandene Verwendung dieser Begriffe irritiert mich, da ich mir sicher bin, ich würde Dutzende Male auf sie zurückgreifen, hätte ich das Buch heute zu schreiben. Gegenwärtig sehe ich keinen anderen Begriff, mit dem sich der Inhalt und die Absicht dieses Buches prägnanter beschreiben ließe: In der Sichtbarkeit des Bildes versuche ich, eine Bildtheorie zu entwerfen. Doch als ich das Buch Anfang der neunziger Jahre schrieb - es kam November 1996 erstmals in den Buchhandel -, war "Bildtheorie" in der deutschen Wissenschaftslandschaft kein gängiger Begriff. In diversen Wissenschaften wurde intensiv über Bilder in allen ihren Erscheinungsformen geforscht und nachgedacht, aber es war nicht gerade üblich, in diesem Zusammenhang von "Bildtheorie" zu sprechen. Wenn überhaupt, so findet man den Begriff "Bildtheorie" zumeist in einem ganz anderen Sinne, nämlich für Wittgensteins frühes Verständnis von Aussagen. Die Begriffe "Bildwissenschaft" und "Bildsemiotik" waren noch nicht annähernd so geläufig, wie dies heutzutage der Fall ist, aber durchaus schon zu finden. Dass man in den achtziger und neunziger Jahren von "Bilderkunde" sprach, ist heute nahezu vergessen. Doch welche Begriffe auch immer kursierten: Der Ausdruck "Bildtheorie" mischte nicht richtig mit - zumindest gehörte er nicht zu meinem Wortschatz. Wenn "Bildtheorie" überhaupt vor der Jahrtausendwende benutzt wurde, so meine ich sagen zu können, dann nur unspezifisch: nicht in zentraler Position, nicht in einem Titel oder einer Definition. Wie hat sich die Situation geändert! Man braucht sich nur oberflächlich für Bilder zu interessieren, um ständig auf den Begriff "Bildtheorie" zu stoßen: Aufsätze, Bücher, Kongresse und Forschungsprojekte verwenden den Begriff in ihren Titeln und Programmen - und dies zumeist ganz selbstverständlich. Es gibt explizite Arbeitsstellen, Studiengänge und Professuren für Bildtheorie; alles Phänomene etwa der letzten zehn Jahre. Der Begriff "Bildtheorie" hat sich in kurzer Zeit von einem randständigen Wort zu einer viel verwendeten programmatischen Kategorie entwickelt. Wohlgemerkt: Ich denke an die Begriffsgeschichte, nicht an die mit diesem Begriff gemeinten Überlegungen. Diese sind zweifelsohne viel älter, um nicht zu sagen, fast so alt wie die Philosophie selbst: Platon hatte eine Bildtheorie - aber sie wurde nicht als solche bezeichnet. Stattdessen war es üblich, von Platons Ästhetik, seiner Mimesis- oder Kunsttheorie zu sprechen. Man hat also die Situation, dass ausführliche und reichlich vorhandene Überlegungen erst später als einer neuen Disziplin zugehörig identifiziert werden - und dies ist in der Philosophie gar nicht so selten. Das Aufkommen und die plötzliche Beliebtheit des Begriffs "Bildtheorie" hat enorme Ähnlichkeit mit der Geschichte des Begriffs "Erkenntnistheorie": Auch dieser Begriff setzte sich erst spät, in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als eine Bezeichnung für eine selbständige philosophische Disziplin durch, deren Beiträge bis in die Antike zurückgehen. Mit dem Aufkommen der Bildtheorie scheint sich diese Situation zu wiederholen, nur dass diese Entwicklung sich gerade erst vollzogen hat.
Inhalt
Vorwort zur Neuausgabe Einleitung Die Anfänge der formalen Ästhetik: Robert Zimmermann (1824-1898) 1. Die formale Logik als Vorbild der formalen Ästhetik Der Verlust des Werks und seine Reflexion 27 Die Strömung der nichtspekulativen Ästhetik im 19. Jahrhundert 30 Das vergessene Programm von Robert Zimmermann 34 Das Programm: eine Strukturtheorie der Bildoberfläche Formalismus und Herbartianismus 36 Formalismus versus Idealismus 37 Formale Ästhetik: die Betrachtung der sichtbaren Form 40 Der relationale Formbegriff des Herbartianismus 44 3. Perspektiven und Probleme des Herbartianismus Vorbemerkung 47 Die Perspektive: ein nicht-idealistischer Werkbegriff 47 Das Problem der Anfänge: der Objektivismus der Schönheit 51 Die Gefahr des Logizismus 53 Formale Ästhetik und RelationenLogik: Alois Riegl (1858-1905) 1. Die Übergänge auf der Bildoberfläche Vorbemerkung 57 "Stil" statt "Schönheit" 58 Malerisch und haptisch 60 Grenzen für Darstellungsweisen 64 2. Kunstwollen: das Gleichsetzen des Nichtgleichen Die Doppelerscheinung aller Naturdinge 67 Sichtbarkeit und Kunstwollen 72 Phänomenologie der Relationen 76 Sichtbarkeit vorbegrifflicher Rationalität 77 3. Intensionale und extensionale Relationenlogik Vorbemerkung 80 Die Relationenlogik und ihr Ergänzungsbedarf 80 Sinn und Bedeutung bei Bildern 83 Typen der Relationenlogik 87 Ästhetische Fundierung der Relationenlogik 89 Die Logik der Sichtweisen: Heinrich Wölfflin (1864-1945) 1. Die Relationenlogik des Bildes Vorbemerkung 95 Fläche - Tiefe 96 Die Abstraktionsgrenzen des Bildes 97 Geschlossene Form - offene Form 99 Vielheit - Einheit 100 Klarheit-Unklarheit 101 Relationenlogische Bildgesetze 102 Kunstgeschichtliche Grundbegriffspaare als Regler eines Computers 105 Grundbegriffe der Farbrelationen: Farbkontrast-Farbangleichung 111 2. Formale und transzendentale Ästhetik Vorbemerkung 117 Die Identität von Darstellungs- und Anschauungsformen 118 Die relationale Struktur der Anschauung 121 Die Raumanschauungsform 123 3. Die Zuständlichkeit der Anschauung Interessenunterschiede 126 Lebendige Spiegel 127 Die Zustände des Auges 131 Lebensphilosophische Interessen 133 Ästhesiologie 136 Die Emanzipation der nutzlosen Anschauung 138 Von der Sichtweise zur Sichtbarkeit: Konrad Fiedler (1841-1895) 1. Die Paradigmen der formalen Ästhetik Vorbemerkung 145 Von der Schönheit zur Sichtweise 146 Darstellung von Sichtweisen 149 Erfindung von Sichtweisen 151 Von der Sichtweise zur reinen Sichtbarkeit 154 Reine Sichtbarkeit versus anhängende Sichtbarkeit 160 Reine Sichtbarkeit und Ornament 164 2. Die technisch produzierten Bilder: "nur um ihrer Sichtbarkeit willen" Vorbemerkung 168 Avantgardistische Experimente zur reinen Sichtbarkeit 169 Vom Stummfilm zum Videoclip 171 Der Videoclip 172 Vier Formen reiner Sichtbarkeit: das Tafelbild, der Film, das digitale Bild und die Simulation 174 Die Zwischenstellung der Fotografie 181 Medienwollen 183 Virtuelle Realität und Cyberspace 186 Nicht-symbolische Kommunikation 190 3. Das Schwinden künstlerischer Wahrheitsansprüche Vorbemerkung 193 Probleme bildnerischer Wahrheit 194 adaequatio imaginis ad rem perceptam 195 Information statt Ausdruck 197 Künstlerische Wahrheit als Oberflächenstimmigkeit 199 Künstlerische Wahrheit als rhetorischer Erfolg 202 Das Fehlen der Möglichkeit, wahr zu sein 204 Phänomenologische Reduktion und Bildliche Abstraktion: Maurice Merleau-Ponty (1908-1961) 1. Formale Ästhetik und Reduktion Vorbemerkung 209 Phänomenologische Reduktion 210 Das Bild als Objekt einer phänomenologischen Reduktion 211 Die Oberfläche des Bildes 214 2. Sichtbarkeit als Eigentlichkeit Das Problem der phänomenologischen Reduktion 219 Zwischen Subjekt und Objekt: die Bildoberfläche 222 Intra-ontologie 223 3. Das abstrakte Bild Vorbemerkung 228 Das Brandopfer aus Geg ...