Beschreibung
Beruf und Familie: So funktioniert's Mütter und Väter müssen sich heute nicht mehr zwischen Beruf und Familie entscheiden. Beide können beides haben. Mit dem passenden Arbeitgeber! Wie Sie diesen finden, zeigt Nicole Beste-Fopma. Sie gibt einen Überblick über verschiedene Vereinbarkeitsmodelle, zeigt, was bei der Planung zu beachten ist und wie jeder das für sich Passende findet. Sie antwortet unter anderem auf die Fragen: Wie erkenne ich, wie familienbewusst ein Unternehmen ist? Wie interpretiere ich Stellenanzeigen? Was ist für die Bewerbung und das Vorstellungsgespräch zu beachten? Ein Mutmacher, der zeigt, wie man auch mit Kindern seinen Traumjob bekommt.
Autorenportrait
Nicole Beste-Fopma ist Journalistin und Mutter von vier Kindern. 2011 gründete sie mit LOB für berufstätige Mütter und Väter das erste deutschsprachige Magazin zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Leseprobe
Vorwort "Um ein Kind großzuziehen, braucht man ein ganzes Dorf", lautet ein afrikanisches Sprichwort. Das gilt auch in unserer westlichen Gesellschaft. Wer Kinder hat und gleichzeitig berufstätig ist beziehungsweise beides in seiner Lebensplanung vorsieht, ist auf Unterstützung angewiesen - Unterstützung von dem Partner oder der Partnerin, von der Familie und Freunden und auch vom Arbeitgeber, den Kollegen und Vorgesetzten. Noch ist unser Arbeitsleben stark von traditionellen Familienbildern geprägt, in denen der Vater das Geld verdient und die Mutter zu Hause Kinder und Haushalt versorgt und maximal in Teilzeit etwas "dazuverdient". Der Vater muss sich weder um die Kinderbetreuung kümmern noch um den gefüllten Kühlschrank. Wird ein wichtiges Meeting abends um 18 Uhr angesetzt, hat er kein Problem damit, dass die Kita bereits um 17 Uhr schließt. Er muss auch kein Notfallprogramm organisieren, wenn ein Kind krank ist. In unserer Gesellschaft hingegen unterliegt das Rollenverständnis von Mann und Frau, von Mutter und Vater gerade einem grundlegenden Wandel. Frauen sind heute besser ausgebildet und legen großen Wert auf Selbstständigkeit und Unabhängigkeit. Aus der aktuellen Brigitte-Studie "Mein Leben, mein Job & ich", durchgeführt im März und April 2017, geht sehr deutlich hervor, dass junge Männer und Frauen sich hinsichtlich ihrer Einstellungen gegenüber der Übernahme von Verantwortung im Job und der beruflichen Weiterentwicklung, aber auch der Bedeutung von Job und Bildung nicht mehr unterscheiden. Männer wie Frauen arbeiten, um finanziell flexibel zu sein. Beide arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen (Männer zu 83 Prozent, Frauen zu 78 Prozent), und Männern (76 Prozent) wie Frauen (71 Prozent) ist es wichtig, sich beruflich stetig weiterzuentwickeln. Eine Entwicklung, die so noch nicht in den Köpfen der Führungsverantwortlichen vieler Unternehmen angekommen ist. Hier halten sich beharrlich die Vorurteile gegenüber jungen Frauen und Müttern. Noch immer müssen sie gegen Klischees wie "Frauen ist Familie wichtiger als Karriere" ankämpfen. Ein Vorurteil, das sich so nicht belegen lässt. Danach gefragt, wie wichtig ihnen unter anderem Kinder für die Zufriedenheit mit der eigenen Lebenssituation sind, rangiert der Kinderwunsch bei den jungen Frauen laut der Brigitte-Studie 2017 nur noch auf Platz 5. Wesentlich wichtiger ist den jungen Frauen ihre Arbeit. Auch wollen 48 Prozent der Frauen Karriere machen. Nur unwesentlich höher liegt mit 53 Prozent der Prozentsatz der Männer, die das wollen. Hinzu kommt, dass in vielen Unternehmen Schwangere und Mütter noch immer, wenn auch nicht offen, diskriminiert werden. Christina Mundlos, Soziologin und Gleichstellungsbeauftragte in Langenhagen, beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit dem Thema "Mutterschaft". In ihrem Buch "Mütter unerwünscht" lässt sie Mütter zu Wort kommen, die davon berichten, während der Schwangerschaft zur Kündigung gedrängt worden zu sein. Anderen wurde ihre Stelle während der Elternzeit gestrichen. Wieder andere konnten zwar in das Unternehmen zurückkehren, ihnen wurden aber Tätigkeiten weit unter ihrer Qualifikation zugeteilt. Allesamt Berichte, die auch mir in den vergangenen Jahren, seit ich mich mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf beschäftige, begegnet sind. Auch höre ich immer wieder von jungen Frauen, denen in Bewerbungsgesprächen die Frage nach ihrer Familienplanung gestellt wurde, und von Müttern, bei denen es im Bewerbungsgespräch nur um die Kinderbetreuung ging - obwohl beide Fragen so laut Gesetz nicht - gestellt werden dürfen. Es geht aber auch anders. Denn ich höre auch immer wieder von Arbeitgebern, bei denen die Vereinbarkeit kein Problem ist. Arbeitgeber, die Mitarbeiterinnen eingestellt haben, obwohl diese schwanger waren. Arbeitgeber, die ihren Mitarbeiterinnen jede Flexibilität ermöglichen, damit diese nach der Elternzeit so schnell wie möglich wieder einsteigen. Arbeitgeber, die Väter geradezu dazu ermutigen, mehr als die zwei Partnermonate Elternzeit zu nehmen. Mit diesem Ratgeber möchte ich Sie dabei unterstützen, das für Sie und Ihr Lebens- und Familienmodell geeignete familienbewusste Unternehmen zu finden. Die Idee zu dem Ratgeber kam meiner ehemaligen Kollegin Lydia Hilberer und mir schon vor vielen Jahren. Beide haben wir vor unserer Selbstständigkeit viele Jahre als Angestellte von Konzernen und mittelständischen Unternehmen gearbeitet und kennen somit die Aufgaben und die damit verbundenen alltäglichen Herausforderungen als berufstätiger Elternteil ebenfalls sehr gut. In den vergangenen Jahren haben wir uns aufgrund unserer journalistischen Tätigkeit und als Seminarleiterinnen mit zahlreichen Menschen sehr intensiv über das Thema unterhalten und festgestellt, dass es sehr vielen sehr ähnlich geht. Wir wissen, wie wichtig die Rahmenbedingungen und das Klima unter Kollegen und Mitarbeitern sind, damit Vereinbarkeit gelingen kann. Wir wissen aber auch, dass eine familienbewusste Unternehmenskultur nur dort funktioniert, wo sie von allen Führungskräften auf allen Führungsebenen getragen wird. Nach wie vor ist die Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung einer familienbewussten Unternehmenskultur von Seiten des Arbeitgebers und die von Seiten der Arbeitnehmer groß. Während 44 Prozent der Arbeitgeber von sich behaupten, eine familienbewusste Unternehmenskultur zu haben, sind lediglich 24 Prozent der Arbeitnehmer davon überzeugt. So das Ergebnis der aktuellen Studie "Familienfreundliche Unternehmenskultur". In diesem Ratgeber geht es aber nicht darum zu zeigen, was alles nicht geht. Vielmehr möchte ich zeigen, was alles geht. Ich will Mut machen und praktische Hilfestellungen, Tipps, Anregungen, Informationen und Vorbilder geben. In unserer Arbeit haben wir stets ganz bewusst einen positiven Ansatz verfolgt und das tue ich noch immer. Aber das allgemeine Interesse und auch der Fokus auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf dürfen nicht zu der Annahme verleiten, im Berufsleben drehe sich alles nur noch darum. Unternehmen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind nach wie vor dazu da, Geld zu verdienen. Die harten Fakten einer Stelle - wie Qualifikation, Berufserfahrung, Persönlichkeit, Gehalt und Karriereaussichten - sind daher immer noch ausschlaggebend dafür, ob Sie sich bewerben können beziehungsweise wollen und auch dafür, ob Sie eine Zusage bekommen. Die weichen Faktoren wie "Work Life Balance" oder eben die "Vereinbarkeit von Familie und Beruf" sind aber mindestens genauso wichtig. Nämlich dann, wenn Sie Kinder haben beziehungsweise wollen und gleichzeitig im Beruf aktiv und erfolgreich sein möchten. Denn ein Arbeitsleben, das sich an traditionellen Mustern orientiert und darin keine Ausnahmen zulässt, macht nur die Wenigsten glücklich. Vorgesetzte, die absolut kein Verständnis dafür aufbringen, dass Sie nur in den Ferienzeiten Urlaub nehmen können oder dass es für Sie wichtig ist, Ihr Kind im Krankheitsfall auch mal mit ins Büro nehmen zu können, führen aller Wahrscheinlichkeit nach irgendwann einmal dazu, dass Sie sich nicht mehr wohlfühlen. Sie werden sich hin- und hergerissen fühlen zwischen Kindern und Job. Nicht wenige führt das in die Überlastung, die sich irgendwann auch auf die Leistungsfähigkeit und Lebensfreude auswirkt. Mein Tipp: Lassen Sie es gar nicht erst so weit kommen. Suchen Sie Ihren Arbeitgeber sorgfältig aus. Dieses Buch kann Ihnen dabei helfen. Beruf und Familie - Passt! Viele Mütter, die länger als ein halbes Jahr in Elternzeit waren, wären gerne früher wieder in den Beruf eingestiegen, so das Ergebnis einer Studie im Auftrag des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Auch zeigen Untersuchungen immer wieder, dass Mütter gerne mehr Stunden arbeiten würden. Aufgrund der Herausforderungen, die eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit sich bringt, sind sie aber gezwungen, in Teilzeit zu arbeiten. Junge Väter möchten sich mehr an der Erziehung ihrer Kinder beteil...