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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783608937596
Sprache: Deutsch
Umfang: 191 S.
Format (T/L/B): 2.1 x 21.1 x 13.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Dawud, der Journalist, begegnet auf einer Lesereise der Schönheit Afrikas. Mit einem Notizblock ausgerüstet, streift er durch die Townships, er besucht Hafenbars und läßt sich in die Familien einladen, er zeichnet Skizzen von den verstecktesten Dorfwinkeln. Dutzende kleiner Portraits sind seine Ausbeute. Abends dann erzählt er seine Erlebnisse fünf Freunden, die er aus Persien kennt. Heimatlosigkeit, Liebe und menschlicher Anstand sind die Themen dieses Geschichtenteppichs, der jedoch auch vom Zusammenleben der Ethnien handelt - Nelson Mandela, im Hintergrund, spielt wohl die entscheidende Rolle in diesem Bericht. Eine Perlenkette aufgereihter afrikanischer Augenblicke, zusammengehalten von Sinnlichkeit, Erlebnisfähigkeit, von einer Höflichkeit des Herzens. Bisher von Kader Abdolah bei Klett- Cotta erschienen: - Die geheime Schrift

Autorenportrait

Kader Abdolah, 1954 im Iran geboren, studierte Physik in Teheran und war aktiv in der Studentenbewegung. 1988 floh er aus politischen Gründen mit seiner Familie nach Holland, wo er heute bei Amsterdam als freier Autor lebt. Der Name Abdolahs ist ein Pseudonym, das aus den Namen zweier ermordeter Freunde gebildet ist.

Leseprobe

2 In der ersten Nacht erzählte Dawud, was er im Flugzeug geträumt hatte: »Macht die Tür auf. Ich bin krank!« Wir fanden es merkwürdig, daß er in seinem Traum gleich nach Hause ging. Warum krank? Und warum nach Hause? Die ganze Nacht haben wir darüber geredet. Dawud war ans andere Ende von Afrika geflogen, zum Indischen Ozean. Seltsam, daß ihm der Rand des Indischen Ozeans als Heimat erschienen war. Das Flugzeug landete, fuhr Dawud in der ersten Nacht in seiner Erzählung fort. Kaum hatte ich den Fuß auf die braune Erde gesetzt, da fühlte ich mich zu Hause. Ich hatte meine Berge wieder, und auch die kleinen, einfachen Häuser waren mir vertraut. Die Niederlande waren verschwunden. Amsterdam war weit weg. Seit zwölf Jahren lebte ich dort, und ich glaubte, ich würde mich dort zu Hause fühlen, doch kaum schien mir die Sonne heiß ins Gesicht, wußte ich, daß ich zwölf Jahre lang ein Fremder geblieben war. Die Niederlande sind meine Heimat nicht, dachte ich mit einem gewissen Schuldgefühl. Welche Farbe hat Südafrika? Dunkelgelb, dunkelrot, dunkelgrün, dunkelblau und dunkeldunkel. Zum ersten Mal im Leben sah ich Schwarze auf ihrem eigenen Grund und Boden, wie soll ich es sagen, an ihrem eigenen Platz, nein, ich meine, am richtigen Platz, wo ihre schwarze Farbe am schönsten zur Geltung kommt. Es war das erste Mal, daß ich so viele Schwarze an einem Schalter sitzen sah. Es strahlte Macht aus. Eine weiße - nein, sie war nicht weiß, auch nicht schwarz - eine braune Frau kam auf mich zu, sie grüßte mich auf Afrikaans und sagte etwas zu mir, was ich verstand und auch wieder nicht. Eine Art Niederländisch in urwüchsigem Dialekt. Als sie merkte, daß ich sie nicht verstand, schaltete sie auf Englisch um. Sie hole mich ab. »Wohin?« fragte ich. »Nach Stellenbosch!« Wir fuhren in einem Kleinbus. Ich legte Regenmantel, Mantel und Schal in den Koffer. Vorläufig würde ich sie nicht mehr brauchen. Wir fuhren viele Kilometer an unzähligen ärmlichen Hütten vorbei, in denen Schwarze wohnten. Ohne Licht, ohne Wasser, ohne Schule. Dann tauchten die Weinberge auf. Die Lese war gerade vorbei. Die Reben hatten Durst, die Trauben lagen in den Weinkellern. Die Autos fuhren links. Ein rostiger gelber Zug donnerte vorbei, der Urgroßvater aller holländischen Züge. Stellenbosch kannte ich nur vom Rotwein her. Die Innenstadt ist klein, aber es war viel los. Die Kneipen waren gestopft voll, mit lauter jungen Weißen. Alles Studenten, sagte meine Begleiterin, sie tun nichts als Bier trinken. Ab zehn Uhr morgens sitzen sie an der Bar. Sie bog in eine schmale Gasse ein und hielt vor einer schönen Villa im Kolonialstil: »Da sind wir.«

Schlagzeile

»Ein suggestiver, oft märchenhafter Stil. Ein Roman, der einen nicht loslässt.« Sabine Berling, F. A. Z., über den Roman »Die geheime Schrift«

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