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Der kleine Rest des Todes

Roman

Erschienen am 01.03.2012
Auch erhältlich als:
18,90 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783627001797
Sprache: Deutsch
Umfang: 160 S.
Format (T/L/B): 1.8 x 21 x 13.2 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Seit ihr Vater bei einem Flugzeugabsturz tödlich verunglückt ist, ist auch Ariane irgendwie nicht mehr da. Die rauschende Stille der indischen Palaniberge, in denen sie Monate in einem Zen-Kloster verbracht hat, scheint Lichtjahre entfernt. Spätestens als sie eines Morgens unter dem Fenster ihres Liebhabers erwacht, weiß sie, dass mit ihr etwas nicht mehr stimmt. Doch wie ließe sich vernünftig und gradlinig leben, wenn doch der Tod sich nicht ins Leben einfügen will, wenn doch immer ein Rest bleibt: die Erinnerung an ein letztes Winken am Bahnsteig, die befremdliche Präsenz in den gespeicherten Nachrichten des Anrufbeantworters und die quälende Frage nach den wirklichen Ursachen des Unfalls. Mit ihren poetischen, gestochen scharfen Bildern rückt Ulla Lenze so nah an die Erfahrung des Abschieds und des Selbstverlusts heran, dass diese physisch präsent und greifbar wird. Atemlos folgt man der Ich-Erzählerin, wünscht ihre Rettung herbei und weiß doch, dass sie gerade jetzt so nah an den Dingen ist, wie man nur in tiefster Trauer, in der tiefsten Krise sein kann.

Autorenportrait

Ulla Lenze, 1973 in Mönchengladbach geboren, studierte Musik und Philosophie in Köln und lebt heute in Berlin. Für ihren Debütroman 'Schwester und Bruder' (2003) erhielt sie den Ernst-Willner-Preis beim Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt, den Jürgen-Ponto-Preis für das beste Romandebüt und das Rolf-Dieter Brinkmann-Stipendium der Stadt Köln. Ihr dritter Roman 'Der kleine Rest des Todes' erschien 2012 in der Frankfurter Verlagsanstalt und wurde auf Platz 5 der SWR-Bestenliste gewählt. 2016 erhielt Lenze für ihr Gesamtwerk den 'Literaturpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft'. Ulla Lenze war Gast am Atelier Galata in Istanbul und verbrachte neun Monate als Writer-in-residence in Mumbai auf Einladung des Goethe-Instituts und der Kunststiftung NRW.

Leseprobe

Wie uns die Nachmittagssonne im Nacken saß, als wir durch die Häuserschlucht gingen, unseren wegspringenden Schatten hinterher. Leander legte seine Hand in meinen Rücken, ich suchte den Schlüssel. Mein Vater kam am Flugplatz an, ging zur Luftaufsicht im Tower. Dann zum Hangar, umrundete die kleine Maschine einmal zur Kontrolle und stieg ein. Leander setzte sich nicht, stand herum, ließ sich küssen. Davon könnte ich Beatrice erzählen. An diesem kalten Frühlingstag, fünf Tage später. Aber wir schweigen und husten. Wir husten einander zu wie bellende Hunde nachts über die Dörfer hinweg. Das ist, ein brachliegendes Feld lang, unsere ganze Unterhaltung. In den Pfützen steht der Himmel. Wenn ich den Blick hebe, sehe ich meinen Vater. Er hat das Gehöft schon erreicht. Er hinkt ein bisschen, das war eine Angewohnheit nur, eine Respektbezeigung dem Altsein gegenüber. War. Ich bin diese neue Grammatik noch nicht gewohnt. Mein Handy gluckert mir eine Nachricht in die Jackentasche. Alles so weit in Ordnung?, fragt Arndt. Nein, schreibe ich zurück. Dann noch eine Nachricht: Nie. Dann eine dritte: Nie wieder. Er antwortet auf jede. Ich überfliege das nur. Denke, wenn nur eine von Leander wäre. Schrieb ihm doch: Mein Vater ist tot. Schrieb ihm vor drei Tagen eine Mail, und jetzt versuche ich mich zu erinnern, sagte er Kairo oder Paris, die Konferenz. Er wollte, wenn er zurück ist, sich melden. Das war neu.

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