Beschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Pädagogische Hochschule Freiburg im Breisgau (Institut für deutsche Sprache und Literatur), Veranstaltung: Literatur und Film der 60er Jahre, Sprache: Deutsch, Abstract: Einer war da, ein etwas älterer Junge, der rief ihnen zu, als die Kinder sich sträubten: Steigt nur hinauf aufs Auto, schreit doch nicht. Ihr habt doch gesehen, wie eure Eltern und Großeltern vergast wurden. Dort oben sehen wir sie wieder. Und dann wendete er sich zu den SS-Leuten und rief: Aber glaubt nur nicht, dass euch das geschenkt wird. Ihr werdet krepieren, wie ihr uns krepieren lasst. Diese Aussage stammt aus dem 1. Frankfurter Auschwitz-Prozess, der in den Jahren 1963 - 1965 gegen ehemalige SS-Aufseher des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz verhandelt wurde. Dieser Prozess beförderte die Barbarei von Auschwitz in den Blick der deutschen Öffentlichkeit, die sich 20 Jahre dieses Blickes verwehrt hatte. Gleichsam sollte er für den Schriftsteller Peter Weiss Anlass und Stoffgrundlage bilden für den Versuch, das unfassbare Auschwitz in Worten auf der Bühne fassbar zu machen, es in seinem dokumentarischen Theaterstück Die Ermittlung, das im Oktober 1965, kurz nach Beendigung des Prozesses, aufgeführt wurde, zu betrachten und nüchtern darzustellen. Aber nicht nur Auschwitz sollte dargestellt werden, sondern auch die Folgeverhältnisse in der Welt der 60er Jahre, in der Welt des Kalten Krieges. Die weiterhin herrschenden ausbeuterischen Verhältnisse, die Weiss in dem westlichen System sah, sollten angeklagt und zur Veränderung gebracht werde. Mit diesen politischen Anklagen soll sich diese Arbeit beschäftigen. Welches sind Weiss Anklagepunkte an die deutsche Gesellschaft, an den Kapitalismus im Generellen? Warum wählte er für diese Anklage die Form des dokumentarischen Theaters? Wie verarbeitete Weiss das vorhandene Material? Wie sollte es auf die Bühne transportiert werden, um eine größtmögliche Wirkung bei den Zuschauern zu erzielen? In dem Kapitel drei werden diese Fragen exemplarisch an den Aussagen der Zeugen der Ermittlung dargestellt. Zu Anfang der Arbeit steht ein kurzer biographischer Teil, der den Lebensweg des Exilanten Peter Weiss und seinen künstlerischen und vor allem politischen Werdegang skizziert. Eine knappe Darstellung des Auschwitzprozesses ist für das Verständnis des dokumentarischen Dramas Die Ermittlung unumgänglich; so wird dem in dem zweiten Kapitel Folge geleistet.