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Die Challenger-Expedition

Zum tiefsten Punkt der Weltmeere - Die Geburtsstunde der Tiefseeforschung, DIE 100 BEDEUTENDSTEN ENTDECKER - Das Original im Paperback 16

Erschienen am 20.08.2022, 1. Auflage 2022
18,90 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783737400718
Sprache: Deutsch
Umfang: 320 S., 2 Karten, farbige Karten auf den Umschlagi
Format (T/L/B): 2.6 x 20.5 x 12.5 cm
Lesealter: 18-99 J.
Einband: Paperback

Beschreibung

Als erste reine Forschungsexpedition zur See war die Reise durch alle Weltmeere der britischen HMS Challenger eine Sternstunde der Wissenschaft und der Beginn der modernen Ozeanologie. Das Schiff legte von 1872 bis 1876 nahezu 130 000 Kilometer zurück, und es wurden insgesamt etwa 13 000 Tier- und Pflanzenarten gesammelt und mindestens 4700 neue Tierarten entdeckt. Am 23. März 1875 lotete die Besatzung auf der Höhe der Marianeninseln die bisher größte Tiefe überhaupt: fast 8200 m. Die Auswertung der hydrografischen, meteorologischen, magnetischen, geologischen, zoologischen und botanischen Untersuchungen dauerte Jahrzehnte und wurde in 50 Bänden dargelegt. An Bord war auch der deutsche Biologe Rudolf von Willemoes-Suhm, der persönliche Eindrücke in Briefen an seine Mutter und wissenschaftliche Erfahrungen in Berichten an seinen Professor mitteilte. Seine Leidenschaft für die Zoologie und die Beschreibung unzähliger Spezies kann man nur mit Hochachtung anerkennen. Er starb kurz vor Ende der Reise an einer Infektion. Zusammen mit dem Reisebericht des Schiffsingenieurs W. J. J. Spry ensteht damit ein lebendiges Bild dieses Meilensteins der Forschungsgeschichte, der gemachten Entdeckungen und des Lebens auf dem Schiff.

Autorenportrait

Rudolf von Willemoes-Suhm wurde 1847 in Glückstadt geboren und starb 1875 bei Tahiti. Er besuchte das Johanneum in Hamburg und legte 1866 das Abitur ab. 1866 bis 1870 Studium der Rechtswissenschaft und später der Zoologie in Bonn, München und Göttingen. Noch während seiner Studienzeit machte er eine Expedition auf die Färöer-Inseln. Der bekannte Zoologe Charles Wyville Thomson und Leiter der Expedition lud ihn ein, der Zoologe der Challenger zu werden.

Leseprobe

Die Tiefen von Mindanao bis Neuguinea und Japan. Der schwache Wind und die vielen Windstillen erleichtern nun allerdings unseren Oberflächenfang aufs beste und lieferten sehr günstige Resultate. Im Tiefseefischen aber waren wir trotz vieler Versuche nicht sehr glücklich und erhielten auf dieser Fahrt weniger Ausbeute, als jemals vorher oder nachher. Noch in der Celebes-See, südlich vom Kap Pola (Mindanao), fanden wir eine Tiefe von 2050 Faden und eine Bodentemperatur von 3,5°C, entsprechend der bereits früher gemeldeten höheren Temperatur am Grund der eingeschlossenen Meere. Wir näherten uns jetzt den Miangas-Insel und dredgten in ihrer Nähe in 500 Faden, wobei ein reicher Fang getan wurde. Ein Boot stieß von der Insel ab und näherte sich dem Schiff. Eingeborene mit zerlumpten Kleidern kamen heran und boten Matten und lebende Loris an, welche letzteren natürlich gekauft wurden. Dann kamen wir ins offene Meer, bis zur Humboldts Bai an der Nordküste von Neu-Guinea entlang fahrend, und fanden zwischen den Tulur- und Warren Hastings-Inseln 2500 Faden Tiefe, dann 2000 Faden zwischen Palau und der Nordwestküste von Neuguinea, und endlich noch 1400 Faden, ehe wir in die Humboldts Bai einliefen. Die Bodentemperatur in diesem den Wogen des pazifischen Meeres ausgesetzten Strich im Süden der Karolinen variierte zwischen 0,9°C und 1,4°C. An der Nordostküste der Admiralitätsinsel sondierten wir nun in 1100 Faden, dann in 2325 Faden und 1850 im Nordwesten von Ifalik oder Wilson-Island. Sondiert man zwischen den Karolinen in der Nähe der Inseln, erhält man natürlich geringere Tiefen, was wir vermieden. Als Mittel kann man wohl für diesen Strich 2000 Faden Tiefe annehmen. Zwischen den Karolinen, die von den Philippinen aus weit und kontinuierlich nach Osten streichen, und den senkrecht daraufstehenden Marianen, die als eine Kette von Vulkanen von der Südküste Japans sich an die Bonin-Inseln anschließen, fanden wir nun die größte bisher von uns gemessene Tiefe, nämlich 4450 Faden. Der Boden bestand hier aus fein zerriebenen Schlammteilchen und zahlreichen Kieselskeletten von Radiolarien (Strahlentierchen) ohne erkennbare Spuren kalkiger Überreste. Dann fanden wir 20 Meilen westlich von der Tinian-Insel 2300, später 2500 und westlich von den Bonin-Inseln 2425 Faden mit einer Bodentemperatur von 1,0°-1,2°C. Das Meer zwischen den Marianen ist also durch eine tiefe Rinne von der Karolinischen See geschieden, selbst aber nur wenig tiefer als letztere. Nach dreimonatiger Fahrt (seit Hongkong) liefen wir endlich am 11. April in die Bucht von Yeddo ein und ankerten vor Yokohama. () Bisher habe ich in meinen Briefen an Sie die interessante Frage wegen der Beschaffenheit des Meeresgrundes nicht erwähnt und will auch jetzt hier nur auf die jetzt gerade erschienenen Berichte hinweisen. Bei der hier herrschenden und sehr nötigen Arbeitsteilung nehme ich nämlich an der Untersuchung der Grundproben und dergleichen nur insoweit teil, als nötig ist, mich au fait zu halten. Gerade für diese zum Teil höchst schwierigen Arbeiten ist, wenn man etwas erreichen will, lange fortgesetztes Studium durchaus nötig, das denn auch einer meiner Kollegen der Sache in vollstem Maße zuteilwerden lässt. Ich selbst habe an den übrigen Dingen so vollauf zu tun, dass ich mich mit Coccolithen, Bathybius (oder Eiweiß und Gipsniederschlag), Globigerinida, kalkhaltigen und nicht kalkhaltigen Schlamm unmöglich anders als zur Erholung abgeben kann. () Jetzt noch etwas über unseren sehr kurzen Besuch bei den Wilden der Humbolt Bai, weil diese Lokalität so sehr den Reiz der Neuheit hat. Die Humboldt Bai, an der Nordküste Neuguineas, wurde vor circa 15 Jahren von dem holländischen Kriegsschiff Etna besucht, dessen Offiziere sich unter den dortigen Wilden circa drei Wochen aufhielten, im Dorf die niederländische Fahne hissten und im ganzen mit dessen Bewohnern in freundschaftlichem Verkehr gestanden zu haben scheinen. Später scheint gar kein offizieller Besuch mehr stattgefunden zu haben, und auch Handelsprauen haben, glaube ich, die Bucht wenig oder gar nicht f Nähe des Schiffs, deutlich erkennbar am Schein eines glimmenden Scheits. Sie johlten in ihrer Weise und sprachen zu uns, kamen aber trotz freundlichster Aufforderung mittelst Laternenschwenkens nicht an Bord. Ja sogar in die Nähe der Treppe und der Zwischendeckfenster kamen sie erst nach längerem Zaudern, nahmen aber dann bunte Tücher in Empfang und sandten sogar etwas als Erwiderung. Der Mond war noch nicht aufgegangen, sodass man nichts erkennen konnte als aufrecht stehende Männer auf den Plattformen der Kanus und sitzende Ruderer vorn und hinten. Jetzt näherte sich ein Boot dem Laboratorium, und beim Schein der aufs Fensterbrett gestellten Lampe erkannten wir völlig nackte Gestalten mit Schweinshauern in der Nase, enormer Perücke voll wehender Federn und mit einem die Stirn wie ein Diadem umfassenden Kranz von roten Hibiskusblüten.

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