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Kleine Leute in großen Geschichten

Autor:innenreihe 6

Erschienen am 22.11.2021, 1. Auflage 2021
20,00 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783737411769
Sprache: Deutsch
Umfang: 366 S.
Format (T/L/B): 3.2 x 20 x 12.5 cm
Lesealter: 15-99 J.
Einband: Englische Broschur

Beschreibung

Er wurde lange Zeit als Unterhaltungsschriftsteller unterschätzt. Hans Fallada war ein geborener Erzähler, der in seinen zeitkritischen Romanen realistisch deutsche Wirklichkeit einfing. 'Was vor allem auffällt, ist die Echtheit des Jargons', bemerkte Kurt Tucholsky. 'Es gibt eine Echtheit, die sich sofort überträgt, man fühlt, dass die Leute so gesprochen haben und nicht anders.' Unter widrigen Umständen, persönlicher wie politischer Natur, schuf er ein episches Universum, das von Lesern auf der ganzen Welt verstanden wurde und doch ganz eigen und unverkennbar ist. Das FalladaLesebuch zeigt den ganzen Fallada. Den kunstfertigen Romancier und Geschichtenerzähler, den erfindungsreichen Autor von Kindergeschichten und Märchen, den leidenschaftlichen Essayisten und Literaturliebhaber. Bekanntes und weniger Bekanntes darunter Texte, die erstmals nach Jahrzehnten wieder veröffentlicht werden summieren sich zu einem facettenreichen Porträt Hans Falladas.

Autorenportrait

Hans Fallada (1893-1947) gehört zu den großen volkstümlichen Erzählern. Nach dem von Kurt Tucholsky gelobten Roman Bauern, Bonzen und Bomben (1931) gelang ihm mit Kleiner Mann - was nun? (1932) ein Welterfolg. Auch der Titel seines nächsten Romans wurde sprichwörtlich: Wer einmal aus dem Blechnapf frisst (1934). Der Inflationsroman Wolf unter Wölfen (1937) knüpfte an die realistischen Werke an, danach war Fallada - im 'Dritten Reich' ein 'unerwünschter Autor' - gezwungen, Belanglosigkeiten zu schreiben. Alkohol- und drogensüchtig konnte er 1947, kurz vor seinem Tod, noch einmal einen Zeitroman von Format abschließen: Jeder stirbt für sich allein.

Leseprobe

Er wurde lange unterschätzt, in die Ecke der literarisch belanglosen Autoren abgeschoben. Hans Fallada hat sich jedoch mit seinen Romanen einen Platz in der Literatur der Zeit erobert: als realistischer Erzähler, der wie kaum ein anderer die Welt der kleinen Leute, ihre Lebensverhältnisse, ihre Existenzängste, Träume und Sehnsüchte zu schildern versteht. Was vor allem auffällt, ist die Echtheit des Jargons, bemerkte Kurt Tucholsky. Fallada hat etwas geschaffen, was weit über den sogenannten Zeitroman hinausgeht, attestierte ihm Carl Zuckmayer, er hat eine Welt voll Enge, Dumpfheit, Muffigkeit, voll schlechter Luft und üblen Odems so zart gedichtet, so zart und stark, dass sie erlöst wird aus ihrer Finsternis und Duft, Glanz und Wärme bekommt. Seine Helden sind widerspruchsvolle Charaktere. Dass das einfache Leben oft höchst kompliziert war und was an Großem in diesen kleinen Leuten träumte, das schilderte er uns meisterhaft, notierte Johannes R. Becher. Es sind Menschen, die zu kämpfen haben: für ein bisschen Glück, gegen ihre eigenen Schwächen. Sie stolpern durch ihr Leben und selbst den Gefallenen verlieh Fallada Würde. Er erhob sich nicht über seine Figuren, wusste es nicht besser als sie. Kleiner Mann - was nun?. Die Frage im Titel seines erfolgreichsten Romans, konnte auch der Autor nicht beantworten. Sein Leben wie seine literarische Karriere verliefen keineswegs gradlinig. Gezeichnet von Krisen und Zusammenbrüchen, alkohol- und rauschgiftsüchtig erscheint seine literarische Leistung umso erstaunlicher. Zwei beachtete Romane hatte er bei Rowohlt veröffentlicht, doch nach dem literarischen Debüt schien bereits sein Ende als Schriftsteller besiegelt: Morphiumsüchtig, kam er - ein Fall von Beschaffungskriminalität - wegen Unterschlagung ins Gefängnis. Der Strafentlassene wurde von Rowohlt im Verlag angestellt - halbtags, damit er schreiben konnte. Am Ende der Weimarer Republik war Fallada ein ebenso erfolgreicher wie renommierter Teilnehmer am Literaturbetrieb, doch der nationalistische Staat drohte alles zunichtezumachen: Fallada galt als unerwünschter Autor, über ihm hing ständig das Damoklesschwert des Verbots. Er flüchtete in die mecklenburgischen Idylle, wandte sich unpolitischen Stoffen zu, schrieb harmlose Illustriertengeschichten, Filmstories und Kindergeschichten, konnte aber den zeitkritischen Roman Wolf unter Wölfen veröffentlichen. Nach einer erneuten Zeitenwende musste er im zerstörten Berlin zum dritten Mal neu anfangen und rang sich, unter schwierigen privaten Verhältnissen, noch einmal einen großen Roman ab: Jeder stirbt für sich allein. Was dieses Buch von anderen Schilderungen des antifaschistischen Widerstands unterscheidet: Es zeichnet die Mentalität der kleinen Leuten, die Mitläufer waren oder sich durchzulavieren suchten, in allen Schattierungen nach und zeigt die Auflehnung vermeintlich schwacher Menschen gegen ein unmenschliches Regime. Mehr als 60 Jahre nach dem Tod des Verfassers wurde das Buch zum internationalen Bestseller und der Autor wieder entdeckt: Seitdem wird Hans Fallada nicht mehr unterschätzt.

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