Beschreibung
MEHR ALS EINE FAMILIE von Thomas Witzler Das erste Superteam der Comic-Geschichte erschien Ende 1940 in All-Star Comics 3. Alle Mitglieder der Justice Society of America waren zuvor in anderen Publikationen von DC und All-American Comics eingeführt worden und Lesern bereits bekannt. Die Geschäftsidee war ebenso simpel wie effektiv: zum Preis von ein paar Cents möglichst viele Zugpferde der noch jungen Superhelden-Gemeinde unter einem "Dach" zu vereinen. Ein Mehrwert, der die Fans in Scharen zum Erwerb animieren sollte. Das Konzept ging auf. Die Antwort von Marvels Vorgänger Timely ließ bis 1946 auf sich warten. Doch die All Winners Squad kam zu spät. Nach dem Krieg war das Goldene Zeitalter der Superhelden schon wieder am Ausklingen. Die verpasste Chance war eine Lehre. Als DC den Erfolg 1960 mit der Justice League wiederholte, konterte Marvel nur ein Jahr später mit den Fantastic Four. Vergleichbares hatten die Leser noch nie zu Gesicht bekommen. Das neue Helden-Quartett bestand nicht aus unnahbaren "Göttern", sondern realitätsnahen Charakteren mit Problemen, wie jeder sie hat. Eine Familie von Abenteurern, denen das Schicksal einen Streich gespielt hatte. Als bei Marvels Herausgeber Martin Goodman die Kassen klingelten, verlangte er mehr davon. Ein weiterer Team-Comic sollte es sein. Und Chefredakteur Stan Lee gab ihm mehr. Ein ganzes Volk von Superhelden. Menschen mit mutierten Genen. Kurz: Mutanten - die nächste Stufe der menschlichen Evolution. Aber nicht einmal Lee konnte ahnen, dass seine Kreation der Traumfabrik Hollywood letztendlich die Weichen ins 21. Jahrhundert stellen würde. Die XMen waren eine Allegorie auf sämtliche Minderheiten dieser Welt und ihrer Zeit weit voraus. Wie sonst lässt es sich erklären, dass sie analog ihrer Rolle im MarvelUniversum selbst in der Gunst der Leser zunächst ein Außenseiterdasein fristeten. Ihr Stern ging auf, als Mitte der 70er ein neues Team mit multikulturellen Wurzeln debütierte. Unter der Regie von Chris Claremont und John Byrne ging der Titel durch die Decke. Rasch hatte das XMenVirus das amerikanische Publikum und schließlich den ganzen Globus erfasst. Die immense Popularität führte dazu, dass Marvel im Laufe der Jahre rund 150 AblegerReihen und etwa dreimal so viele Einzelhefte und Miniserien, die von Anfang an eine begrenzte Zahl von Ausgaben umfassten, herausbrachte. Es gab eine Phase, da hatten über 20 % aller in den USA veröffentlichten Comics einen XMenBezug. Ein Neustart der Mutantengruppe resultierte 1991 in der höchsten Auflage, die ein Comic weltweit je erreicht hat. Rekorde für die Ewigkeit. Mehrere Zeichentrickserien lockten die Kids in den 80ern und 90ern scharenweise vor die TVGeräte. Und als man, vom Erfolg des Blockbusters Blade ermutigt, in Hollywood beschloss, eine neue Ära der SuperheldenFilme einzuläuten, bahnten die XMen den Weg für alles, was seither an ComicVorlagen in den Kinos landete. [.]
Leseprobe
MEHR ALS EINE FAMILIE von Thomas Witzler Das erste Superteam der Comic-Geschichte erschien Ende 1940 in All-Star Comics 3. Alle Mitglieder der Justice Society of America waren zuvor in anderen Publikationen von DC und All-American Comics eingeführt worden und Lesern bereits bekannt. Die Geschäftsidee war ebenso simpel wie effektiv: zum Preis von ein paar Cents möglichst viele Zugpferde der noch jungen Superhelden-Gemeinde unter einem Dach zu vereinen. Ein Mehrwert, der die Fans in Scharen zum Erwerb animieren sollte. Das Konzept ging auf. Die Antwort von Marvels Vorgänger Timely ließ bis 1946 auf sich warten. Doch die All Winners Squad kam zu spät. Nach dem Krieg war das Goldene Zeitalter der Superhelden schon wieder am Ausklingen. Die verpasste Chance war eine Lehre. Als DC den Erfolg 1960 mit der Justice League wiederholte, konterte Marvel nur ein Jahr später mit den Fantastic Four. Vergleichbares hatten die Leser noch nie zu Gesicht bekommen. Das neue Helden-Quartett bestand nicht aus unnahbaren Göttern, sondern realitätsnahen Charakteren mit Problemen, wie jeder sie hat. Eine Familie von Abenteurern, denen das Schicksal einen Streich gespielt hatte. Als bei Marvels Herausgeber Martin Goodman die Kassen klingelten, verlangte er mehr davon. Ein weiterer Team-Comic sollte es sein. Und Chefredakteur Stan Lee gab ihm mehr. Ein ganzes Volk von Superhelden. Menschen mit mutierten Genen. Kurz: Mutanten - die nächste Stufe der menschlichen Evolution. Aber nicht einmal Lee konnte ahnen, dass seine Kreation der Traumfabrik Hollywood letztendlich die Weichen ins 21. Jahrhundert stellen würde. Die XMen waren eine Allegorie auf sämtliche Minderheiten dieser Welt und ihrer Zeit weit voraus. Wie sonst lässt es sich erklären, dass sie analog ihrer Rolle im MarvelUniversum selbst in der Gunst der Leser zunächst ein Außenseiterdasein fristeten. Ihr Stern ging auf, als Mitte der 70er ein neues Team mit multikulturellen Wurzeln debütierte. Unter der Regie von Chris Claremont und John Byrne ging der Titel durch die Decke. Rasch hatte das XMenVirus das amerikanische Publikum und schließlich den ganzen Globus erfasst. Die immense Popularität führte dazu, dass Marvel im Laufe der Jahre rund 150 AblegerReihen und etwa dreimal so viele Einzelhefte und Miniserien, die von Anfang an eine begrenzte Zahl von Ausgaben umfassten, herausbrachte. Es gab eine Phase, da hatten über 20 % aller in den USA veröffentlichten Comics einen XMenBezug. Ein Neustart der Mutantengruppe resultierte 1991 in der höchsten Auflage, die ein Comic weltweit je erreicht hat. Rekorde für die Ewigkeit. Mehrere Zeichentrickserien lockten die Kids in den 80ern und 90ern scharenweise vor die TVGeräte. Und als man, vom Erfolg des Blockbusters Blade ermutigt, in Hollywood beschloss, eine neue Ära der SuperheldenFilme einzuläuten, bahnten die XMen den Weg für alles, was seither an ComicVorlagen in den Kinos landete. [.]