Beschreibung
Das Lutherjubiläum 1883, das als großes protestantisches Fest gefeiert wurde, fiel in eine innenpolitisch bewegte Zeit. Der "Kulturkampf" der siebziger Jahre, die von dem Gegensatz zwischen dem römischen Katholizismus und dem deutschen Ultramontanismus zum konfessionellen Protestantismus und dem preußisch-deutschen Staatswesen bestimmt waren, ging seinem Ende entgegen. Auf die katholische Polemik gegen Luther und die Reformation antworteten mit scharfer Polemik protestantische Profanhistoriker und evangelische Kirchenhistoriker. Und innerhalb des Protestantismus gab es theologische und kirchenpolitische Parteiungen, die Luther und seine Wirkungsgeschichte für Christentum, Staat und Gesellschaft sehr verschieden interpretierten. Es gab kein einheitliches Lutherbild, weder in der historisch-kritischen Forschung noch bei den öffentlichen Reden von Repräsentanten des kirchlichen Protestantismus. Für viele stand "Luther der Deutsche" im Vordergrund des Interesses mit seinen Folgewirkungen für die Entwicklung der deutschen Nation bis zum protestantischen Kaiserreich, für andere stand im Zentrum des Interesses "Luther der Theologe". Es ergibt sich im Ganzen ein buntes Bild bei den Hunderten Veröffentlichungen über Luther und bei den Tausenden von öffentlichen Reden über ihn. Dieser Band bietet eine kommentierte repräsentative Auswahl daraus.