Beschreibung
Die griechischen Götter und Giganten waren die Superhelden der Antike. Wie ein monumentaler 3D-Comic erzählt der berühmte Pergamonfries ihre Geschichten. In Marmor gebannte Energie. Diese Energie nimmt Gerhard Falkner in seinem jüngsten Projekt, den Pergamon Poems, mit Verve auf und bringt Bewegung ins Gedicht. Defragmentierung der alten Platten. Pulsierende Reappropriation statt Antikenkitsch. Superhelden revisited. 'Alles ist Impuls.' Impulsgeber für die Pergamon Poems waren auch die Regisseure Constantin Lieb und Felix von Boehm. Im Auftrag der Staatlichen Museen zu Berlin sollten sie Poesie-Clips über den Pergamonaltar erstellen und luden Gerhard Falkner zur Mitwirkung ein. Die bisherigen Reaktionen sind euphorisch. Seit ihrer Veröffentlichung Anfang April 2012 werden die Mini-Filme als ganz neue Form des Poetry-Clips gefeiert. So schreibt Gustav Seibt in der Süddeutschen Zeitung: 'Selten sieht man, wie genial sich das älteste Medium der Menschheit, die mündliche Dichtung, mit ihrem jüngsten, dem Videokanal, verbünden kann. Angeblich ist der Pergamon-Altar angeregt durch Verse Homers, die von den Wohnungen der Götter handeln. Gerhard Falkner schlägt diesen Bogen zurück und macht den Berliner Marmorsturm zum Anlass neuer Dichtung: klassischer und gegenwärtiger geht es nicht.' Neben den Gedichten im deutschen Original umfasst das Buch Übersetzungen ins Englische von Mark Anderson, fotografische Abbildungen sowie die aus fünf der Gedichte entstandenen Clips, eingesprochen von Schauspielern der Berliner Schaubühne, auf DVD.
Autorenportrait
Gerhard Falkner, geboren 1951 in Schwabach, gehört zu den bedeutenden Dichtern der Gegenwart. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher der verschiedensten Genres, darunter die Gedichtbände 'wemut', Luchterhand 1989, 'X-te Person Einzahl', Suhrkamp 1996, 'Endogene Gedichte', DuMont 2000, 'Hölderlin Reparatur', Berlin Verlag 2008, die Novelle 'Bruno', Berlin Verlag 2009, den Thesenband 'Über den Unwert des Gedichts', Aufbau 1993, und die Theaterstücke 'Der Quälmeister' und 'Alte Helden', beide DuMont 1998, sowie als Herausgeber die Anthologie 'AmLit. Neue Literatur aus den USA', Galrev 1992. Bei kookbooks erschien 2005 sein Langgedicht 'Gegensprechstadt - ground zero'. Sein Werk wurde unter anderem 2006 mit dem Spycher Literaturpreis Leuk, 2008 mit dem Kranichsteiner Literaturpreis, 2009 mit dem PeterHuchelPreis und 2012 mit dem Preis für Kunst und Wissenschaft der Stadt Nürnberg ausgezeichnet. Gerhard Falkner lebt in Berlin und in Bayern.
Leseprobe
ARTEMIS Nie wieder ist ein Körper so ans Licht getreten wie der, den Artemis, von rechts ins Kampfgetümmel steigend aus sich herausholt. Er entspringt. Er bejubelt sich und seinen Schwung - Das Kleid ist außer sich vor Falten Der Wulst, mit dem es unter ihrer Brust gehalten macht den Marmor weich und lässt ihn fließen (kein Blutvergießen, nur der Sieg, es geht um alles) Ihr Knie berührt den Hund, der um sie kämpft in delikater Weise Ein Knie, das jedes Knie der Welt in Schatten stellt Ein Knie, das sich vollendet fortsetzt in der Wade alles wie gemeißelt, die Sandale, mit der sie ihren Fuß auf einen überwundenen Gegner setzt ihn niedertritt Kill Bill, gespielt von Himmlischen (Götterkino) die Torsi torkeln von der Wucht des Schönen und jeder Lücke stockt der Atem wie Schönheit so und Schock sich hier versöhnen