Leseprobe
Kommissar Solon schlug mit der Faust auf den Tisch. "Sind Sie nun mein Freund, ja oder nein? Wer hat Sie in all den Jahren geschützt, Inspektor? Ich verlange eine Gegenleistung. Packen Sie den Mann am Kragen. Sie sind in dieser verrotteten Institution und womöglich im ganzen Land der Einzige, den ich schätze. Weil ich weiß, dass Sie sich mit Ihren Lastern nur über ihr Leiden am Leben hier hinweghelfen. Enttäuschen Sie mich nicht, Inspektor." Er wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. "Ich bitte Sie, enttäuschen Sie mich nicht." Azémar wusste nicht, was er sagen sollte. Trotz der Eisnadeln an seinen Fingerspitzen juckte es ihm in den Händen. Er musste zur Flasche greifen, und dafür musste er sich verabschieden. Sich einen Moment entfernen. Nicht nur, um zu trinken, sondern auch um zu überlegen. Um in der Finsternis eine Kerze anzuzünden. "Was soll ich als Erstes machen, Herr Kommissar?", hörte er sich fragen. "Behalten Sie den Hotelangestellten, der im Koma liegt, im Auge. Ich habe mich erkundigt. Er war an diesem Nachmittag allein. Er hat die Gäste empfangen, die Zimmer gemacht und die Bestellungen angenommen. Das Hotel hat nur Getränke verkauft und mit absoluter Diskretion geworben." Der Kommissar reichte ihm eine Karte. "Das ist die Adresse des Krankenhauses. Unser Mann liegt auf Zimmer 14." "Sonst haben Sie nichts gefunden an der Leiche Ihrer Frau?" "Nichts. Absolut nichts." "Hatten Sie in letzter Zeit persönlichen Ärger? " "Was soll diese Frage?", antwortete der Kommissar brüsk. "Ihre Frau hat mich gestern angerufen, weil sie mit mir sprechen wollte. Sie sagte, Sie hätten ein Problem Nichts zwischen Ihnen und ihr, es ging um Sie." Kommissar Solon würde die Anrufliste seiner Frau durchgehen und sehen, dass sie mit Inspektor Azémar telefoniert hatte. Es gab nun eine Erklärung dafür. Der Kommissar würde freilich Zugang zu den Aufzeichnungen der Gespräche verlangen, und dann würde es gefährlich werden. Das würde allerdings einige Zeit dauern. Genehmigungen müssten eingeholt werden. Das Chaos durch das Erdbeben würde dem Kommissar die Aufgabe erschweren. Solon ballte die Faust "Sie kümmern sich um alles, Inspektor Azémar. Ich verlange nur, dass sie ihn mir bringen. Und dann eine Kugel in den Kopf. Ich versichere Ihnen, er wird es bereuen, dass er lebend aus dem Hotel entkommen ist." Er stand auf. "Gehen wir nach draußen, es ist heiß unter dieser Plane." Sie gingen in den Hof. "Versprechen Sie es mir, Inspektor?" "Ich verspreche es Ihnen, Herr Kommissar", antwortete er mit zugeschnürter Kehle.