Beschreibung
Michael Donhauser setzt seinen langen, in der deutschen Dichtung einsamen Spaziergang fort. In 60 Sätzen führt er uns zwischen Wien und Maienfeld, Sargans und Zagreb in eine Welt klingender Namen, und Amsel und Holunder begleiten ihn: 'Man spricht vom Zauber der Schönheit', sagt Michael Donhauser, 'ist sich meist aber einig, dass diese Formel mit zu viel Missverständnissen verbunden ist, was die Schönheit und ihre Wirkung auf uns betrifft - in den vergangenen Jahren nun und also in dem Buch 'Vom Schnee' habe ich immer wieder versucht, jene Schönheit wiederzugeben und auf ihren Zauber zu antworten, und dies mit einer sprachlichen Geste, die beschreibend ist und feiert, die gemäss ist, ihrem Gegenstand - eine gemässe Sprache aber ist eine, die verbindet, die eine gebundene ist, eine Rede, die dem Rhythmus eines Sagens gehorcht, das nahezu Gesang ist: und gesprochen wird in dieser Sprache vom Land, von Busfahrten, von Spaziergängen, und von der Stadt, den Städten, von den Wegen dort, die immer auch etwas Ländliches haben, sodass Stadt und Land hier nicht gegensätzlich sind, sondern eher einander verwandt - die Erzählung aber ist eine Folge, eine jahreszeitlich bestimmte, sie führt vom Spätherbst in den Frühsommer, über einen Winter und einen Frühling, die so gleichsam Orte sind, immer wieder besuchte, in einem Buch, das mit jeder Seite neu beginnt.'
Autorenportrait
Der 1956 in Vaduz als österreichischer Staatsbürger geborene Michael Donhauser ging Mitte der 70er-Jahre für sein Studium nach Wien. Er schloss dieses mit einer Arbeit zu den unterschiedlichen deutschen Übersetzungen der Les Fleurs du mal von Charles Baudelaire ab und lebte dort anschließend als freischaffender Autor. 1986 erschien sein erstes literarisches Werk, Der Holunder, eine Sammlung von Prosagedichten. Donhauser übersetzte Arthur Rimbaud und Francis Ponge aus dem Französischen. In seiner Lyrik und seiner lyrischen Prosa beschäftigt er sich mit Fragen der Form. Es geht ihm in seiner schriftstellerischen Arbeit weniger um Beobachtung als um Aufnahme des Wahrgenommenen. Die Frage nach der Zeitlichkeit, nach dem Vergehen und der Gleichzeitigkeit, steht im Zentrum seines Schaffens. Donhauser wurde dafür mit mehreren Lyrikpreisen ausgezeichnet. Er lebt in Wien.