Beschreibung
Der österreichische Fotograf Robert Fleischanderl setzt sich in seinem Fotobuch mit der sensiblen und schwer zugänglichen Thematik von häuslicher Gewalt auseinander. Initiiert vom Verein Gewaltschutzzentrum Niederösterreich für Gewaltprävention, Opferhilfe und Opferschutz, und in Kooperation mit dem Bundesverband der Österreichischen Gewaltschutzzentren entstand nach mehr als zwei Jahren Arbeit Fleischanderls Fotokunstprojekt. 81 FotoTextPaare erzählen dokumentarisch die unterschiedlichen Aspekte häuslicher Gewalt an Frauen und Kindern. Die Wohnungen, in denen die Gewaltverbrechen geschahen, stehen hierbei im Mittelpunkt der Fotografien. Sie sind oft Tatorte, doch als solche bis auf eine Ausnahme nicht mehr zu erkennen, da alle Spuren der Verbrechen beseitigt wurden. Beinah unspektakulär und gewöhnlich erscheinen die Fotos daher auf den ersten Blick. Die Texte, die jedem Foto begleitend gegenübergestellt werden und in denen Fleischanderl die Betroffenen selbst zu Wort kommen lässt, laden die Bilder jedoch stark auf, machen die Dynamik der Gewaltbeziehungen im Sprachbild auf beklemmende Weise sichtbar. Neben Zitaten der Opfer aus den Akten der Gerichtsverfahren werden auch medizinische Befunde sowie Polizeiprotokolle gezeigt, stets unter Wahrung der Anonymität der Betroffenen. Ergänzt werden die 14 Geschichten über um Zitate aus Interviews mit Beraterinnen des Gewaltschutzzentrums und um ein Glossar zu Begriffen struktureller Gewalt. Dieses Fotokunstprojekt soll die Geschichten aller Betroffenen würdigen, ihre Stimmen hör- und sichtbar machen. Es soll mehr Bewusstsein für das gesellschaftlich hochbrisante Thema häusliche Gewalt schaffen und durch den künstlerischen Zugang eine niederschwellige und differenzierte Auseinandersetzung ermöglichen. Der Kehrer Verlag wird einen Teil seiner Einnahmen aus dem Verkauf des Buchs an ein Frauenhaus in Deutschland spenden.
Leseprobe
Auszug aus dem Text von Susanne Kaiser: Das Erzählen von Gewaltgeschichten ist ein Akt der Rebellion ' () Die Frauen, deren Geschichten dieser Band erzählt, haben sich Hilfe geholt, um sich aus ihren gewaltvollen Partnerschaften befreien zu können. Es hat sie viel Kraft, Geld und Zeit gekostet. Doch sie sind diesen Weg gegangen. () Das Erzählen der Geschichten von Frauen ist somit ein rebellischer Akt gegen das Verschwinden, indem es das Unsichtbare sichtbar macht. '