Beschreibung
Madeleine, eine junge Wienerin in Paris, lässt sich vom Franzosen Franz willig als Inbild einer reizenden Pariserin adoptieren, mit Köpfchen und Hütchen und kleinem Akzent. Wie zu einem Musette- Walzer tanzen und wirbeln die zwei durch die Seinestadt. Bis im Schädel von Madeleine das zugeschriebene Bild den Aufstand probt; sie nimmt das Beil und spaltet Franz, ihrem Erfinder, das Haupt. Von jäher Fremdheit zwischen den Geschlechtern, vom Ausbruch aus männlichen Zuschreibungen handeln auch die anderen Paargeschichten der jungen Österreicherin Laura Freudenthaler. Wie die von Manja, einer Videokünstlerin, die sich von einem amerikanischen Gastprofessor aus einer Bar abschleppen lässt; die intellektuelle Verführung schlägt um in sprachlosen Sex, nach dem keine gemeinsame Sprache mehr möglich ist. Oder wie die von der deutschen Zeichnerin, die zu ihrem Geliebten nach Italien gezogen ist; als sein Besitzanspruch sie zur Gefangenen macht, wehrt sie sich durch die allmähliche Verwandlung in einen Kampfhund. Laura Freudenthaler schreibt eine dichte, filmische Prosa voller Metamorphosen. Mit schmerzhafter Genauigkeit spielt Der Schädel von Madeleine die Möglichkeit und Unmöglichkeit des Paarseins durch. Ein starkes, eigensinniges Debüt.
Autorenportrait
Laura Freudenthaler geboren 1984 in Salzburg, studierte Germanistik, Philosophie und Gender Studies und lebt nach einem Aufenthalt in Frankreich als Autorin und Übersetzerin in Wien. Publikationen u. a. in manuskripte und Lichtungen. 2010 Wörtersee-Ö1-Preis. Der Schädel von Madeleine ist ihr erstes Buch.