Autorenportrait
Saul Friedländer wird am 11. Oktober 1932 als Pavel Friedländer in Prag geboren. Aufgrund ihrer jüdischen Wurzeln emigriert die Familie 1939 nach der Besetzung Prags durch die Deutschen nach Frankreich. Während ihr Sohn nach dem Einmarsch der Deutschen in Frankreich als Internatsschüler und getaufter Katholik unter dem Namen Paul-Henri Ferland überlebt, werden die Eltern wahrscheinlich 1942 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Nach dem Krieg wendet sich Friedländer unter dem Eindruck des Holocaust dem Judentum zu und wandert 1948 in den neu gegründeten Staat Israel aus. Nach dem Studium an der School of Law and Economics in Tel Aviv erwirbt Friedländer 1955 am Pariser Institut dEtudes Politique das Diplom der Politikwissenschaften. 1963 promoviert er in Genf und beginnt dort am Institut für Internationale Studien seine akademische Laufbahn. Hier lehrt er von 1967-1987 als ordentlicher Professor und nimmt zudem ab 1976 den Ruf als Ordinarius für moderne europäische Geschichte an der Tel Aviv University und ab 1987 einen Lehrstuhl für Geschichte der University of California in Los Angeles an. Als das Opus Magnum in Saul Friedländers Werk gilt die Synthese seiner wissenschaftlichen Arbeit, die in dem zweibändigen Werk »Das Dritte Reich und die Juden« veröffentlicht ist. In dem ersten Band »Die Jahre der Verfolgung 1933-1939« (1997, dt. 1998), in dem er zahlreiche Einzelstudien sowie relevante Dokumente in den großen Zusammenhang einordnet, arbeitet er mit Perspektivenwechseln zwischen Opfern und Tätern, zwischen Analyse soziopolitischer Strukturen und persönlichen Schicksalen unter der zugrunde liegenden Fragestellung, wie in einem hoch entwickelten Volk eines der größten Verbrechen der Weltgeschichte geschehen konnte. Mit dem zweiten Band »Die Jahre der Vernichtung 1939-1945« (dt.2006, engl. 2007) bewahrt Friedländer mithilfe von Tagebuchaufzeichnungen, Briefen und Erinnerungen, sowie dem Anspruch, dass eine Gesamtgeschichte des Holocaust alle Ebenen in den Blick nehmen und integrieren muss, seine Darstellung der Vernichtung der Juden vor der Gefahr der »domestizierenden« Erinnerung. Für seine wissenschaftliche und literarische Tätigkeit hat Saul Friedländer zahlreiche Ehrungen entgegen genommen. Hierzu gehören unter anderem der Preis der Leipziger Buchmesse (2007), Geschwister-Scholl-Preis (1998), Yad Vashem Jacob Buchmann Award (1997), National Jewish Book Award (1997) und 1983 der Israel Prize. Saul Friedländer hat drei Kinder und vier Enkelkinder. Nach Beendigung seiner Professur in Tel Aviv lebt er wieder vorrangig in Los Angeles.
Schlagzeile
Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels 2007