Beschreibung
Der große Pädagoge Hartmut von Hentig macht einen provozierenden Vorschlag: 13-15jährige Schüler sollen die Schule verlassen. An anderen Orten sollen sie Lerngelegenheiten finden, die ihrem Alter und ihren Bedürfnissen besser entsprechen als der Unterricht im Klassenzimmer. Der Autor ist sich sicher, dass sich nur so der Teufelskreis von Frustration und Gleichgültigkeit durchbrechen lässt, der heute das Lebensgefühl vieler Jugendlicher prägt. Wenn von der Krise der Schulen und der Bildung die Rede ist, dann klingen die Rezepte zur Abhilfe oft recht mutlos: Man brauche bessere Lehrer, einheitliche Standards und wirksamere Kontrollen. Hartmut von Hentig argumentiert in seiner jüngsten Streitschrift mutiger und bescheidener zugleich. Er bezweifelt, ob die Schule in der Mittelstufe überhaupt der geeignete Ort für Bildung und Erziehung ist. Sollte die Schulzeit in dieser Phase nicht unterbrochen werden, damit die Jugendlichen ganz andere, praktische Erfahrungen sammeln können - in erster Linie die Erfahrung, gebraucht zu werden und sich zu bewähren? Und sollte der Schule nicht ein soziales Jahr für alle folgen? Die Jugendunruhen in Frankreich und die Nachrichten aus der Berliner Rüetli-Schule haben gezeigt, was passieren kann, wenn sich eine ganze Generation überflüssig und unbeachtet fühlt. Und mit Aufrufen zu Disziplin und Unterwerfung à la Bernhard Bueb ist dem nicht beizukommen. "In der Pädagogik nur zuzulassen, was generalstabsmäßig gesichert ist, hieße mit noch so vielen Maßnahmen nichts verändern." Hartmut von Hentig
Autorenportrait
Hartmut von Hentig, 1925 in Posen geboren, Wissenschaftler, Lehrer, Publizist, Professor emeritus für Pädagogik an der Universität Bielefeld, war bis 1987 wissenschaftlicher Leiter der Laborschule und des Oberstufenkollegs des Landes Nordrhein-Westfalen. Im Beltz Verlag erschienen viele seiner Bücher, zuletzt 'Bewährung. Von der nützlichen Erfahrung, nützlich zu sein' (2007).