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Bewährung

Von der nützlichen Erfahrung, nützlich zu sein

Erschienen am 05.08.2006
Auch erhältlich als:
12,50 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783446207769
Sprache: Deutsch
Umfang: 108 S.
Format (T/L/B): 1.5 x 20.8 x 13.1 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Viele Jugendliche haben mit der Gesellschaft gebrochen. Hartmut von Hentigs Manifest macht mutige Vorschläge, wie diese soziale Erosion zu stoppen sei. Er bezweifelt, ob die Schule in der Mittelstufe überhaupt der geeignete Ort für Bildung und Erziehung ist. Die Schulzeit soll in dieser Phase unterbrochen werden, damit die Jugendlichen andere, praktische Erfahrungen sammeln können - in erster Linie die, gebraucht zu werden und sich zu bewähren. Überhaupt sollte der Schule ein soziales Jahr für alle folgen. Die Jugendunruhen in Frankreich haben gezeigt, was passieren kann, wenn sich eine ganze Generation überflüssig fühlt.

Autorenportrait

Hartmut von Hentig, geboren 1925, Studium der alten Sprachen, Lehrstuhl für Pädagogik in Göttingen (1963), seit 1968 in Bielefeld: Aufbau der Pädagogik-Fakultät, der Laborschule und des Oberstufen-Kollegs. Seit 1987 emeritiert.

Leseprobe

Wenn Ergebnisse nationaler oder internationaler Vergleichsuntersuchungen im Schulwesen veröffentlicht werden, liest man in den Zeitungen Überschriften wie 'Der Staat schuldet den Kindern eine bessere Bildung' oder 'Wir holen auf' oder 'Bildung nur für Reiche?'. Dass ein Viertel der Fünfzehnjährigen in Deutschland nicht ausreichend lesen und schreiben könne, stelle eine 'gewaltige Belastung der Volkswirtschaft' dar und rüttele am 'Selbstverständnis unserer Demokratie'. Die aufgezeigte, anhaltende, ja sich verschlimmernde 'Chancenungleichheit' - das Wort wird jetzt wieder benutzt! - sei eine 'Schande' für das Land. Wenn in Frankreich Jugendliche und junge Männer aus den 'Einwanderer-Ghettos' nachts durch die Straßen ziehen, Autos und Geschäfte, ja Schulen und Krankenhäuser anzünden und allenthalben Gewalt ausüben - nicht nur gegen die Staatsmacht, sondern gegen jedermann, der ihnen zu wehren sucht, auch gegen die eigenen Eltern, Schwestern, Ehefrauen -, fragen sich auch deutsche Bürger und Politiker, wie weit wohl die Entfremdung dieser Menschengruppe bei uns fortgeschritten ist: ihr Gefühl, aus der Gesellschaft ausgeschlossen zu sein, und die damit einhergehende erst Gleichgültigkeit, dann Enthemmung und schließlich Feindseligkeit gegenüber dem Gemeinwesen und allen Gütern, Ordnungen, Verheißungen, die es für 'die anderen Bürger' bereithält, nicht aber für sie. Wenn in einer Berliner Hauptschule die Lehrer entmutigt aufgeben, weil ihnen die Probleme über den Kopf wachsen - die Unregierbarkeit ihrer Schüler, die gewalttätigen Kämpfe zwischen Arabern und Türken und beider mit den wenigen verbliebenen Deutschen, der Ruf, eine 'Terrorschule' zu sein, die deshalb keiner leiten will -, dann sind alle 'betroffen', dann eilen die Medien herbei und stellen schwierige Fragen, dann weisen die Verantwortlichen darauf hin, was sie alles schon getan haben - Sprachtests bei Schuleintritt eingeführt, ein 'Quartiersmanagement' organisiert, Sozialarbeiter und Psychologen eingesetzt, die Schulen in einen ordentlichen Zustand gebracht - und fordern mehr Lehrer, bessere Ausstattung, die Zusammenlegung von Schulen. Sie haben und geben keine einzige pädagogische Antwort auf die Probleme. Nun, da die deutsche Öffentlichkeit nach Neukölln schaut, sind Maßnahmen zur Hand: Die Polizei zieht ein und nach einigen Stunden wieder ab, die Beseitigung der 'Restschulen' kommt auf die Tagesordnung, das 'Aufbrechen der monoethnischen Kieze' wird ins Auge gefasst, die Streichung von Sozialleistungen, wo diese Vierzehnjährigen 'nicht spuren', sogar die Abschiebung der Integrationsunwilligen schlägt ein Ministerpräsident vor. Wie die Respektlosigkeit und die Aggressionen der Schüler mit der Perspektivlosigkeit zusammenhängen, darüber denken jetzt viele nach; was die sinnlosen Prügeleien mit dem sinnlosen Unterricht zu tun haben, das fragen sich nur wenige. Nicht jedenfalls tut dies unsere Bildungspolitik. In Nordrhein-Westfalen steht ein neues Schulgesetz bevor, durch das eines 'der modernsten und leistungsfähigsten Schulsysteme Europas' geschaffen werden soll: Die Schulen werden strengeren Qualitätskontrollen unterzogen, 'Kopfnoten' in Arbeits- und Sozialverhalten eingeführt, 'Ehrfurcht vor Gott' als Erziehungsziel ausgebracht und der 'Leistungsgedanke' bei Schülern gestärkt. Wie? Das überlässt die Ministerin den Lehrern. Über die Befunde zur mangelhaften Bildung und über die Bedrohung durch Arbeitslosigkeit, fehlende Perspektiven und die Abspaltung eines beträchtlichen Teils der jüngeren Generation vom seinerseits verunsicherten Mainstream der Gesellschaft ist man sich einig. Es könnten darum die nötigen Maßnahmen gegen die unnötigen Mängel einvernehmlich und mit der notwendigen Gründlichkeit vorgenommen werden: Die Pädagogen, die Sozialpsychologen und die Ökonomen sagen den Politikern, welche Bedingungen sie dafür brauchen, und die Politiker kommen dem mutig und weitblickend - in den Grenzen ihrer Veran ... Leseprobe