Beschreibung
Der langersehnte neue Roman von der Autorin des Weltbestsellers "Das Montglane-Spiel". Wer die sagenumwobenen 13 magischen Gegenstände in seinen Besitz bringt, dem wird die Macht zufallen, die Geschicke der Welt nach seinem Willen zu lenken ...
Als Ariel Behn in den Besitz einiger mysteriöser Dokumente aus uralter Zeit gelangt, wird sie über Nacht zur Gejagten. Ein attraktiver, undurchsichtiger Mann tritt in ihr Leben, und er hat nur ein Ziel: die geheimnisvollen Schriften in seinen Besitz zu bringen - wenn nötig auch über ihre Leiche ...
Autorenportrait
Katherine Neville, 1945 in St. Louis geboren, arbeitete fast zwei Jahrzehnte als Computerspezialistin in drei Kontinenten und wurde schließlich Vizepräsidentin der Bank of America in San Francisco. Mit ihrem ersten Buch "Das Montglane-Spiel" landete sie auf Anhieb einen Weltbestseller. Katherine Neville lebt heute in Kalifornien.
Leseprobe
CUMAE, ITALIEN Herbst, A. D. 1870 Es war kurz vor Einbruch der Dunkelheit. Der Avernus, ein alter Kratersee oberhalb von Cumae, schien hinter einem metallisch schimmernden Dunstschleier zu schweben. Wo sich der Nebel teilte, spiegelten sich in der glatten Wasserfläche opalisierende Wolken und die silberne Sichel des Mondes. An den Kraterwänden wucherten Krüppeleichen, die sich im schwindenden Licht blutrot bis purpurn färbten; und der schweflige Hauch des Sees mischte sich mit dem Geruch der spätherbstlichen Pflanzenwelt. In dieser unheimlichen, fast beängstigenden Atmosphäre schien es, als würde selbst die Natur an diesem alten, geheiligten Ort auf etwas warten, etwas, das seit Jahrtausenden vorhergesagt war und das heute Nacht geschehen würde. Als es nahezu dunkel war, löste sich aus den Bäumen am Ufer eine Gestalt, der rasch drei weitere folgten. Obwohl alle Lederanzüge und Helme trugen, verrieten Figur und Körperhaltung, dass eine, der Anführer, eine Frau war. Über der Schulter trug sie einen Pickel, eine zusammengerollte Plane, ein Seil und anderes Klettergerät. Schweigend führte sie ihre Gefährten am Ufer entlang zur anderen Seite des Sees, bis sie die Stelle erreicht hatten, die sie anhand einer grob skizzierten Landkarte ausgemacht hatten. Die Frau wich in den tiefen Schatten zurück, wo dichtes Gehölz einen überhängenden Felsen tarnte. Sie tastete sich an der steilen, von Ranken bewachsenen Felswand entlang, bis sie die verborgene Spalte fand, zog ihre Arbeitshandschuhe an und entfernte das Gestein, das sie zu einem früheren Zeitpunkt sorgfältig an seinen ursprünglichen Platz zurückgelegt hatte. Klopfenden Herzens schob sie sich seitwärts durch die schmale Felsspalte. Ihre drei Gefährten folgten ihr einer nach dem anderen. Im Inneren des Felsens breitete die Frau rasch die Persenning aus und stopfte sie unter Mithilfe der Männer in den Spalt, damit auch nicht der kleinste Lichtstrahl nach draußen dringen würde. Dann nahm sie ihren Helm ab und zündete die daran befestigte Karbidlampe an. Sie warf das üppige rotblonde Haar in den Nacken und blickte ihre drei kräftigen Weggefährten an, deren Augen im Lampenlicht glitzerten. Dann sah sie sich in der Höhle um. Die Wände der riesigen, in das Lavagestein gehauenen Höhle ragten mindestens dreißig Meter in die Höhe. Ihr stockte der Atem, als sie erkannte, dass sie am Rand eines Abgrunds standen, der in pechschwarze Leere mündete. Irgendwo dort unten rauschte ein Bach. Das war der Weg, der einst die Sucher nach den Geheimnissen im Innern dieses erloschenen Vulkans geführt hatte. Das war der legendäre Ort, den so viele jahrhundertelang gesucht hatten - die Höhle, die dem sibyllinischen Orakel, der ältesten aller Prophetengestalten, als Wohnung gedient hatte. Als das Licht der Lampe über die glänzenden Wände glitt, wusste die Frau, dass sie gefunden hatte, wonach sie suchte. Die Höhle war genauso, wie sie frühere Besucher beschrieben hatten - Heraklit, Plutarch, Pausanias und der Dichter Vergil, der diese Grotte in der Äneis als den Eingang zur Unterwelt unsterblich gemacht hatte. Es war durchaus möglich, dass sie und ihre drei Kameraden die Ersten waren, die seit zweitausend Jahren diesen legendären Ort betraten. Als Kaiser Augustus im Jahr 27 v. Chr. in Rom die Macht ergriff, ließ er die sibyllinischen Bücher einsammeln und alles davon verbrennen, was er für 'unglaubwürdig' hielt oder - anders gesagt - was ihn in seiner Stellung nicht unterstützte oder die Rückkehr der Republik prophezeite. Dann befahl er, die Grotte in Cumae unzugänglich zu machen. Der offizielle Eingang, der nicht hier, sondern am Fuß des Vulkans lag, wurde unter einem Berg von Schutt begraben. Seitdem war die berühmte Höhle für die Menschheit verloren - bis jetzt. Die junge Frau legte ihre Ausrüstung ab und setzte sich den Helm mit dem kleinen Scheinwerfer wieder auf. Aus ihrer Lederweste nahm sie die Kartenskizze und reichte sie dem größten der drei Männer. Z ...