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Insel der Vergessenen

Roman

Erschienen am 29.11.2006
Auch erhältlich als:
9,99 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783453351608
Sprache: Deutsch
Umfang: 432 S.
Format (T/L/B): 3.2 x 18.8 x 11.9 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Alexis Fielding sehnt sich danach, mehr über die Herkunft ihrer griechischen Mutter zu erfahren. Doch Sofia schweigt. Erst als Alexis kurz entschlossen nach Kreta aufbricht, gibt ihr Sofia einen Brief mit. Er sei, verspricht sie, der Schlüssel zur Vergangenheit. Bei ihrer Ankunft entdeckt Alexis nur einen Steinwurf von Plaka entfernt die Insel Spinalonga, bis 1957 Griechenlands Leprakolonie. Endlich erfährt sie, welche Rolle diese "Insel der Vergessenen" über Generationen im Leben ihrer Familie gespielt hat. Doch sie ahnt nicht, wie stark das Geflecht aus Intrigen, Verrat und enttäuschter Liebe bis heute ihr eigenes Leben bestimmt.

Autorenportrait

Mit ihrem Debütroman Insel der Vergessenen, der 2007 im Diana Taschenbuch erschien, avancierte Victoria Hislop zur internationalen Bestsellerautorin. Nach Das Herz der Tänzerin ist Eine Geschichte von Liebe und Feuer der dritte Roman der Autorin im Diana Verlag. Victoria Hislop lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Sissinghurst, Kent.

Leseprobe

Plaka, 2001 Nachdem das Seil losgebunden war, flog es durch die Luft und besprühte die bloßen Arme der Frau mit Meerwasser. Es trocknete schnell in der Sonne, die aus dem wolkenlosen Himmel auf sie niederbrannte, und hinterließ ein feines Muster aus Salzkristallen auf ihrer Haut. Alexis war der einzige Passagier in dem kleinen, verwitterten Boot, und als es vom Kai in Richtung der einsamen, unbewohnten Insel tuckerte, erschauerte sie bei dem Gedanken an all die Männer und Frauen, die vor ihr dorthin gefahren waren. Spinalonga. Sie spielte mit dem Wort wie mit einem Olivenkern, den man langsam im Mund hin und her bewegt. Die Insel lag direkt vor ihnen, und als sich das Boot der großen venezianischen Festung am Ufer näherte, meinte sie die Vergangenheit dieses Ortes förmlich spüren zu können, eine Vergangenheit, die nicht vergangen war. Dies ist ein Ort, dachte sie, an dem Geschichte noch immer lebendig ist, wo echte Menschen leben, keine Sagengestalten. Was für ein Unterschied zu den antiken Palästen und Sehenswürdigkeiten, die sie während der vergangenen Wochen, Monate - sogar Jahre - besucht hatte. Alexis hätte natürlich ebenso gut in den Ruinen von Knossos herumklettern können, um sich anhand der Trümmerreste ein Bild davon zu machen, wie das Leben vor viertausend Jahren ausgesehen haben mochte. Doch seit kurzem hatte sie das Gefühl, dass diese Vergangenheit einfach zu weit entfernt war, um sie wirklich zu berühren. Obwohl sie ein Diplom in Archäologie und einen Job in einem Museum hatte, spürte sie, dass ihr Interesse an dem Gegenstand mit jedem Tag abnahm. Ihr Vater war ein Gelehrter, der seine Studien mit Leidenschaft betrieb, und ganz naiv hatte sie immer angenommen, sie würde einfach in seine Fußstapfen treten. Für jemanden wie Marcus Fielding konnte eine antike Zivilisation gar nicht antik genug sein, um sein Interesse zu wecken. Für Alexis hingegen, inzwischen fünfundzwanzig, hatte der Ochse, den sie auf dem Weg hierher überholt hatte, entschieden mehr Bedeutung für ihr Leben, als es der Minotaurus im Innern des kretischen Labyrinths je haben konnte. Wie es in ihrem Berufsleben weitergehen würde, war im Moment für sie weniger wichtig als die Frage, was mit Ed werden sollte. Denn während sie die spätsommerliche Wärme auf ihrer griechischen Ferieninsel genossen, schien sich ihre junge, vielversprechende Liebe dem Ende zuzuneigen. Ihre Zuneigung war im intellektuellen Treibhausklima einer Universität aufgeblüht, doch draußen in der wirklichen Welt verwelkt. Nach Ablauf von drei Jahren glich sie einem Setzling, der es nicht geschafft hatte, im Blumenbeet zu gedeihen. Ed sah gut aus. Das war eine Tatsache, nicht nur ihre persönliche Meinung. Aber gerade sein gutes Aussehen störte sie manchmal ganz entschieden, war ihrer Ansicht nach der Grund für seine arrogante Haltung und sein zuweilen beneidenswertes Selbstwertgefühl. Sie hatten sich nach dem Motto 'Gegensätze ziehen sich an' gefunden: Alexis mit ihrer blassen Haut, dem dunklen Haar und den dunklen Augen, und der blonde, blauäugige Ed. Manchmal jedoch hatte sie das Gefühl, dass ihre eigene, ungestümere Natur durch Eds Neigung zu Disziplin und Ordnung zurückgedrängt wurde, und sie wusste, dass sie das nicht wollte. Selbst das kleinste Quäntchen an Spontaneität, nach dem sie sich sehnte, schien ihm ein Gräuel zu sein. Viele seiner guten Eigenschaften, die alle Welt an ihm so schätzte, trieben sie inzwischen in den Wahnsinn. Sein unerschütterliches Selbstbewusstsein etwa. Es beruhte auf der Tatsache, dass Ed zu jeder Zeit haargenau wusste, was auf ihn zukam, und zwar schon vom Zeitpunkt seiner Geburt an. Ed war eine lebenslange Stellung in einer Anwaltskanzlei garantiert, und die kommenden Jahre waren für ihn eine vorhersagbare Folge von Posten und Wohnungen in angemessener Lage. Was Alexis haargenau wusste, war nur, dass sie nicht für einander geschaffen waren. In den Ferien hatte sie immer öfter über die Zukunft nachgegrübelt. In der kam Ed allerdings nicht

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