Beschreibung
Die längsten 24 Stunden deines Lebens In dem Augenblick, in dem du deine Augen öffnest, weißt du, dass dies ein schlechter Tag wird. Im Zimmer ist es stickig und heiß. Und dann das Blut
das Blut ist überall. Es fühlt sich an, als wärst du mitten in einen Alptraum gefallen. Aber das stimmt nicht. Dies ist die Realität. Und sie hat gerade erst begonnen.
Leseprobe
Freitag Kaum öffne ich die Augen, weiß ich, es wird ein Scheißtag. Stickige Hitze liegt im Zimmer, mein Kopf fühlt sich an, als würde ein Zwerg darauf herumtanzen, und dann das Blut. " das Blut ist überall. Ich spüre es am Kissen, das klamm an meiner Wange klebt, und an meinem ausgestreckten Arm. Die ersten paar Sekunden nehme ich alles nur verschwommen wahr, aber es ist Tag, das kann ich erkennen: Zwischen den satinglänzenden, blumengemusterten Vorhängen, die vor das einzige Fenster des Zimmers gezogen sind, zwängen sich schmale Sonnenstrahlen herein. Das Zimmer ist mir total fremd. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wo ich bin. Langsam wälze ich mich herum. Eine Riesenanstrengung. Alles tut weh, besonders der Kopf. Selbst im trüben Halbdunkel und in dem komischen Winkel, in dem ich auf dem Bett liege, sehe ich, dass die Kissen und das vormals blütenweiße Laken purpurrot sind. Ich konzentriere mich auf meinen Arm, der aussieht, als wäre er bis zum Ellbogen in Farbe getaucht worden, wobei ein paar Spritzer auch noch den Bizeps besprenkelt haben. Der Schock fährt mir in die Knochen. Ich schrecke hoch, und zum zweiten Mal verschwimmt alles. Benommen starre ich auf das Bett, um mir irgendeinen Überblick zu verschaffen. Unter den Laken zeichnet sich ein Knäuel ab. Es ist zwar völlig bedeckt, hat aber beunruhigend menschliche Formen. Das Blut scheint von der oberen Hälfte zu stammen. Mir wird schwindlig. Ich versuche mich an die vergangene Nacht zu erinnern, durchforste mein Hirn nach einem Hinweis, was ich in diesem blutgetränkten Bett, in diesem fremden Zimmer tue. Mir fällt nichts ein. Rein gar nichts. Der gestrige Tag ist ein leeres Blatt. Ein Gedanke durchzuckt mich. Panik flackert auf. Wie viel von meinem Gedächtnis habe ich verloren? Bin ich jetzt eines dieser armen Würstchen, deren Vergangenheit ausgelöscht wurde, und die nicht einmal mehr ihren eigenen Namen kennen? Nein, doch. Ich weiß ja, wer ich bin. Ich heiße Tyler. Ich bin Autohändler. Einer von der besseren Sorte. Ich besitze eine BMW-Niederlassung. Ich war Berufssoldat. Und das ziemlich lange. Ich habe in Nordirland, im ersten Golfkrieg, in Bosnien und in Sierra Leone gekämpft. Und ich habe jede Menge Ärger am Hals. So viel ist mir jetzt schon klar. Meine Augen wandern von dem Knäuel zum Radiowecker und wieder zurück. 9:51 Uhr morgens. Ziemlich spät für mich. Normalerweise bin ich Frühaufsteher. Ich schalte die Nachttischlampe ein, die plötzliche Helle zwingt mich, die Augen zusammenzukneifen. Mein Mund ist staubtrocken, und ich fühle mich wie ausgekotzt. Ich habe nicht die geringste Lust, unter das Laken zu schauen, aber ich weiß, dass ich das werde tun müssen. Ich winde mich mit steifen Gliedern aus dem Bett und greife mit beiden Händen nach dem Laken. Sie zittern ein wenig. Als ich das Laken berühre, zucke ich zurück, weil es unangenehm feucht ist. Dann packe ich zu und reiße es mit einer schnellen Bewegung weg. O mein Gott. Ich würge, schnappe nach Luft, torkle ein paar Schritte zurück und knalle gegen die Wand. Will nicht glauben, was ich da sehe. Der Schock schlägt brutal zu. Eine nackte junge Frau mit sehr blasser Haut liegt steif und leblos auf dem Rücken. Ihr Körper wirkt, als wäre er einmal geschmeidig und athletisch gewesen, ein bisschen sehr schlank vielleicht. Unter einem silbernen Bauchnabelpiercing ist neben einem schmalen, perfekt ausrasierten Streifen schwarzen Schamhaars das verblassende Tattoo eines Schmetterlings zu erkennen. Ihre Fingernägel sind hellblau lackiert, am Mittel- und Zeigefinger der rechten Hand trägt sie mit keltischen Symbolen verzierte Ringe. Doch am meisten verstört und ängstigt mich die Tatsache, dass der Kopf fehlt. Wo der Kopf abgesägt oder abgehackt wurde, ragt der Hals als eingerissener, blutiger Stumpen aus einer riesigen purpurnen Blutlache heraus. Es ist die einzig sichtbare Wunde. Einige Sekunden lang - es mögen drei sein oder auch zwanzig - starre ich auf die Leiche hinunter, und obwohl ich keinerlei Leseprobe