Beschreibung
Der Abschluss der faszinierenden Trilogie des New York Times- Bestsellerautors Jahrhundertelang wurde die Galaxis von einer Dynastie grausamer Despoten zusammengehalten, doch nun ist das Imperium endgültig gefallen, und das Sternenreich droht im Chaos zu versinken. Das grausame Volk der Naxid versucht, die Herrschaft an sich zu reißen, doch einmal in den Genuss der Freiheit gekommen, sind die Völker der Galaxis nicht bereit, sich erneut unterjochen zu lassen, und rüsten sich zum alles entscheidenden Kampf...
Autorenportrait
Walter Jon Williams hat Kampfkünste, Segeln und Englische Grammatik unterrichtet, bevor er sich dem Scheiben zuwandte. Seine zahlreichen Fantasy- und Science-Fiction-Romane wurden bereits mehrfach für Literaturpreise nominiert. Heute lebt er mit seiner Familie in New Mexico.
Leseprobe
Die Frau, die sich Caroline Sula nannte, sah ihren Kommandanten sterben. Sie hatte Kapitänleutnant Lord Octavius Hong gemocht, auch wenn sie nicht viel von dessen Befehlen gehalten hatte, und war erleichtert, dass er die Qualen nicht sehr lange ertrug. Anscheinend war er bei der Gefangennahme verletzt und schon einmal gefoltert worden, bis er die Kommunikationsprotokolle preisgegeben hatte. Jetzt war er zu schwach, um den Messerklingen allzu lange Widerstand zu leisten. Als er das Bewusstsein verlor, legten sie ihm die Schlinge des Scharfrichters um den Hals - und das war's. Die Hinrichtungen Hongs und der anderen Kämpfer wurden live auf dem Exekutionskanal übertragen. Es war ein langer Sommernachmittag voller Blut und Torturen, ein Unterhaltungsprogramm für Sadisten und Fachleute. In welche Gruppe falle ich?, fragte sich Sula. Sie musste zuhören, wie der Ansager die Namen der Verurteilten verlas, sie konnte nicht abschalten und das Stöhnen, die Schreie und die gespenstischen disharmonischen Klänge der Daimong ausblenden. Allerdings gab es Momente, in denen sie den Kopf zur Seite drehte. Sula überwand sich, es so lange wie möglich auszuhalten, und prägte sich die Namen aller Kämpfer ein, die an diesem Tag starben. Soweit sie es sagen konnte, fand die gesamte loyalistische Regierung den Tod, von Militärgouverneur Pahn-ko bis zu seinen geringsten Dienern. Anfangs hatte Sula sich unter dieser Geheimregierung einen unterirdischen Bunker vorgestellt, der mit KommGeräten vollgestopft war, vielleicht auch eine einsame Höhle in den Bergen, die man nur über einen verborgenen Weg erreichen konnte. Anscheinend war Pahn-ko jedoch in einem Landhaus unweit von Zanshaa City gefasst worden. Das soll das geheime Versteck sein?, dachte Sula ungläubig und mit einer gewissen Verachtung. Da hätte Pahn-ko auch gleich in großen weißen Buchstaben UNTERGRUNDREGIERUNG aufs Dach schreiben können. Zusammen mit den höheren Offizieren war auch die Militärstreitmacht der Regierung untergegangen. Flottenkommandant Lord Eshruq, der Befehlshaber der Aktionsgruppen, die trotz der Besetzung durch die Feinde ausgeharrt hatten, war einen langen, qualvollen Tod gestorben. Vielleicht war der Daimong ungewöhnlich widerstandsfähig gewesen, oder die Folterknechte hatten sich besondere Mühe gegeben, nachdem einer von Eshruqs Trupps am Tag des triumphalen Einzugs in die eroberte Stadt eine Reihe von naxidischen Besatzern getötet hatte. Die meisten Verurteilten starben rasch. Es galt, fast zweihundert Loyalisten zu töten, und die Zahl der Folterknechte war begrenzt. Die meisten wurden nur oberflächlich gequält und nicht lange danach mit der Garotte erdrosselt. Verglichen mit dem, was der Staat aufbieten konnte, wenn mehr Zeit zur Verfügung stand, war das ein gnädiger Tod. Aus dem Schlafzimmer drang kitschige Musik, unterbrochen von Murmeln und Stöhnen. Die Erste Ingenieurin Shawna Spence lag verwundet im Bett und sah sich einen Liebesfilm an. Sie hatte den Ton laut gestellt, damit sie nicht hören musste, wie ihre Kameraden starben. Sula konnte sie gut verstehen. Die Wohnung war eng und stickig und roch nach Staub, Waffenöl, Desinfektionsmitteln und Kummer. Sula hatte das Gefühl, die Wände rückten immer enger zusammen. Als sie es nicht mehr aushielt, öffnete sie ein Fenster. Frische Luft strömte herein; direkt unter dem Fenster röstete jemand Zwiebeln. Verkehrslärm, Musik und Gelächter erfüllten die Straßen des Uferviertels. Dankbar atmete Sula tief ein und beobachtete das Gewimmel. Mit einer gewissen Nervosität bemerkte sie die grauen Jacken und die weißen Dreispitze der Stadtpatrouille und schnitt eine Grimasse. Ihre Kindheit im weit entfernten Span- nan war nicht geeignet gewesen, ihr allzu großen Respekt vor den Ordnungshütern einzuflößen. In Gegenden wie dem Uferviertel waren die Polizisten grundsätzlich zu zweit unterwegs. Die beiden dort waren Ter- raner, aber das half Sula auch nicht weiter. Wahrscheinlich war es den Beamten egal, wohe