Beschreibung
Katzen - die geheimnisvollsten und unergründlichsten aller Tiere. Sie kommen auf leisen Samtpfoten angeschlichen, und das Jagen liegt ihnen im Blut. Wenn Sie sich zusammen mit ihren zweibeinigen Gefährten auf Mörderjagd begeben, siegt Eleganz über Grobheit und Raffinesse über rohe Gewalt. Doch der größte Vorteil der pelzigen Detektive: Sie haben neun Leben. "Krimikätzchen" vereinigt 14 mörderisch gute Geschichten mit Charme und Stil für alle Katzenliebhaber und Krimibegeisterte.
Autorenportrait
Jone Heer, geboren 1953 in Freiburg, hat Pädagogik und Psychologie studiert, arbeitet seit dreißig Jahren in eigener Praxis in Staufen und war in einem früheren Leben selbst Katze.
Leseprobe
Sophie Winter Felix, oder: Oh Lord, won't you buy me a Mercedes Benz Bald. Es würde nicht mehr lange dauern. Bald würde es so weit sein. Felix hob die schwarze Nase in den lauen Wind und nahm Witterung auf. Bald. Im Frühjahr war das Gefühl am stärksten. Im Winter fast gar nicht vorhanden. Im Sommer schon eher. Aber jetzt, seit den ersten warmen Tagen. Er sprang auf die Gartenbank und von da aus auf das Fensterbrett, das bereits in der milden Morgensonne lag, streckte die Hinterpfote in die Luft und pflegte das, was Eric Klöten nannte und Inge Kronjuwelen. Seit einigen Tagen nahm seine Unruhe täglich zu. Aber er konnte sich beherrschen. Er ließ es langsam angehen. Denn alles kam auf den richtigen Zeitpunkt an. 'Was ist los mit dir?', hatte Zeus gequengelt, als er sich heute früh weggeduckt hatte, statt mit ihm zu spielen. 'Lass mich in Ruhe, Wischmopp', hatte er geknurrt und sofort ein schlechtes Gewissen gehabt. Zeus war zwar klein und ziemlich hässlich, aber auch Hunde verdienen Respekt. Sogar wenn einer so albern aussieht wie ein Bichon Frisé. Und von sich behauptet, er sei in Wirklichkeit ein Coton de Tuléar. 'Du verstehst das nicht', hatte er vorsichtshalber hinzugefügt. Aber Zeus war bereits beleidigt abgezogen. Umso besser. Felix setzte sich auf und nahm die Straße ins Visier. Die Dorfstraße war nicht stark befahren, sie war ja auch keine Durchgangsstraße, obwohl einige Autofahrer sie als Abkürzung benutzten. Fremde fuhren hier nur durch, wenn sie sich verfahren hatten. Oder wenn sie 'die schöne Gegend genießen wollten', wie Eric zu sagen pflegte, der ein sentimentales Verhältnis zu Harley-Davidson-Fahrern und Cabrios hatte. Cabrios. Autos, die oben offen waren. Auf deren Lederpolster gut riechende Damen mit Kopftüchern saßen und deren Fahrer Lederhandschuhe trugen. O ja, Felix wusste ganz genau, was ein Cabrio war. Und in dieser Hinsicht teilte er Erics Vorliebe. Er legte den Kopf auf die Vorderpfoten und schloss die Augen. Da war er wieder, dieser Duft. Seine Nase bebte. Oder bildete er sich nur ein, ihn zu riechen? Diesen Duft nach Lexol-Lederpflege und Benzin. Nach Milch und Mäusen. Nach Zigarettenrauch und Motoröl. Er spürte die kräftige Zunge seiner Mutter, die ihn wie eine Bratwurst hin- und herwendete, bis sie ihn von oben bis unten sauber geleckt hatte. Die Krallen seiner drei Geschwister, die mit ihm balgten. Die schwielige Hand von Anton, eine ölverschmierte Pranke, in der man unendlich sanft ruhte. Und die geschickten Finger von Toby, die zum Spielen lockten. Das war sein Leben gewesen. Bis zu jenem Tag, an den er nicht denken wollte. Auch jetzt nicht. Nie wieder. Und dennoch. 'Wach auf, du Penner! Der Morgen ist schon halb vorbei! Komm endlich in die Gänge!' Felix öffnete ein Auge. Zeus stand mit rotierendem Schwanz vor der Gartenbank und sah zu ihm hoch. 'Ich schlafe nicht', sagte Felix und gähnte. 'Ich denke. Du solltest das auch mal ausprobieren.' 'Denken! Denken! So'n Quatsch!', kläffte Zeus, sprang auf die Gartenbank und versuchte, Felix' peitschenden Schweif zwischen die Zähne zu nehmen. Felix spitzte die Ohren. Ja, vielleicht sollte man aufstehen. Vielleicht war es heute so weit. Der Zeitpunkt war nah. 'Na gut, du Nervensäge', zischte er, sprang von der Fensterbank und setzte sich in Bewegung. Schon um zu zeigen, wer hier der Schnellere war. Zeus japste vor Glück und jagte davon. Wer der Jäger und wer der Verfolgte war, konnte bald niemand mehr unterscheiden. Nur Felix wusste, dass er sich nie, niemals von einer kläffenden Töle jagen lassen würde. Er hetzte Zeus ums Grundstück, so lange, bis er das richtige Signal hörte. Und das ließ nicht auf sich warten. 'Ein Auto', japste Zeus, der die Dorfstraße hochlief. 'Wir müssen.' Doch während Zeus im Straßengraben verschwand, setzte Felix sich in ganzer Größe mitten auf die Straße und wartete. Und tatsächlich. Auf der staubigen Dorfstraße näherte sich ein rotes, schlankes Auto. Oben offen. Ein Cabrio. Und natürlich hielt es, a
Schlagzeile
Kätzchen auf der Mörderjagd