Beschreibung
Selten haben Vorurteile die allgemeinen Vorstellungen von einem Dichter so stark getrübt wie im Falle von Novalis. Selten hat man über einen Dichter soviel und zugleich so wenig gewußt. Das beginnt mit seinem Namen und gilt für das Bild seiner Persönlichkeit ebenso wie für sein Werk. Novalis hieß eigentlich Georg Philipp Friedrich von Hardenberg. 'Novalis', der Neuland Bestellende, nannte er sich zuerst 1798 bei der Veröffentlichung seines 'Blütenstaub'. Die Zeichnung von Beiträgen mit Initialen oder einem Pseudonym war Zeitsitte; der Bürger konnte sich hinter dem Schriftsteller verbergen. Aber wenn bei anderen später die Tarnkappe des Künstlers in Vergessenheit geriet, als sie durch ihre Leistungen auch bürgerlichen Respekt erworben hatten, so blieb bei Hardenberg, dem Frühverstorbenen, der romantische Deckname von Dauer und hat denn auch weitgehend das Bild beeinflußt, das sich die Nachwelt vom Bürger zu machen suchte.
Autorenportrait
Gerhard Schulz, geboren 1928 in Löbau. Studium und Promotion an der Universität Leipzig. Nach Aufenthalten an den Universitäten Melbourne und Adelaide 1965 Berufung auf den neu gegründeten Lehrstuhl für Germanistik an der Universität von Western Australia in Perth. Ab 1969 Lehrstuhl für Germanic Studies an der Universität Melbourne. Seit 1993 Professor emeritus.Publikationen u. a.: 'Die deutsche Literatur zwischen Französischer Revolution und Restauration' (2 Bde., München 1983 bzw. 1989); 'Exotik der Gefühle. Goethe und seine Deutschen' (München 1998); 'Kleist. Eine Biographie' (München 2007); 'Novalis. Leben und Werk Friedrich von Hardenbergs' (München 2011). Literaturkritiken in der FAZ.