Beschreibung
Was Fred Zinnemann mit 'High Noon' geschafft hat - alle Elemente des Western-Genres zu einer dramatischen Handlung zu verschmelzen und seinen Film damit selbst zu einem Mythos zu machen - gelang Edgar P. Jacobs mit seiner ersten BLAKE UND MORTIMER-Episode 'Der Kampf um die Welt'. Jacobs begann die Arbeit an dieser über 150 Seiten langen Geschichte im Jahre 1946. Der Faschismus mit seinem Anspruch auf Weltherrschaft war gerade zerschlagen, und die Welt stand noch unter dem Schock des Zweiten Weltkrieges. Aber war damit die Gefahr wirklich gebannt? Oder würde ein anderer Diktator aufstehen und den Wahnsinn fortsetzen? Die Geschichte 'Der Kampf um die Welt' ist deutlich von diesen Fragen gekennzeichnet. Die Sichtweise, die Jacobs anbot, ist heute veraltet. Aber sie spiegelt beispielhaft die Ängste der Menschen wider, die gerade um Haaresbreite einer Katastrophe entronnen waren. Insofern ist 'Der Kampf um die Welt' ein interessantes und spannendes Dokument der Zeitgeschichte. Darüber hinaus dokumentiert 'Der Kampf um die Welt' Jacobs' außergewöhnliches erzählerisches Talent. Mit seiner Geschichte hat er die Entwicklung der europäischen Comics wie kaum ein anderer Zeichner beeinflusst. Somit ist 'Der Kampf um die Welt' ein klassischer Meilenstein der Comic-Historie, ein Mythos, dessen packende Dramaturgie nur selten wieder erreicht wurde.
Autorenportrait
Edgar-Pierre Jacobs, der neben Hergé, Jacques Martin und Bob de Moor zur ersten Generation belgischer Comic-Zeichner gehört, wurde 1904 in Brüssel geboren. Jacobs strebte ursprünglich eine Theaterlaufbahn an, verdiente sich aber schon als Sechzehnjähriger sein erstes Geld mit dem Anfertigen von Illustrationen für Warenhauskataloge. Im Kriegsjahr 1942 wurde die Arbeit am Theater unmöglich, und Jacobs wurde in der Redaktion des Jugendmagazins "Bravo" in der Hoffnung vorstellig, den einen oder anderen Gelegenheitsjob als Illustrator zu ergattern. Zu seiner Überraschung stellten ihm die Redakteure aufgrund seiner Fähigkeiten regelmäßige Aufträge in Aussicht; so führte Jacobs unter anderem für kurze Zeit "Flash Gordon" von Alex Raymond weiter, als die Fortsetzungen des Strips aus den USA kriegsbedingt ausblieben. Als die deutschen Besatzer "Flash Gordon" ganz verboten, legte Jacobs der "Bravo"-Redaktion als Ersatz einen eigenen Science-Fiction-Comic vor: "Die U-Strahlen"; der als Album erst 1974 nachgedruckt wurde (dt. bei CARLSEN COMICS). Am 1. Januar 1944 wurde Jacobs der erste Angestellte Hergés. Er assistierte dem Schöpfer von "Tim und Struppi" bei der Umarbeitung seiner älteren Arbeiten auf ein neues Format und bei der Kolorierung der bisher schwarzweißen Seiten. 1946 gehörte Jacobs neben Hergé, Jacques Laudy und Paul Cuvelier zu den Mitbegründern der Zeitschrift "Tintin". In deren erster Nummer erschien die erste Folge von Jacobs'' Serie "Blake und Mortimer", die wegen ihrer überzeugenden Atmosphäre stilprägend für den europäischen Comic wurde. Bis 1966 schrieb und zeichnete Jacobs lediglich sieben Geschichten um seine beiden Helden; der erste Teil der achten Episode, "Die drei Formeln des Professor Sato", ließ sogar bis 1971 auf sich warten. Anschließend erkrankte Jacobs schwer, und obwohl er bis zu seinem Tod im Jahre 1987 an der Fortsetzung der Geschichte arbeitete, blieb das letzte "Blake und Mortimer"-Abenteuer unvollendet. Es wurde vier Jahre später von Bob de Moor zu Ende geführt ("Mortimer gegen Mortimer"). Inzwischen haben Jean van Hamme und Ted Benoit die Serie wieder aufgenommen und führen sie ganz im alten Jacobs-Stil fort.