Beschreibung
Die Situation nach dem Tod eines Menschen begreifen und würdig gestalten Arbeitshilfe zu Verabschiedungsfeiern (Aussegnung) Überkonfessionell und überinstitutionell Wie soll mit der Situation unmittelbar nach dem Tod eines Menschen umgegangen, wie kann sie gestaltet werden?Dieses Buch ist eine Arbeitshilfe für alle Menschen, die in privaten und öffentlichen Räumen andere Menschen bis zum Tode begleiten. Es bietet Hilfen zum Abschiednehmen, Anregungen zum symbolischen letzten Handeln am Totenbett und Anleitungen zu Verabschiedungsfeiern aus dem Sterbezimmer. Mit vielen Textbeispielen, Ritualen, Gebeten und mehr.
Autorenportrait
Ida Lamp, geb. 1961, Diplom-Theologin, Psychosoziale Beraterin, Psychoonkologin, seit 1986 freiberuflich tätig im Feld von Palliative Care (Qualifizierungsmaßnahmen, Supervision, Beratung; Schwerpunkte: Demenz und Sterben, Trauer, spirituelle Begleitung, Kommunikation); 1999-2004 Seelsorgerin im Franziskus-Hospiz Hochdahl; 2004-2007 Projektleitung und -begleitung eines Demenz-Projektes im Altenheim Reginenhaus Rhynern; bis 2013 Geschäftsführerin des Palliativen Hospiz Solingen, dann Koordinatorin eines Hospizdienstes in Mönchengladbach; seit Oktober 2015 Koordinatorin des Zentrums für ambulante Palliativversorgung und Hospozarbeit - ZAPUH GrenzLand e.v. in Brüggen; zahlreiche Veröffentlichungen zur Hospizarbeit.
Leseprobe
In den Veröffentlichungen zu Tod und Sterben, die in den letzten Jahren erschienen sind, findet sich kaum etwas über die Aussegnung oder über andere Rituale, die unmittelbar auf den Tod eines Menschen folgen. Diese Lücke verwundert angesichts der Tatsache, dass über die Begleitung im Sterben und über die Begleitung in der Trauer eine Fülle von fachspezifischen und populärwissenschaftlichen Abhandlungen, Ratgebern und Erfahrungsberichten vorliegt.Zwei Tendenzen sind erkennbar: Eine ist, dass man das, was unmittelbar nach dem Tod eines Menschen zu tun ist, vorwiegend und ohne Zögern dem oder der Beauftragten einer Kirche überlässt. Diese sieht dafür traditionell festgelegte und eingeübte Rituale vor. Nehmen die meisten Menschen, ob einer Kirche zugehörig oder nicht, diesen "Service" gern an, auch wenn die benutzten Texte eine ihnen ungewohnte Sprache sprechen und die gebrauchten Bilder ihnen fremd geworden sind? Oder sind die kirchlich gehüteten Bilder, Sprache, Abschiedsformen gar nicht so fremd, sondern treffen genau Wünsche und Bedürfnisse der Betroffenen (auch wenn sie sonst nicht mehr kirchlich verortet sind)? Wenn dem so ist, scheint das doch ein Phänomen zu sein, das der Individualisierung unserer Gesellschaft und der De-Institutionalisierung, die damit einhergeht, völlig zuwiderläuft. Ist unsere Zeit tatsächlich, wie in der Religionssoziologie diskutiert wird, auch im 21. Jahrhundert in problematischen Situationen "religionsproduktiv" oder zumindest "religionskonservativ"? Profitiert man im Sinne modernen Dienstleistungsdenkens in der Hauptsache von der Erfahrung, mit der kirchliche Seelsorgerinnen und Seelsorger - an das Bett eines Sterbenden oder kurz zuvor Verstorbenen gerufen - über das liturgische Angebot hinaus frei und situationsangepasst (Gebete) formulieren können? Das scheint da der Fall zu sein, wo man sich heilsame "Spontanrituale" wünscht, die auf die individuelle Situation der Anwesenden abgestimmt sind und sehr sensibel auf ihre aktuelleBefindlichkeit eingehen können, für die eben (fast) ausschließlich die traditionellen Ritenträger in Frage kommen.Die andere Tendenz geht dahin, allein den Bestatter für die Toten zuständig zu erklären. Nicht wenige wünschen sich, der Bestatter möge dafür sorgen, dass die Entsorgung "lebloser Überreste" möglichst kurz und schmerzlos vonstatten gehe. Gleichzeitig sind es immer mehr Bestattungsunternehmen, die ihrerseits Verabschiedungs- und Trauerfeiern anbieten. Das weist eindeutig darauf hin, dass der Moment des Übergangs vom Leben zum Tod von vielen als etwas aus dem übrigen Fluss der Zeit Herausfallendes oder Herausgehobenes erlebt wird. Es ist ein (auch im säkularen Kontext) "heiliger Moment". Zunehmend wird Betroffenen wie Verantwortlichen klar, dass dieser Moment Gestaltung braucht - weil es ein subjektives Bedürfnis danach gibt, aber auch, weil die unzureichende Beachtung oder gar das Ignorieren der Besonderheit dieses Moments psychische und physische gesundheitliche Folgen für die Trauernden haben kann.Nur selten sprechen Menschen darüber, wie sie - als Betroffene oder als Begleitende - diesen Moment des Übergangs erleben. Hängt dieser Mangel an Erfahrungsaustausch möglicherweise mit einer Art Scheu zusammen, die die "Schwebe des Lebendigen" nicht zerreden möchte, nicht in der Situation am Totenbett selbst, auch nicht im Reden über das Erlebte oder im Festschreiben von rituellen Abläufen?Vielleicht ist hier weniger Pietät als vielmehr Verdrängung virulent: Das entspräche - leider - dem immer wieder von Hinterbliebenen beklagten Vorgehen vor allem in Krankenhäusern, dass nämlich der Moment des Übergangs (im Sinne des Sterbens selbst schon, aber hier fokussiert - aus der Perspektive der Angehörigen - auf den Umgang mit dem nun Toten) nicht begangen, sondern übergangen wird in der Geschäftigkeit eines Personals, das hauptsächlich vom organisatorischen Gesichtspunkt her aktiv wird und nur aktiv sein kann und darf. Zunehmend wächst in den Einrichtungen das Empfinden dafü Leseprobe