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Judith Butler

EIne Einführung - Campus Studium, Campus 'Studium'

Erschienen am 15.08.2012, 2. Auflage 2012
19,95 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783593394329
Sprache: Deutsch
Umfang: 179 S.
Format (T/L/B): 1.5 x 20.5 x 13.5 cm
Einband: Paperback

Beschreibung

Das Werk von Judith Butler übt seit zwei Jahrzehnten nachhaltigen Einfluss auf viele Debatten in den Sozial-, Kultur- und Geisteswissenschaften aus. Auch in den Feuilletons sowie in politischen Auseinandersetzungen ist sie immer wieder präsent. 1991 erschien ihr vieldiskutiertes Buch "Das Unbehagen der Geschlechter" mit der provokanten These, dass die Geschlechterdifferenz nicht biologisch, sondern performativ zu verstehen sei. Heute gilt Butler als eine der Begründerinnen der Queer Theory und als Philosophin, die sich an der Formulierung einer Ethik der Verletzbarkeit versucht. Diese überarbeitete und erweiterte Einführung stellt Butlers Werk in den Kontext der zeitgenössischen Diskussion, geht auf die kontroverse Rezeption ein und hilft beim Verständnis der komplexen Argumentationen.

Autorenportrait

Paula-Irene Villa ist Professorin für Soziologie an der Universität München.

Leseprobe

Einleitung Kaum eine andere Autorin hat in der zeitgenössischen feministischen bzw. Geschlechter-Theorie sowie in allen Disziplinen, die darin involviert sind, für so viel Aufsehen gesorgt wie Judith Butler - kaum eine andere Geschlechtertheoretikerin war, zunächst jedenfalls, derart umstritten. Der Streit hat sich im Laufe der Jahre zugunsten einer sachliche(re)n und präziseren Rezeption gelegt, die in Teilen gleichwohl kritisch und kontrovers ist. Für viele ist heute womöglich nicht mehr nachvollziehbar, welches tatsächliche Unbehagen das 1991 im Deutschen erschienene Buch Das Unbehagen der Geschlechter ausgelöst hat, und zwar sowohl innerhalb der Geschlechterforschung als auch in den feministischen Öffentlichkeiten. Judith Butler wurde im deutschsprachigen Raum zwar sofort nach Erscheinen ihres ersten deutschsprachigen Buches ausgesprochen breit rezipiert (was keineswegs selbstverständlich ist), sie wurde dabei allerdings zunächst mit Skepsis, ja mit Ablehnung bedacht. Geradezu erbost reagierte manch gestandene Wissenschaftlerin und manch arrivierter Wissenschaftler auf ihr Erscheinen. Davon zeugen die ersten Auseinandersetzungen um 1993, etwa Carol Hagemann-Whites Feststellung, bei Gender Trouble (so der Originaltitel) handele es sich um ein 'höchst oberflächliches und ärgerliches Buch' (Hagemann-White 1993, 69). Inwiefern dies zutrifft, müssen die Lesenden letztlich selbst entscheiden. Dieser Band will dazu beitragen, Vorurteile in Bezug auf die Texte Judith Butlers zu überwinden, auch indem eine Orientierung für das selbstständige Lesen der Primärliteratur gelegt wird. Sicher ist, dass sich nicht erst, aber doch spätestens seit den Argumenten Butlers sowie ihrer ungeheuren Produktivität in theoretischer wie empirischer Hinsicht 'Geschlecht' nur mehr in Anführungszeichen, als uneigentliche Eigentlichkeit verstehen lässt. Hierauf gehen die Kapitel 3 und 4 besonders ein. Butler gilt überdies nicht nur als Mitbegründerin der 'Queer Theory' (vgl. Kapitel 5), sie steht auch für den linguistic turn der Geschlechterforschung (vgl. Kapitel 1). Auch hatte sie wie sich zeigen wird, nicht ganz zu Recht zunächst den Ruf einer typisch 'postmodernen' Autorin, und sie gilt - dies nun zu Recht - als ausgesprochen 'poststrukturalistische' Denkerin (vgl. Kapitel 1 und 2). Zunehmend sichtbar hat sich seit den frühen 1990er Jahren, nicht zuletzt unter deutlicher Bezugnahme auf Judith Butlers Texte, ein neues, transdiziplinäres Feld etabliert, die Queer Studies (vgl. Hark 2005, Kraß 2009), das sich in der gleichzeitigen Abgrenzung wie Überschneidung zur feministischen bzw. Geschlechterforschung artikuliert. Dies kann durchaus als Echo auf die - wenn auch nicht allein, so doch wesentlich durch Butler ausgelöste Destabilisierung der Grundkategorie (Gender) der Geschlechterforschung verstanden werden. Im Ganzen also hat sie, besonders im deutschsprachigen Raum, vielfache Grundannahmen der akademischen Geschlechterforschung nachhaltig in Frage gestellt, die bis weit in die 1990er Jahren dominant waren. Die Fokussierung auf Butler übersieht jedoch, hierauf geht Kapitel 7 kursorisch ein, dass so manche durch Butler formulierte Infragestellung so neu gar nicht war und dass auch die deutschsprachige feministische bzw. Gender Theorie keineswegs so homogen war wie im Nachhinein manchmal suggeriert. Viele Missverständnisse (die ja auch ausgesprochen produktiv sein können) bei der Aneignung der Texte Judith Butlers, insbesondere im deutschsprachigen Raum, waren bzw. sind ihrer Disziplinen übergreifende Ausrichtung geschuldet: Judith Butler ist von Hause aus Philosophin und lehrt als Professorin für Rhetorik und Literaturwissenschaft an der University of California in Berkeley sowie als Gastprofessorin (2012/13) am Department für Englisch und Vergleichende Literaturwissenschaften der University of Columbia in New York. Ihre Überlegungen leben jedoch vom produktiven Blick über den disziplinären Tellerrand und von der Zusammenführung oft getrennter, disziplinär eingehegter Debatten: Psychoanalyse, Philosophie, Sprachtheorie, Geschichte und Sozialwissenschaften, politische Theorie, Ethik wie auch lesbische, feministische, queere, race und postcolonial studies sowie politisch-intellektuelle Engagements spielen in Butlers Texten eine zentrale Rolle. Mehr noch: Diese Stränge und Konstellationen werden in bisweilen undisziplinierter Weise miteinander verknüpft, was gerade im deutschsprachigen Kontext zu vielfachen Irritationen führen kann. Diese Transdisziplinarität nötigt ihr Publikum, sich entsprechend (fort) zu bilden. Soziolog_innen sind möglicherweise psychoanalytische oder ethischphilosophische Terminologien nicht vertraut, und dies wirkt sich als anstrengende Hürde bei der Lektüre aus. Literaturwissenschaftler_innen werden womöglich bei den politiktheoretischen Ausführungen von Butler das entsprechende Buch genervt beiseite legen, und manche Feminist_ innen, die sich Impulse z. B. für die netzpolitische Praxis erhofften, geben bei den diffizilen Überlegungen zur Subjekttheorie resigniert auf. Positiv lassen sich diese Erfahrungen aber wenden als undramatische Effekte spezifischer Lesarten einer ungemein vielseitigen und entsprechend breit rezipierten Autorin. Anders gesagt: Man muss zwar nicht alle Feinheiten aller Bezugnahmen im Butlerschen OEuvre nachvollziehen, um wesentliche Aspekte zu verstehen. Doch sollte man sich auf unter Umständen zunächst fremde (und befremdliche) Begriffe sowie Argumentationen einlassen wollen. Vor diesem Hintergrund möge das vorliegende Buch gelesen werden als Einladung und Anleitung zum Selbststudium.

Schlagzeile

Campus Studium - Wissen leichter gemacht

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