Beschreibung
Als Sigmund Freud 1932 seine Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse schrieb, hatte er seine Lehrtätigkeit an der Wiener Universität längst eingestellt. Aus dieser Arbeit waren seinerzeit zwischen 1915 und 1917 die achtundzwanzig Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse hervorgegangen. Ihre Buchfassung entwickelte sich schon zu Freuds Lebzeiten zu seinem meistgelesenen Werk. Mit den sieben imaginären Kollegs der Neuen Folge wollte er bewußt an diesen Erfolg anknüpfen. Und zwar aus folgendem Grund: Um von den traditionellen Verlegern unabhängig zu werden, hatte Freud nach dem Ersten Weltkrieg einen eigenen Verlag, den Internationalen Psychoanalytischen Verlag, gegründet. Dieses Unternehmen geriet 1932 in eine schwere finanzielle Krise. So kam Freud auf den Gedanken, ihm durch ein gut verkäufliches Buch aus der Bedrängnis zu helfen. Trotzdem ist keineswegs eine Gelegenheitsarbeit dabei herausgekommen, sondern eines der bedeutenden Alterswerke des Begründers der Psychoanalyse. Wie in den Vorlesungen kann sich der Leser wiederum in einen lebendigen Dialog einbezogen fühlen, in dem Freud ihn nun über den damals letzten Stand der Traumforschung Informiert, ihn sodann mit seinerzeit ganz neuen Erkenntnissen über die seelische Struktur, über Angst und Triebleben sowie über die Psychologie der Frau konfrontiert. Kulturtheoretische Themen - Okkultismus, Religion, Erziehung, Kommunismus usw. - stehen im Zentrum der beiden letzten Kollegs. Der Band enthält ein biographisches Nachwort, in dem der renommierte Freud-Forscher und Freud-Biograph Peter Gay eine meisterliche Skizze von Freuds Leben und Werk zeichnet.
Autorenportrait
Sigmund Freud, geb. 1856 in Freiberg (Mähren); Studium an der Wiener medizinischen Fakultät; 1885/86 Studienaufenthalt in Paris, unter dem Einfluss von J.-M. Charcot Hinwendung zur Psychopathologie; danach in der Wiener Privatpraxis Beschäftigung mit Hysterie und anderen Neurosenformen; Begründung und Fortentwicklung der Psychoanalyse als eigener Behandlungs- und Forschungsmethode sowie als allgemeiner, auch die Phänomene des normalen Seelenlebens umfassender Psychologie. 1938 emigrierte Freud nach London, wo er 1939 starb.