Beschreibung
Mit Frankenstein schuf Mary Shelley eines der bekanntesten Werke der fantastischen Literatur. Die Autorin steht klar in den literarischen und politischen Kontexten ihrer Zeit, der Romantik, schafft aber auch immer wieder Momente des Unerwarteten, Irritierenden, Verstörenden, für die Zeitgenoss:innen und auch für heutige Leser:innen. Die vorliegende kommentierte Auswahl präsentiert für eine deutschsprachige Leserschaft erst noch zu entdeckende Facetten Mary Shelleys: Vor allem in ihren kürzeren Erzählungen wie Der sterbliche Unsterbliche und Verwandlung ist sie zu entdecken als Autorin weiterer Texte der Schauerromantik. Aber ihre Briefe und anderen Romane wie Lodore und Der letzte Mensch bieten auch Überlegungen zu Geschlechterrollen und zur Gesellschaft allgemein. Und schließlich ist sie zu entdecken als Reiseautorin, die sich als aufmerksame Beobachterin der Zustände in den bereisten Ländern erweist, vom Jugendwerk Flucht aus England bis hin zu den Streifzügen durch Deutschland und Italien, die ihr letztes veröffentlichtes Werk waren.
Autorenportrait
Mary Shelley, (1797-1851), die Tochter des Schriftstellers William Godwin und der Frauenrechtlerin Mary Wollstonecraft, wuchs in einem literarisch geprägten Umfeld auf, heiratete den Dichter Percy Bysshe Shelley und wurde durch Frankenstein selbst zur weltberühmten Autorin. Zeit ihres Lebens hatte sie mit schweren Schicksalsschlägen zu kämpfen, so z. B. mit dem frühen Tod ihres Mannes und dreier Kinder.
Leseprobe
Im deutschen Sprachraum ist die Autorin des Frankenstein von einer größeren Leserschaft in wichtigen und noch unbekannten Facetten ganz neu zu entdecken. Zu entdecken ist eine Autorin, die bis heute zu überraschen vermag. Zu entdecken ist eine Autorin, die ein Monster erfand, das zu gleichen Teilen der Schauerromantik und der Aufklärung angehört. Zu entdecken sind Texte, die spannende Geschichten erzählen, aber die die Lesenden dabei auch vor gesellschaftspolitische Fragen stellen und zum Weiterdenken anregen. Zu entdecken ist eine kluge, gebildete, nachdenkliche und politisch denkende Autorin. Keine Revolutionärin, nein, das nicht, aber eine Rebellin im Kleinen und Alltäglichen durchaus. Und nicht zuletzt auch eine literarisch interessante Autorin aus der Romantik, die mit Erzählweisen und Erzählebenen spielt. Zu solchen lohnenden Entdeckungen möchte dieses Buch beitragen. Die Textauswahl deckt Auszüge aus einigen Texten ab, die auf Deutsch bereits vorlagen; hier können Leser:innen, falls ihr Interesse nach der Lektüre dieses Bandes geweckt ist, an anderer Stelle weiterlesen, und das ist selbstverständlich ausdrücklich empfohlen. Andere Texte sind für diese Ausgabe erstmals übertragen worden, und einige lagen zwar schon einmal auf Deutsch vor, sind jedoch nicht mehr leicht zugänglich. Es gibt hier, heißt das, lohnende Facetten zu entdecken, an einer Autorin, deren Name zwar vielen etwas sagt, die aber über ihren Beitrag zur Schauerromantik hinaus hierzulande dennoch noch zu wenig bekannt ist.