Beschreibung
Die 'ersten Freigelassenen der Schöpfung' hatte Herder in seiner Preisschrift 'Über den Ursprung der Sprache' 1770 den Menschen genannt, nachdem er ihn zuvor als Stiefkind der Natur und ein Mangelwesen beschrieben hatte. Über die Mängel des Menschen und sein soziales und politisches Elend wissen wir heute mehr als Herder, von der Freude an der Freiheit und vom Wohlgefallen am Dasein spüren wir dagegen weniger. Freigelassene aber freuen sich zuerst an ihrer Freiheit und probieren spielend ihre neuen Möglichkeiten und Kräfte aus. Warum ist davon so wenig zu merken? Haben uns die alten Pharisäer und die neuen Zeloten mit ihrer konservativen und revolutionären Gesetzlichkeit Angst vor der Freiheit, der Freude und der Spontaneität gemacht? Es wird kaum etwas Gutes und Gerechtes zustande kommen, wenn es nicht aus dem Überschwang der Freude und der Leidenschaft der Liebe geschaffen wird.
Autorenportrait
Dr. Jürgen Moltmann studierte Theologie und wirkte von 1953 bis 1958 als Pfarrer und Studentenpfarrer in Bremen. 1967 kam er an die Universität in Tübingen, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1994 lehrte. Jürgen Moltmann erhielt zahlreiche Preise und 19 Ehrendoktorate.