Beschreibung
Eine Jahrhundertgestalt in neuem LichtMit Jüd Süß und Margarete Maultasch wurde Feuchtwanger weltberühmt. Die Nazis zwangen den selbstbewussten Juden ins Exil, wo er den Wartesaal-Zyklus und die Josephus-Trilogie, eines seiner modernsten Werke, vollendete, die Romane Goya und Die Jüdin von Toledo schrieb. Sein demokratisches und sozialistisches Engagement, vor allem der Bericht Moskau 1937 haben den Streit um seine Person über seinen Tod hinaus nicht verstummen lassen. Weil er sich nie öffentlich von der Sowjetunion distanzierte, geriet der Autor auch im Kalten Krieg zwischen die ideologischen Fronten. Wie jüngst erschlossene Dokumente belegen, war er kein dem Kommunismus verfallener Ästhet, sondern ein skeptischer Optimist, dessen Reflexionen über Geist und Macht aktuell geblieben sind.Feuchtwangers Weg vom Außenseiter im großbürgerlichen jüdischen Elternhaus in München zum Bohemien und streitbaren Theaterkritiker bis zum Kosmopoliten und Weltautor im kalifornischen Exil spiegelt einen wichtigen Teil der Zeit- und Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts wider. Der Schriftsteller schrieb 17 Romane, die in 25 Sprachen erschienen, Dramen, Kurzgeschichten und ein umfangreiches publizistisches Werk. Sein Leben war geprägt von intensiver schriftstellerischer Arbeit und erotischen Abenteuern. Er war ein Aufklärer, fasziniert von der Idee, Geschichte mit literarischen Mitteln auszudeuten. Das Judentum blieb ihm Heimat, als er von den Nazis vertrieben und 1940 in Frankreich interniert wurde, dann in die USA floh, wo man ihm die Einbürgerung verweigerte. Feuchtwanger glaubte an die Vernunft. Er engagierte sich mit Bertolt Brecht, Heinrich und Thomas Mann, Anna Seghers und anderen im Kampf gegen die Nazibarbarei. 1936 reiste er in die Sowjetunion. In seinem Moskau-Buch verklärt er die Stalin-Diktatur, in seinen Romanen erzählt er vom argen Weg der Erkenntnis, den wir zu gehen haben. Wilhelm von Sternburg verknüpft die Darstellung von Feuchtwangers Leben und Werk mit der Epochengeschichte. Seine Biographie regt an, diesen Autor neu zu lesen.
Autorenportrait
Wilhelm von Sternburg, Jahrgang 1939, war über dreißig Jahre als Journalist für Presse, Rundfunk und Fernsehen tätig. Seit 1993 freier Autor. Sternburg drehte mehrere Filme für die ARD (u. a. über Lion Feuchtwanger, Erich Maria Remarque, Anna Seghers und Arnold Zweig), veröffentlichte Bücher zu historischen Themen "Deutsche Republiken. Scheitern und Triumph der Demokratie" (1999) "Als Metternich die Zeit anhalten wollte. Deutschlands langer Weg in die Moderne" (2003) und u.a. Biographien von Adenauer, Lessing, Ossietzky, Remarque, Joseph Roth, Anna Seghers, Arnold Zweig.
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