Beschreibung
Zwischen 1954 und 1975 stand der Verwaltungsjurist Udo Klausa (1910-1998) an der Spitze des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) und prägte maßgeblich die Entwicklung dieses höheren Kommunalverbandes. Lothar Gothe, Aktivist der Studentenbewegung 1968 in Köln und eine der zentralen Figuren des Vereins Sozialistische Selbsthilfe Köln (SSK), hat sich mit dem LVR und seinem ersten Landesdirektor Klausa seit den 1970er-Jahren intensiv beschäftigt und gilt als dessen radikaler Kritiker. Die britische Historikerin Mary Fulbrook rekonstruierte die Geschichte des Holocaust im oberschlesischen Landkreis Bedzin (Bendzin), dokumentierte die Verstrickung des Landrates Klausa in die NS-Verbrechen in den besetzten Ostgebieten und hat dadurch - als Patenkind des Landesdirektors - ihre eigene brisante Familiengeschichte aufgearbeitet. Die Wahrnehmungs- und Erfahrungsebene steht nun im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit, wobei Udo Klausas Nachkriegskarriere, dessen Rolle im Landschaftsverband, Privatleben, Weltbild und Umgang mit der eigenen NS-Vergangenheit in der Perspektive von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, Beobachtern, Weggefährten und Kontrahenten des Landesdirektors reflektiert werden.