Leseprobe
1. Kapitel 'Gibst du mir bitte auch eine?' Niklas liegt im Bett und streckt mir auffordernd eine Hand entgegen. Weil ich keine mehr habe, gebe ich ihm meine halb gerauchte Kippe und setze mich neben ihn. 'Das tut gut!', sagt er und pustet seufzend den Rauch in die Luft. 'Ja', gebe ich ihm Recht. 'Die Zigarette danach ist eben die beste.' Er grinst mich an. 'Und die dazwischen erst! Bleib doch wenigstens noch fünf Minuten!' Jetzt muss ich lachen. 'Mit fünf Minuten bist du doch noch nie hingekommen!' 'Wir könnten ja mal einen Quickie versuchen.' 'Könnten wir', antworte ich, und sofort tritt ein Grinsen auf Niklas' Gesicht. 'Machen wir aber nicht.' Mit diesen Worten weiche ich seiner Hand aus, die mich schon wieder am Arm packen will, und springe auf. 'Der Termin ist wirklich wichtig, wenn ich da zu spät komme, macht Heike mir die Hölle heiß.' 'Das macht sie doch sowieso.' Ich seufze. 'Ich hätte dir niemals von den Schwierigkeiten mit meiner Schwester erzählen dürfen.' 'Das hätte ich auch so gewusst, schließlich kenne ich Heike. Solche Menschen ändern sich nicht.' 'Vorsicht!', sage ich. 'Pass auf, was du sagst, du sprichst immerhin von meiner Schwester!' Ich drohe ihm gespielt mit dem Zeigefinger. 'Ach ja, ich vergaß! Nele Krüger und Heike Bachmann, ein Herz und eine Seele, unzertrennlich seit eh und je!' 'Zumindest nach außen.' Niklas schüttelt grinsend den Kopf. 'Mannomann, was für eine verlogene Branche!' 'Die Leser lieben es', sage ich. 'Und darum geht's.' Niklas lacht. 'Wenn die lieben Leser wüssten, was die Wahrheit hinter Sanne Gold ist - ob sie eure Romane dann immer noch verschlingen würden?' Er lacht noch einmal. 'Ich könnte dich voll erpressen!' Jetzt lasse ich mich doch noch mal aufs Bett plumpsen, stütze mich mit beiden Händen rechts und links neben Nick auf und gebe mir Mühe, ihn so böse wie möglich anzugucken. 'Schöne Idee, Herr Mesterkamp', knurre ich. 'Ich rufe im Gegenzug deine Frau an, dann sind wir quitt.' Niklas grinst. 'Annette würde sich freuen! Schließlich liebt die eure Bücher auch und ist ganz beeindruckt, dass ich euch beide kenne.' Vor Schreck verschlucke ich mich und muss husten. 'Du hast deiner Frau von uns erzählt?' 'Na klar. Muss doch ein bisschen angeben.' Er greift nach meinem Arm und zieht mich zurück aufs Bett. 'Aber wie gut du und ich uns kennen, das weiß sie nicht.' 'Das ist ja wohl eher in deinem als in meinem Interesse.' 'Meinst du? Wie würden eure Leserinnen es wohl finden, dass du mit verheirateten Männern ins Bett gehst? Sicher auch nicht so gut.' Wieder lacht er. 'Ich sag ja, ich könnte dich erpressen, auf ganzer Linie.' Er fängt an, an einer Hand aufzuzählen: 'Erstens: Die Sanne- Gold-Romane werden schon lange nicht mehr von Nele Krüger und Heike Bachmann geschrieben, sondern von einem Ghostwriter. Zweitens: Eine der beiden Schwestern macht auch vor braven Ehemännern nicht halt.' 'Du meinst mit >braven Ehemännern< jetzt wohl nicht dich, oder?', unterbreche ich ihn. Er spricht einfach weiter. 'Drittens: In Wahrheit reden Nele und Heike so gut wie kein Wort mehr miteinander, weil sie total zerstritten sind. Na?' Er zwinkert mir zu und legt einen Arm um mich. 'Was wäre dir mein Schweigen wohl wert?' Ich mache mich von ihm los und hole drohend mit einer Hand aus. 'Lass mich doch meine Witzchen machen! Ich finde es eben lustig, dass ihr als ,Deutschlands erfolgreichstes Autoren-Duo' einen Liebesroman nach dem nächsten auf den Markt werft und die Leute euch diese ganze Schwesterherz-Nummer auch noch abkaufen.' 'Alles eine Frage der PR', antworte ich und stehe wieder auf. 'Und apropos PR: Ich muss jetzt wirklich los, in einer Stunde muss ich schon im Sender sein.' 'Ich guck's mir an!' 'Wie du willst.' Ich greife nach meinem Morgenmantel und streife ihn über. 'Du kannst bei der Sendung sogar anrufen. Die machen da zehn Minuten lang einen >Call-in<, bei dem uns die Fans Fragen stellen dürfen.' 'Dann verstell ich besser meine Stimme.' Nik beginnt zu kieksen.