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Flucht über den Brenner

eBook - Italien und Bayern Krimi - Buchtipp für den Urlaub am Gardasee, Italien- und Bayern-Krimi

Erschienen am 02.10.2018, 1. Auflage 2018
Auch erhältlich als:
9,99 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783944936307
Sprache: Deutsch
Umfang: 444 S., 6.95 MB
E-Book
Format: EPUB
DRM: Nicht vorhanden

Beschreibung

2015, im Jahr der "Flüchtlingskrise": Eine schöne blonde Frau. Blut auf hellem Marmor. Vier geraubte Meisterwerke des Barock. Auf den Straßen Araber und Afrikaner. An den Grenzen Kontrollen. Der Ganove Gianni Canali hat Pech. Als er sich darauf einlässt, bei einem Kunstraub in Verona den Transporter zu fahren, stolpern er und seine Komplizen im Museum über eine Leiche. Auf der Flucht nach Bayern gerät Gianni in eine Grenzkontrolle. Dabei ist seine Ladung gleich doppelt gefährlich für ihn. Die Kommissare Fontanaro aus Verona und Breitwieser aus Traunstein nehmen eiskalte Kunsthändler, skrupellose Schlepper, obskure Oligarchen und einen dubiosen Anwalt ins Visier. Ihre Ermittlungen dies- und jenseits des Brenners scheinen schon zu scheitern. Da geschieht ein zweiter Mord. Mit Kapitelvignetten.

Autorenportrait

Marta Donato ist Germanistin und Kunsthistorikerin. Sie wurde in München geboren, wo sie heute in einem Medienunternehmen arbeitet. Ihre zweite Heimat ist der Chiemgau. Und ihren Urlaub verbringt sie mit ihrer Familie fast ausschließlich in Italien, einem Land, das wie kein anderes reich ist an Schauplätzen für spannende Romane voller Atmosphäre. Dass es die Autorin versteht, Flair und Thrill meisterlich zu verbinden, wissen auch die deutschen TV-Zuschauer, seit das ZDF ihren (unter dem Pseudonym Cristina Camera erschienenen) Italien-Krimi Die Gärten der Villa Sabrini für das Hauptabendprogramm verfilmte.

Leseprobe

Sonntag, 15.11.2015 Verona, 19.30 Uhr Wo blieb Franco? Ungeduldig kontrollierte Renata Mancini die Zeitanzeige auf dem Display ihres Laptops. Heute sollte er sichwahrlich nicht verspäten! Es blieb ihnen nicht viel Zeit! Sie hob den Kopf, ihr Blick war dabei auf das Fenster und hinaus in diestockdunkle Nacht gerichtet. Konzentriert bemühte sie sich, die letzten Geräusche des Museumsalltags richtig zu deuten.Der Palazzo Contini, in ihm war das Museo Civico dArte von Verona untergebracht, hatte eine enorme Ausdehnung über dreiStockwerke. Das riesige Treppenhaus mit Stufen aus Veroneser Marmor übertrug jeden Laut vielfach und deutlich. Der typische Lärm, den die Besucher beim Verlassen des Hauses machten, ebbte allmählich ab. Noch klapperten Schlüssel an die Blechtüren der Schließfächer, hallten Schritte schwerer Schuhe im hohen Gewölbe des Treppenhauses wider. Renata hatte ihr Büro im Erdgeschoss, die Tür zum Gang war nur angelehnt, und so hörte sie Gelächter und Kinderweinen, die Rufe der Museumsdiener im Vestibül, die die Besucher wenig freundlich anwiesen, sich zu beeilen. Eine lange Woche lag hinter ihnen. Das Museumspersonal wechselte zwar fast täglich durch, dennoch war die Luft am Sonntagabend endgültig raus. Studenten der Kunstakademie oder kunstinteressierte Senioren, die sich ihre kärgliche Rente durch einige Stunden Aufsicht aufbesserten, hatten an allen Tagen der Woche Dienst. Sie wollten einfach nur noch nach Hause. Und Renata Mancini bildete keine Ausnahme. Der Erfolg ihrer Ausstellung über italienische Barockmalerei tat ihr gut. Der prächtige Renaissancesaal im Erdgeschoss, nicht weit entfernt von ihrem Büro, war jeden Tag überfüllt von Besuchern. Doch als Kuratorin der Ausstellung ließ sie es sich nicht nehmen, täglich mehrere Führungen zu machen, die sie Kraft und Zeit kosteten und sie ermüdeten. Nach vier Wochen, so lange dauerte die Ausstellung inzwischen schon, hasste sie ihren vielfach abgespulten Text und die immer gleichen Fragen der Besucher. Jeder Tag lief mehr oder weniger vorhersehbar ab. Und abends fühlte sie sich ausgelaugt und übellaunig. Renata holte einen kleinen Spiegel aus der Handtasche, die in der untersten, jetzt weit geöffneten Schublade des Schreibtisches lag, und kontrollierte ihr Make-up. Franco war sehr erpicht darauf, dass ihn ein rot geschminkter Mund küsste, ihr Gesicht puppenhaft zurechtgemacht war. Sie hatte nicht vor, ihn zu enttäuschen. Zu viel stand für Renata auf dem Spiel. Sie war fünfunddreißig Jahre alt, hatte ein langwieriges Studium der Kunstgeschichte hinter sich und vor vier Jahren den Kuratoren-Posten für italienischen Barock am Museum bekommen. Diese Stelle war ihr wahrlich nicht in den Schoß gefallen. Zwei weitere Kandidaten hatten sich auf den begehrten Job Hoffnungen gemacht. Sie lächelte ihrem Spiegelbild zu und legte glänzend roten Lippenstift auf. Ein junger Kunsthistoriker, der ersteMuseumserfahrungen aus Mailand mitgebracht hatte, war an seinem offenkundigen Karrierestreben gescheitert. Franco Risi hatte keine Lust gehabt, sich bereits mit fünfundfünfzig Jahren einen kompetenten und ehrgeizigen Nachfolger ins Haus zu holen. Die zweite Kandidatin, Renatas ehemalige Kommilitonin Giulietta Ricchi, hatte doch tatsächlich geglaubt, sie könnte die Stelle ergattern. Doch Museumsdirektor Risi stand nun mal nicht auf vollschlanke Frauen. Dagegen hatten die blonden Haare von Renata es ihm augenblicklich angetan. Keineswegs ihre natürliche Haarfarbe, aber Franco hatte dafür keinen Blick. Giulietta wollte mit ihrem hervorragenden Studienabschluss punkten. Aber weit gefehlt. Für Franco galten andere Werte. Risi war weniger am Intellekt der Bewerberin interessiert, sondern hatte ein Auge für weibliche Reize. Es war nicht schwer für Renata gewesen, den Museumsdirektor zu durchschauen und ihn im Bett von ihren Qualitäten zu überzeugen. Anschließend war es ein Leichtes gewesen, ihn um den kleinen Finger zu wickeln, ihn glauben zu lassen, was für ein toller Hecht er doch immer noch war. Allein seine Gattin aus noblem Haus, Contessa Claudia Di Primavera, machte ihr Kopfzerbrechen. Sie hatte in der Ehe entschieden die Hosen an und stand Renatas geplantem Familienglück empfindlich im Wege. Deshalb hatte sie sich für diesen Abend fest vorgenommen, mit Franco ein ernstes Wort zu reden. Er musste sich endlich von seiner Frau scheiden lassen. Was wollte er noch von ihr? Renata Mancini schob den Spiegel wieder in ihre Handtasche und konzentrierte sich erneut auf die Geräusche im Haus. Endlich Ruhe, Stille im Museum. Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern und Franco würde sie noch rasch besuchen, bevor er zu dem blöden Empfang im Palazzo Primavera zurückmusste, den seine Frau anlässlich seines 60. Geburtstags geben wollte. Auch Renata hatte dort pünktlich zu erscheinen, um die seriöse und erfolgreiche Kuratorin zu spielen, die Gäste, die aus der Kunstszene Veronas kamen oder von reichen Industriellen- und Bankiersfamilien oder aus der Politik stammten, mit Charme zu umgarnen. Es galt, ihnen Honig ums Maul zu schmieren, damit sie Spendengelder locker machten. Das Museum musste endlich Ankäufe tätigen, damit es für die Besucher interessant blieb, damit sie einen Grund hatten, wiederzukommen. Franco Risi hatte betont, man möge auf Geschenke zu Gunsten von Spenden für sein Museum verzichten. Er tat ganz so, als gehörte es ihm persönlich. Alles war eingeladen, was Rang und Namen in der Stadt hatte und was vor allem reichlich Geld besaß. Doch bevor sie beide sich dem beruflichen Aspekt der Feier widmeten, hatte er sich von Renata ein ganz besonderes, sehr persönliches Geburtstagspräsent gewünscht. Sie war für ihn immer wieder ein unverhofftes Glück, ein Quell steten Hochgefühls. So würde er sie in wenigen Minuten aus ihrem Kostüm schälen, als wäre sie eine zerbrechliche, kostbare Vase aus Muranoglas, ein Geschenk, das in einem kunstvoll verpackten Karton ruhte. Er liebte das verzögerte Vorspiel, genoss die Freude auf ihren Körper in Zeitlupe. Für Renata war das weniger aufregend, vielmehr Mittel zum Zweck. Sie zog den Rubinring ab, den ihr Luca, ihr Verlobter, geschenkt hatte, und steckte ihn in ein Schmucketui, das sie immer in der Handtasche bei sich trug. Luca hatte doch tatsächlich die Stirn gehabt und ihr verboten, an der Party ihres Chefs teilzunehmen. Er hatte ihr eine regelrechte Szene gemacht und ihr mit Entlobung gedroht. Was bildete sich dieser Hungerleider ein? Ihr verbot man nichts! Soweit kam es noch! Sie ließ das Schmucketui zuschnappen und in der Handtasche verschwinden. Stattdessen steckte sie sich den Brillantring an, den sie vor wenigen Wochen von Franco bekommen hatte mit dem Versprechen, sie bald zu heiraten. An dieses Versprechen wollte sie ihn an diesem Abend einmal mehr erinnern. Wieder lauschte Renata in die Nacht. Und endlich hörte sie auch sehr leise Schritte. Weshalb schlich sich Franco an? Einwissendes Lächeln glitt über ihr Gesicht. Sicherlich wollte er sie überraschen. Seine Geheimniskrämerei hatte manchmal schon kindische Züge, aber sie würde ihm den Spaß nicht verderben, sich nicht umdrehen. Ein letztes Mal fuhr sie sich ordnend mit den Fingern durch die blonden Haare. Ein Luftzug sagte ihr, dass die Tür in ihrem Rücken weit aufgeschoben wurde. Wirklich albern, das Ganze! »Finalmente, Franco. Ich dachte schon, du hast mich vergessen! Wir haben nicht viel Zeit, sonst wird deine Frau böse!« Sie warfden Kopf in den Nacken und lachte hell auf. In diesem Moment spürte sie, wie ein Tuch um ihren Hals geschlungen und von hinten fest zusammengezogen wurde. Eisenhart legte es sich auf ihre Kehle, drückte unnachgiebig auf die Luftröhre und nahm ihr den Atem. Verzweifelt versuchte Renata, mit den Händen das Tuch vom Hals zu zerren. Sie riss den Mund dabei weit auf, in dem vergeblichen Versuch, mehr Luft zu bekommen. Doch anstelle einer kurzen Erleichterung wurde ihr ein Lappen in den Mund gestopft, der sie endgültig in Panik versetzte. Je verzweifelter sie sich wehrte, desto mehr würgte es sie. Wild schlug sie um sich. Doch es half ihr nichts. Mit einem letzten, entschiedenen Ruck, der ihren Kopf nach hinten riss, wurde das Tuch zusammengezogen. Renata verlor die Besinnung. Ein letztes Röcheln, ein letztes wildes Aufbäumen, dann sackte die schöne blonde Frau in sich zusammen.

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